Mehrere Todesfälle bekanntSo gefährlich ist das Coronavirus aus China wirklich

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Bisher sind neun durch Coronaviren verursachte Todesfälle nachgewiesen worden.

  • Mittlerweile hat sich das Coronavirus auf große Teile Chinas und ins Ausland verbreitet.
  • Wie gefährlich ist das Virus wirklich? Wie hoch ist die Zahl der Infizierten?
  • Eine Übersicht.

Viele Menschen sind derzeit in Sorge, ob das aus China stammende neuartige Coronavirus auch nach Deutschland gelangen könnte. Mehrere Todesfälle sind bereits bekannt. 

Wie ist aktuell die Lage in China bei den Coronavirus-Infektionen?

Unübersichtlich. In China selbst stieg die Zahl der registrierten Fälle sprunghaft auf 440. Neun Menschen habe das mittlerweile das Leben gekostet Die allermeisten Patienten dort hätten den lokalen Fischmarkt in Wuhan besucht, von wo das Virus sich offenbar verbreitet hat. Ein Isolat aus einem infizierten Tier gibt es allerdings noch nicht; die Infektionskette beruht bislang auf einer Vermutung. Eine Übertragung auf dem Tier-Mensch-Weg nennt man Zoonose.

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Andererseits gibt es den Behörden zufolge auch Fälle von Menschen, die diesen Fischmarkt gemieden, sich aber trotzdem infiziert haben. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung per Tröpfchen-Infektion ist mittlerweile nachgewiesen, wie die chinesischen Behörden mitgeteilt haben. Auch das Robert-Koch-Institut hatte es in einer ersten Stellungnahme für möglich gehalten, dass eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung in China in Einzelfällen stattgefunden hat.

Hat das Virus den Ausgangsort Wuhan verlassen?

Ja, auch über Wuhan hinaus wurde das Virus bislang nachgewiesen, auch im Ausland. Die amerikanischen Gesundheitsbehörden bestätigten, das Virus sei bei einem US-Bürger diagnostiziert worden, der vergangene Woche aus Wuhan in der Nähe von Seattle im Staat Washington eingetroffen sei. Thailändische Behörden erklärten, bei den Erkrankten handle es sich um einen Einheimischen und drei Besucher aus China.

Wie hoch ist die Zahl der Infizierten wirklich?

Forscher am britischen Zentrum für die Analyse globaler Infektionskrankheiten am Imperial College London gehen davon aus, dass auch die Ausbreitung der neuen Krankheit viel größer ist als bisher bekannt. Sie schätzen die Zahl der Patienten auf deutlich mehr als 1700. Man muss allerdings sagen, dass es auch andere Atemwegs-Krankheiten gibt, auf welche die Symptome zutreffen und die deutlich naheliegender sind. Experten vermuten, dass viele chinesische Patienten ihre Erkrankung auch gar nicht den örtlichen Behörden mitteilen, weil sie fürchten, unter Quarantäne gestellt zu werden und nicht mehr arbeiten zu dürfen. Wird die Situation von Chinas Behörden heruntergespielt? Anfangs haben sie die Lage offenbar fehlinterpretiert, zumal die diagnostischen Möglichkeiten in China auch nicht durchgängig so gut sind wie in westlichen Ländern. Ganz sicher wollten die chinesischen Behörden keine Panikmache betreiben, denn sie fürchten eine weitere Ausbreitung durch die aktuelle Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag. Hunderte Millionen Chinesen sind dieser Tage quer durch das Land unterwegs zu ihren Familien, um gemeinsam den Start des neuen Jahres nach dem Mondkalender zu feiern.

Wie gefährlich sind die Coronaviren?

Bis vor einigen Jahren galten Humane Coronaviren als unauffällig und, wie der nordirische Infektiologe John Ziebuhr im Standardwerk „Medizinische Virologie“ schreibt, als relativ harmlos. Bekannt sind die Coronaviren gut: Mitte der 1960er Jahre waren sie erstmals von Patienten mit Atemwegserkrankungen isoliert worden.

