Komplett neuer LookConchita Wurst erfindet sich noch einmal neu

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Conchita Wurst überrascht mit einem völlig neuen Look.

Berlin – Da muss man schon zweimal hingucken: Conchita Wurst sieht heute ganz anders aus als noch vor wenigen Monaten. Viele Musiker erfinden sich im Laufe ihrer Karriere neu. In der Pop-Geschichte gibt es berühmte Beispiele. Aber was steckt hinter solchen Imagewechseln?

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So sah Conchita Wurst noch auf einer Veranstaltung im November 2018 aus.

Als bärtige Dragqueen Conchita Wurst gewann Tom Neuwirth mit „Rise Like A Phoenix“ den Eurovision Song Contest - eine Sensation. An den Erfolg von 2014 anzuknüpfen, ist schwer. Viele hatten daher schon länger erwartet, dass sich Neuwirth von seiner Kunstfigur verabschiedet. Damit spielt er nun bewusst und verändert sich - zu sehen beim Wiener Opernball, wo er mit Glatze auftauchte.

Jetzt gibt es den Österreicher in zwei Rollen - mal feminin, mal maskulin, als Diva Conchita und als Fetischburschen Wurst, der von der Plattenfirma Sony als „Electro-Newcomer“ vermarktet wird. „Identitätssuche als Marketing-Gag“, schrieb die österreichische Zeitung „Der Standard“ dazu. Im Video zur Single „Hit Me“ ist Neuwirth kaum wiederzuerkennen: Bart und Haare in silber-blond, der Körper durchtrainiert.

Das Spiel mit Veränderungen perfektioniert hatte einst Weltstar David Bowie (1947-2016), das „Chamäleon des Pop“: rein äußerlich mit diversen Looks vom Folkie über den androgynen Glamrocker und schrillen Vogel bis zum reifen (Hetero-)Mann, aber auch mit stetig erneuerter Musik.

David Bowie Imagewechsel

Die verschiedenen Images von Sänger David Bowie.

Nicht umsonst heißt einer von Bowies berühmtesten Songs „Changes“. Bei dem Briten steckte dahinter nicht das Kalkül eines schlauen Managers - er war selbst so kreativ. „Sein Selbstwertgefühl war viel zu ausgeprägt, um sich auf eine Sache oder einen Look festzulegen“, urteilte der bekannte Musikjournalist Paolo Hewitt. „Und genau das war ausschlaggebend für einen seiner größten Beiträge zum Pop-Zirkus: die Einführung der fortwährenden optischen Veränderung als ein wesentliches künstlerisches Element.“

Stilistische Offenheit machte Madonna so erfolgreich 

Das Vorbild Bowie vor Augen, hat auch Madonna in ihrer fast 40-jährigen Karriere viele Imagewechsel durchlaufen - zuerst als „Material Girl“, später im Marilyn-Monroe-Look, mit „Sex“-Fotos, als Disco-Queen und Schwulen-Ikone, „Evita“, Aerobic-Performerin und Mädchen vom Lande. In ihrer Musik war die im vergangenen Jahr 60 Jahre alt gewordene Sängerin ebenfalls flexibel - nicht zuletzt diese stilistische Offenheit hat Madonna in den Pop-Olymp gebracht. Ohne das selbstbewusste Role-Model aus den USA wäre die nicht ganz unähnliche Karriere der Australierin Kylie Minogue kaum denkbar.

Imagewechsel Madonna

Auch durch ihre stilistische Offenheit hat Madonna den Pop-Olymp erreicht.

Ob Conchita Wurst, David Bowie oder Madonna: Solche Wandlungen seien ein wichtiges Merkmal von Popkultur, sagt Prof. Udo Dahmen, Direktor der Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim. Bowie ist für ihn das Paradebeispiel. „Er hat damit auch immer eine neue Phase eingeläutet.“ Typisch sei auch das Spiel mit den Geschlechtern - wie jetzt bei Neuwirth. Dahmen verweist dabei auch auf Mick Jagger, der in seinen jungen Jahren weicher und androgyner aussah.

Dass Musiker ihr Aussehen immer dann ändern und sich neu erfinden, wenn die Plattenverkäufe runter gehen, würde Dahmen nicht unterstellen. Doch wer steckt hinter dem Wandel? Bei den vielen Gesichtern von Lady Gaga mag es ein Team gewesen sein, das bei den früher noch schillernderen Auftritten mitgemischt hat - wie etwa bei dem Fleischkleid, das ein richtiges Kunstwerk war. Im Kern sei es aber der Künstler, der dafür den Impuls gebe, meint der Pop-Prof. (dpa)

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