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Tatort SchwimmbadIm Ruhrgebiet nimmt die Gewalt im Freibad zu

Lesezeit 3 Minuten
stadionbad schwimmbad köln

Das Stadionbad in Köln: Auch hier patrouillieren Sicherheitskräfte, um Gewalt außerhalb der Becken zu verhindern.

  • In den Freibädern sei „eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft zu erkennen“.
  • Wie die Schwimmbäder im Ruhgebiet reagieren? Wir haben es herausgefunden.
  • Viele Bäder setzten auf Sicherheitskräfte. Manche gehen einen anderen Weg.

Düsseldorf – In den Dortmunder Freibädern kann es mitunter recht rau zu gehen. „Es gibt eine zunehmende Respektlosigkeit gegenüber dem Personal, Diebstähle und Schlägereien von Gästen untereinander“, sagt Michael Dominik, Geschäftsführer der für die Bäder zuständigen Sportwelt Dortmund. Das, was für Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei gelte, sei nun auch in den Bädern angekommen. „Es ist eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft zu erkennen“, sagt Dominik.

Aggresives Verhalten in Freibädern auch in Leverkusen

Immer mehr Städte setzen deshalb in ihren Freibädern Sicherheitskräfte ein. „Die Verrohung der Sitten ist auch in unseren Bädern festzustellen“, sagt eine Sprecherin der Stadt Leverkusen. Die Zahl der eingesetzten Security richtet sich in den Leverkusener Bädern nach der Zahl Badegäste. Der Angriff auf zwei Bademeister und ein zwölfjähriges Mädchen in einem Essener Schwimmbad am Montagabend hat eine Diskussion über zunehmendes aggressives Verhalten in Freibädern ausgelöst.

Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Schwimmmeister, Peter Harzheim, hatte unserer Redaktion gesagt, dass das Verhalten mancher Badegäste seit etwa zehn bis 15 Jahren immer schlimmer werde. Erst am Dienstagabend hat es in einem Freibad in Haltern am See wieder eine Schlägerei zwischen 20 Badegästen gegeben.

Sicherheitskräfte seit fünf Jahren in Köln im Einsatz

In Köln kommen in allen acht Freibädern Sicherheitskräfte zum Einsatz. „Seit fünf bis sechs Jahren machen wir das schon. Das ist auch notwendig geworden. Missen möchten wir die Kräfte nicht mehr“, sagt Franziska Grallmann vom Betreiber Kölnbäder. Immer wieder käme es zu Konflikten unter den Badegästen. „Unsere Freibäder sind keine rechtsfreien Räume“, betont Grallmann. „Wer sich nicht an die Regeln hält, dem erteilen wir Hausverbot.“ Es sei wichtig, dass die Badegäste im Ernstfall schnell einen Ansprechpartner haben. „So können Konflikte im Entstehen gelöst werden“, sagt Grallmann.

Beim Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) bestätigt man die gestiegene Nachfrage nach Sicherheitskräften für Freibäder. „Das subjektive Sicherheitsempfinden hat in den letzten Jahren nachgelassen. Immer öfter fühlen sich Menschen in alltäglichen Situationen unwohl und unsicher“, begründet Verbandssprecherin Silke Wollmann die Nachfrage. „Die Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft hat sich merklich verstärkt. Auseinandersetzungen eskalieren immer öfter“, sagt sie.

Keine schweren Straftaten in Sankt Augustin

„Zur Deeskalation“ würden auch in Bonn je nach Bedarf zwei Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes eingesetzt, sagt Stadtsprecherin Isabel Klotz. Die Stadt Bonn begründet dieses Vorgehen damit, dass das Badpersonal vor allem für die Sicherheit in den Schwimmbecken zuständig sei, während der Sicherheitsdienst die Wiesen überwache.

In Freibädern im Rhein-Sieg-Kreis wird Sicherheitspersonal ebenfalls, jedoch nicht ständig eingesetzt. In Sankt Augustin etwa wird laut Stadtsprecherin Eva Stocksiefen „punktuell und nach Bedarf“ mit einer Securityfirma zusammengearbeitet, „etwa wenn bestimmte Gruppen für Störungen sorgen oder nächtliche ungebetene Besucher nicht nur schwimmen, sondern auch randalieren“. Schwere Straftaten habe es im Sankt Augustiner Freibad ihres Wissens bislang nicht gegeben.

Düsseldorf macht es anders

In Düsseldorf geht man einen anderen Weg. Dort ist kein Sicherheitspersonal beschäftigt. Stattdessen arbeitet die zuständige Bädergesellschaft eng mit der Polizei zusammen. „Unsere Mitarbeiter werden jährlich in Deeskalation, interkultureller Kompetenz und im Umgang mit auffälligen Badegästen intensiv geschult“, erklärt Lena Eich von der Düsseldorfer Bädergesellschaft. Darüber hinaus werde gegenüber den „Störern“ eine mit der Polizei abgestimmte „Null Toleranz“-Strategie gefahren. Wie Eich erklärt, bedeutet das, dass bereits bei einer Auseinandersetzung ein langfristiges Hausverbot für alle Bäder er teilt werde.

In Dortmund spielt Gegend große Rolle

In Dortmund spielt offenbar die Gegend, in der das Freibad liegt, eine entscheidende Rolle „Es gibt ein Gefälle von Süd nach Nord“, sagt Bäderchef Michael Dominik. So habe man in den südlichen Bädern weniger Bedarf an Sicherheitskräften, sagt er. Der Norden Dortmunds gilt in Teilen als sozialer Brennpunkt, der Süden als eher bürgerlich.

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