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Niedlicher MarlorKleiner Eifel-Löwe wird von Hand aufgezogen

Lesezeit 3 Minuten
Der kleine Löwe nuckelt gern an einem Stoff-Tiger.

Der kleine Löwe nuckelt gern an einem Stoff-Tiger.

Lierfeld – Er hält das Fläschchen in den Vorderpfoten. Dann schnappt er nach dem Sauger, schließt die Augen und trinkt. Es dauert nicht lange und die Milch ist weg - verschwunden im Löwenbauch. "Malor hat einen guten Hunger", sagt Isabelle Wallpott mit dem Löwenbaby auf dem Arm. Die Leiterin des Eifel-Zoos in Lünebach in Rheinland-Pfalz ist seit gut vier Wochen seine Ersatzmama. Denn Löwenmutter Lira hat Malor nach der Geburt vor gut vier Wochen verstoßen. "Sie hat sich nicht gekümmert", sagt die 34-Jährige. Seitdem wohnt das Löwenbaby bei Wallpotts zu Hause im Wohnzimmer.

Malor hat seinen Namen nicht ohne Grund bekommen, erzählt die Tierpflegerin. Er sei "ein Malheurchen" gewesen, denn eigentlich hätte seine Mutter gar nicht trächtig werden sollen: Die Fortpflanzung sollte per Implantat verhütet werden, "aber das hat ja wohl nicht geklappt". Und da "Malheurchen" kein Name für einen Löwen sei, wurde dann Malor daraus.

Er war für alle im Zoo ein Überraschungskind. "Wir wussten nichts von der Schwangerschaft", erzählt die gebürtige Kölnerin Wallpott. Eines Tages habe das Junge im Löwengehege gelegen. Es sei mit etwa 750 Gramm vielleicht ein Frühchen gewesen.

Heute geht es dem hellbraunen, gescheckten Löwen prima - er bringt bereits vier Kilogramm auf die Waage. Etwa sechs Fläschchen Katzenaufzuchtmilch trinkt er täglich. Auch nachts brüllt er vor Hunger: Deshalb schläft Wallpott bei Malor im Wohnzimmer auf dem Sofa. "Es ist schon anstrengend", räumt sie ein.

Neben dem Zoo mit 450 Tieren in Lünebach versorgt sie noch ihre Tochter, vier Katzen und zwei Hunde in ihrem Haus in Lierfeld. Glücklicherweise verstehen sich alle gut.

Natürlich werde Malor auch gestreichelt und gekrault. "Ich passe aber auf, dass es nicht zu viel wird. Denn er ist und bleibt ein wildes Tier", sagt sie. Er müsse sich später gegen Artgenossen durchsetzen können. Bislang sei er mit einem Zähnchen aber ungefährlich.

Wann er wieder zu Löwin Lira und Löwe Nazir zurückkönne, ist noch offen. Es könnte gut sein, dass es ein Jahr dauere, meint Wallpott. Ab Ende März soll Malor einmal täglich eine halbe Stunde im Zoo gezeigt werden.

Dass Löwenbabys von Menschen aufgezogen werden, passiert öfter. 2011 sprang im Zoo Neuwied eine Tierpflegerin für drei Löwenbabys ein. Deren Mutter hatte sie per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Auch dass Löwinnen ihre Jungen verstoßen, komme öfter vor, sagt der Tierexperte Mario Ludwig aus Karlsruhe, und zwar in freier Wildbahn genauso wie im Zoo. Dafür gebe es viele Gründe, sagt der Biologe, etwa bei Erstgebärenden, deren Muttergefühl noch schwach sei. (dpa)

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