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„Frauen dürfen nicht schweigen“Letizia erhält Preis für Kampf gegen Macho-Gewalt

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Königin Letizia

Königin Letizia von Spanien bei einer Veranstaltung in Valencia. (Archivbild)

Dass sie nicht vorhat, schweigend im Schatten ihres Mannes zu stehen, sondern eine emanzipierte Frau ist, machte Letizia gleich bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt im Königspalast klar: „Lass mich mal ausreden“, fuhr sie Spaniens Thronfolger Felipe vor laufender Kamera an, als dieser sie mitten im Satz unterbrechen wollen. Das war zwar schon im Jahr 2003, als sich Spaniens neues Traumpaar nach der formellen Verlobung den Medien stellte. Doch auch als Königin an der Seite von Felipe VI., der vor fünf Jahren von seinem Vater Juan Carlos I. das Königsamt übernahm, nimmt die bürgerliche Letizia kein Blatt vor den Mund.

Letizia, die Felipe im Jahr 2004 heiratete und zwei Töchter mit ihm hat, suchte sich als Spaniens First Lady ihre eigene Rolle: weniger als brave und traditionelle Landesmutter, sondern mehr als progressive Impulsgeberin und feministische Modernisiererin der Nation. Es sei wichtig, dass Frauen die Angst verlieren, ermunterte Letizia bei einem ihrer vielen Auftritte die Spanierinnen. Die Frauen dürften nicht schweigen, sondern müssten sich trauen, „den Mund aufzumachen, wenn es etwas zu sagen gibt“.

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Freche und unbequeme Töne, die im katholisch geprägten Spanien, in dem die Macho-Kultur immer noch tief verwurzelt ist, nicht durchweg gut ankommen. Wohl auch deswegen landet Letizia in den Umfragen über die Beliebtheit der königlichen Familie stets auf den hinteren Rängen. Während Altkönigin Sofía, welche die außerehelichen Liebesabenteuer ihres Gemahlen Juan Carlos bis heute klaglos erträgt und eher die klassische Frauenrolle als perfekte Mutter verkörpert, weiterhin das populärste Mitglied der spanischen Royals ist.

Letizia lässt derweil keine Gelegenheit aus, um sich für eine Stärkung der Frauenrechte, für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung einzusetzen. In der Frauenwelt gebe es viele Dinge, die geändert werden müssen, erklärte die Königin einmal: „die Frauenarbeitslosigkeit, die Gewalt, die Ungleichheit bei der Bezahlung.“ Aber auch die Rollenverteilung in der Familie, wo die Frauen immer noch viel mehr Zeit der Hausarbeit und den Kindern widmeten, als die Männer es tun.

Häusliche und sexuelle Gewalt gegen Frauen

Nun ist die Königin von Spaniens angesehener Beobachtungsstelle gegen Männergewalt für ihr feministisches Engagement als „Persönlichkeit des Jahres“ ausgezeichnet worden. Die Beobachtungsstelle, die von Richtern, Staatsanwälten, Rechtsanwälten und der Regierung getragen wird, würdigt damit, dass sich die Königin für einen Staatspakt aller Parteien und Institutionen einsetzt, um die häusliche und sexuelle Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen. Ein Thema, das die spanische Öffentlichkeit, wo die TV-Nachrichten über jede Macho-Mordtat ausgiebig berichten, tief bewegt.

„Das Engagement der Königin hat es erlaubt, das Problem der häuslichen und geschlechtsspezifischen Gewalt sichtbarer zu machen und die Gesellschaft zu sensibilisieren“, heißt es in der Begründung der Preisjury. Zu diesem Engagement gehört auch, dass sich die Königin mit ehemaligen Prostituierten und deren Verband Apramp traf, um sich für die Probleme der sexuellen Ausbeutung in Spanien zu interessieren. Das Königreich ist eine der europäischen Hochburgen der Sexmafia, die vor allem Immigrantinnen mit falschen Versprechungen nach Spanien lockt und dann unter sklavenähnlichen Bedingungen zur Prostitution zwingt.

Die modern Königin

Auch sonst bricht Letizia Tabus und zeigt, dass sie eine moderne Frau ist: Man sieht sie öfter bei öffentlichen Anlässen mit Billigklamotten von spanischen Modediscountern. Zudem setzt sie sich für gesunde Ernährung ein und lebt dies auch vor: Die gertenschlanke Letizia ist äußerst gesundheits- und umweltbewusst und achtet darauf, dass im Palast nur Produkte aus biologischem Anbau auf den Tisch kommen.

„Sie ist eine moderne Königin“, sagt María Neira, Direktorin der Weltgesundheitsorganisation WHO, die mit Letizia beruflich schon mehrfach zusammentraf. „Und sie redet Klartext.“ Auch eine andere Frau ist voller Lob für Königin Letizia: Julia Melchior, ZDF-Königshausexpertin, die den Dokumentarfilm „Beruf: Königin!“ über Letizia drehte und Spaniens First Lady monatelang begleitete: Letizia sei keineswegs so kühl und unnahbar, wie sie manchmal von ihren Kritikern beschrieben werde. „Sobald sie direkt mit den Menschen zu tun hat“ sagte Melchior in einem Interview, „ist sie sehr warmherzig.“ (ze) 

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