„Insel des Todes“Thailands Insel Koh Tao ist beliebtes Ferienziel – und berüchtigt

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Kho Tao, Sairee-Beach, Thailand.

Koh Tao – Erst kreischen Kneipengänger ohrenbetäubend in einer Kneipe an der schmalen „Gehmeile“ am Ende des Sairee-Strandes auf der Insel Koh Tao im Golf von Thailand. Dann stürmen die aufgeregten, jungen, westlichen Urlauber einem Führer zur nächsten Station des „Pub Crawls“ hinterher. Koh Tao, eine Insel auf der Bucket-Liste von Rucksackreisenden, wird diesmal mit einem organisierten Zug durch mehrere Kneipen abgehakt – in schwarzen Hemden und Hosen. Angesichts der überschäumenden Laune der Rucksacktouristen sicher ein ungewollter Tribut an die traurige, jüngste Vergangenheit von Koh Tao.

Die kleine Ferieninsel, ursprünglich bekannt für ihre anfängerfreundlichen Tauchgebiete und noch vor einem halben Jahrhundert als Kerker für politische Gefangene genutzt, gilt heute manchen Medien zum wachsenden Zorn thailändischer Behörden als „Insel des Todes“.

Denn seit dem brutalen Mord 2014 an einem jungen britischen Urlauberpaar, deren übel zugerichtete Leichen am Sairee-Strand entdeckt wurden, sorgten mysteriöse Todesfälle und sexueller Missbrauch für schlechte Schlagzeilen.

Thailands Polizei in der Kritik

Ein Gericht verurteilte zwei Wanderarbeiter aus Myanmar wegen des Mordes an den beiden Briten im Jahr 2014 zu lebenslangen Haftstrafen. Nach dem rätselhaften Tod einer Belgierin, dem ebenso ungeklärten Verschwinden einer Russin und nun, im Juni, der Vergewaltigung einer Britin wollen die Gerüchte nicht verstummen, eine Bande junger Männer sei für diese Taten verantwortlich.

Sicher ist, dass die geruchs- und geschmacksfreie K.o.-Partydroge Rohypnol sich auf Koh Tao ebenso in den Taschen einiger Partygänger befindet wie im übrigen Thailand und Leuten in die Drinks gemischt wird, um sie dann zu missbrauchen. Das Medikament ist in Thailand einfach zu kaufen.

Doch ob die Todesfälle auf Koh Tao einen Zusammenhang haben, ist umstritten. Die von Echsen und Nagetieren verstümmelte Leiche der 30-jährigen Belgierin Elise Dallemange wurde 2017 im Osten der Insel entdeckt. Die Polizei bezeichnete den Tod der Urlauberin als Selbstmord. Seit dem vergangenen Jahr wird zudem die 23-jährige Russin Valentina Novozhyonova vermisst. Die Polizei erklärte,die Russin sei wahrscheinlich beim „freien Tauchen“ auf eigene Faust im Meer ums Leben gekommen. 

Am Neujahrstag 2015 wurde der 29-jährige Dimitri Povse erhängt in einem Bungalow gefunden. Auch in diesem Fall geht die Polizei von Selbstmord aus – obwohl der Tote mit auf dem Rücken gefesselten Händen gefunden wurde.

Im Fall der jungen Britin „Issy“, die Ende Juni nach einer Vergewaltigung am frühen Morgen am Sairee-Strand aufwachte, lieferte die Polizei ihren Kritikern erneut Munition. Die junge Frau war offenbar mit der Partydroge Rohypnol außer Gefecht gesetzt worden. Nach ihrer Heimkehr berichteten britische Medien und das Online-Portal Samui Times über den Fall. Die Polizei reagierte schnell: Es habe keine Vergewaltigung gegeben, behaupteten die Behörden. Stattdessen verkündeten sie Haftbefehle gegen die britische Betreiberin des Online-Portals und zwölf Thailänder, die einen Facebook-Eintrag über die Vergewaltigung geteilt hatten. Der Vorwurf: Verbreitung von Falschmeldungen. Inzwischen ist Thailands Polizei nun doch bereit, Vertreter nach London zu schicken, um sich die Version des Opfers anzuhören.  

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