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In der Tierwelt verursachten sie auch jenseits der Lunge immer schon gravierende Infektionen mit sehr schweren, mitunter sogar tödlichen Verläufen. Dabei erkrankten das Gehirn, die Leber, der Magen-Darm-Trakt, die Nieren – und auch die Lungen. Geändert hat sich die Einschätzung der Harmlosigkeit im Zuge der Sars-Pandemie im Jahr 2003, die eine weltweite Epidemie auslöste – mit mehr als 800 Todesfällen. Abermals handelte es sich um eine zunächst in Fernost ausgebrochene Lungenkrankheit. Sars bedeutet „schweres akutes Atemwegssyndrom“ (auf Englisch: „Severe Acute Respiratory Syndrom“).

Wie ist das aktuelle Coronavirus einzuschätzen?

Experten wie der Solinger Pneumologie-Professor Winfried Randerath vergleichen es mit dem Sars-Virus, zumal die Symptome ähnlich sind. Schwere Formen ähneln laut Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg den Erscheinungsformen einer sogenannten atypischen Lungenentzündung. Die Unterscheidung ist ohne direkten Erregernachweis schwierig.

Wie verlaufen Infektionen mit Coronaviren?

Eine Infektion mit Coronaviren kann sich abhängig vom Virustyp sehr unterschiedlich ausdrücken. Die Spanne reicht von symptomlosen Verläufen über die Anzeichen einer leichten Erkältung bis hin zu einem lebensbedrohlichen akuten Lungenversagen. Meistens leiden die Betroffenen unter grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Schüttelfrost sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Bei einem Teil der Patienten kommt es zu einer Lungenentzündung mit Atemnot und Husten.

Welche Therapie hilft bei Coronaviren?

Aktuell gibt es bei dieser wie auch vielen anderen viralen Erkrankungen keine ursächliche Therapie. Patienten werden nach ihren Symptomen behandelt, etwa mit Flüssigkeitszufuhr oder fiebersenkenden Medikamenten. In schweren Fällen können kreislaufunterstützende Maßnahmen und eine Beatmung notwendig werden.

Wie weist man das neue Virus nach?

Etwa durch die sogenannte PCR. Das heißt „Polymerase-Kettenreaktion“. Sie vervielfältigt bestimmte Gen-Sequenzen innerhalb einer vorliegenden DNA-Kette. Dazu nimmt man Material möglichst aus den tiefen Atemwegen etwa bei einer Lungenspiegelung, der sogenannten Bronchoskopie. Man spült Kochsalz in das Lungengewebe und saugt es durch das Bronchoskop wieder ein. Dieses Verfahren nennt der Mediziner kurz BAL, die „bronchoalveoläre Lavage“. Ist eine Lungenspiegelung nicht möglich, reicht auch ein Nasen- oder Rachenabstrich. Man kann aber auch im Serum nach einem spezifischen Antikörper auf das Virus forschen, was indes erst nach einigen Tagen funktioniert.

Wie reagieren derzeit die internationalen Flughäfen?

Asiatische Nachbarn haben sicherheitshalber Fieberkontrollen bei Einreisenden aus China eingeführt. In Singapur und Hongkong wurden Fluggäste schon früh nach den Symptomen einer Lungenentzündung befragt. Auch auf den großen US-Flughäfen in New York, San Francisco und Los Angeles gibt es gezielte Gesundheitskontrollen bei Reisenden aus Wuhan. Allerdings schlagen diese Geräte auch bei Patienten an, die beispielsweise an einer milden Erkältung mit leicht erhöhter Temperatur leiden.

Wie ist man in Köln auf ein Auftreten des Virus vorbereitet?

Die Stadt Köln teilt auf Anfrage der Rundschau mit: „Wir sind auf das mögliche Auftreten des Virus vorbereitet. Nach aktueller Einschätzung orientieren wir uns an den aktuellen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und dem Pandemieplan. Im Falle von SARS und auch beim Coronavirus erfolgt die Versorgung über die Sonderisolierstationen in der Bundesrepublik. Für NRW ist das die Sonderisolierstation der Uniklinik Düsseldorf.“

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