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Coronavirus im NachbarlandVerläufe der Lungenkrankheit in Frankreich nicht schwer

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Bordeaux Krankenhaus

Einer der beiden Patienten wird in einem Krankenhaus in Bordeaux behandelt. (Archivbild)

Paris – Die drei in Frankreich mit dem neuen Coronavirus infizierten Patienten sind offenbar nicht schwer erkrankt. Dem Paar, das im Pariser Krankenhaus Bichat wegen der Lungenkrankheit behandelt werde, gehe es gut, erklärten Ärzte am Samstag bei einer Pressekonferenz. Einer von ihnen habe noch etwas Fieber. Der 31-jährige Mann und seine 30 Jahre alte Frau waren demnach am 18. Januar von einem Aufenthalt in Wuhan in Frankreich angekommen.

Auch dem dritten Patienten in Frankreich, der in einer Klinik in Bordeaux behandelt wird, gehe es soweit gut, sagte der Bürgermeister der südwestfranzösischen Stadt, Nicolas Florian, am Samstag. Der 48-jährige Franzose chinesischer Herkunft sei im Weingeschäft tätig und reise zwischen Frankreich und China hin und her, präzisierte der Politiker.

Bei Beschwerden nicht ins Krankenhaus, sondern Notdienst anrufen

Zwischen 10 und 15 Personen, die mit ihm seit seiner Rückkehr nach Frankreich in Kontakt gewesen seien, habe man identifiziert und informiert, so der Bürgermeister. In Bordeaux wurden aufgrund des Gesundheitsrisikos die Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahr an diesem Sonntag abgesagt. Es handelt sich um die ersten Fälle der aus China stammenden Lungenkrankheit in Europa.

Die Regierung werde alles unternehmen, um eine Ausbreitung des Erregers einzudämmen, sagte die französische Gesundheitsministerin Agnès Buzyn. Sie appellierte an alle Reisenden aus China, auf Lungenprobleme und Fieber zu achten. Bei solchen Beschwerden sollten sie keinesfalls einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen, sondern den Notdienst kontaktieren. Dieser würde sie abholen und in ein Krankenhaus bringen.

Inmitten des chinesischen Neujahrsfest meldeten die Behörden in der schwer betroffenen Provinz Hubei am Samstag 15 weitere Tote durch das Virus. Die Menschen seien alle in Wuhan gestorben, wo der Erreger zuerst festgestellt wurde. Zudem sind den Behörden zufolge nun knapp 1300 Menschen mit dem Virus infiziert. Internationale Wissenschaftler gehen von mehreren tausend Infizierten in der Volksrepublik aus.

Peking verstärkte derweil seine Bemühungen zur Eindämmung des Virus noch einmal und entsendete der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge medizinisches Personal des Militärs nach Wuhan. Das Militärteam bestehe aus Experten für Atemwegserkrankungen, Infektionskrankheiten, Infektionskontrolle in Krankenhäusern und Intensivpflege. Einige von ihnen hätten bereits Erfahrung mit der Bekämpfung von Ebola und Sars, einem dem Coronavirus ähnelnden Erreger. Zudem begann die Regierung mit dem Bau eines Spezialkrankenhauses in Wuhan, das innerhalb von zehn Tagen einsatzbereit sein soll.

In einem ersten ungewöhnlichen Schritt hatte Peking bereits seit Donnerstag 13 Städte de facto unter Quarantäne gestellt, indem die Behörden den öffentlichen Verkehr aussetzten. Mehr als 41 Millionen Einwohner sitzen nun zum Neujahrsfest fest. Anstatt der üblichen Feierlichkeiten gab es am Samstag lange Schlangen vor den Apotheken in der Elf-Millionen-Stadt Wuhan. Menschen deckten sich mit Atemschutzmasken ein, die sie von Angestellten in Ganzkörperschutzanzügen entgegennahmen.

Touristenattraktionen in China bleiben geschlossen

Wie in Wuhan wurden auch in Peking Großveranstaltungen anlässlich des chinesischen Neujahrsfests am Samstag abgesagt. Am Freitag kamen außerdem weitere Touristenattraktionen hinzu, die wegen des Coronavirus vorsichtshalber geschlossen wurden. Die Schutzvorkehrungen treffen unter anderem Teile der Chinesischen Mauer sowie das Disneyland in Shanghai. Auch die Ming-Gräber und die Yinshan-Pagode blieben von Samstag an geschlossen, teilte die für die Verwaltung dieser historischen Stätten zuständige Behörde mit.  Zuvor war bereits die vorübergehende Schließung der Verbotenen Stadt und anderer Sehenswürdigkeiten in Peking verkündet worden.

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Einzelne Infektionen wurden auch aus anderen Ländern, darunter Thailand, Nepal, Japan und Südkorea, gemeldet. Australien bestätigte am Samstag einen ersten Fall. In den USA wurden nach Angaben der US-Gesundheitsbehörden bislang zwei Menschen mit dem neuartigen Virus diagnostiziert. Zudem gehen die Behörden 50 weiteren Verdachtsfällen nach. In Großbritannien wurde zusätzliches medizinisches Personal am Londoner Flughafen Heathrow eingesetzt.

Ursprünglich wurde das neue Coronavirus wahrscheinlich von Tieren übertragen, es wird aber auch von Mensch zu Mensch weitergegeben. Trotz des sprunghaften Anstiegs der Fallzahlen in China hatte sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag gegen die Ausrufung eines internationalen Gesundheitsnotstands entschieden. Dazu sei es noch zu früh, teilte die Organisation mit. Bislang gebe es keine Hinweise für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung des Virus außerhalb Chinas. (dpa, afp)

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