Weltweite Cyber-AttackeAnzeigetafeln der Bahn gestört – 150 Länder betroffen

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Cyber-Attacke Anzeigetafel

Eine weltweite Welle von Cyber-Attacken hat am Freitag Zehntausende Computer von Unternehmen, Behörden und Verbrauchern getroffen.

Berlin – Anzeigentafeln bleiben leer, Ticketautomaten streiken, Videokameras fallen aus - nach dem Hacker-Angriff kämpft auch die Deutsche Bahn mit den Folgen der weltweiten Attacke. Wie viele Info-Schirme und Automaten noch am Sonntag lahmgelegt waren, konnte ein Bahnsprecher nicht sagen. Die Technik werde nicht zentral gesteuert, Fachleute müssten vor Ort jeweils das Problem lösen. Es werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die Störung zu beheben. Um sich in Zukunft möglichst gut vor solchen Angriffen zu schützen, werde sich eine Task Force mit diesen Fragen auseinandersetzen, hieß es.

Der Zugverkehr sei vom dem Cyber-Angriff nicht berührt gewesen, sagte Bahnchef Richard Lutz. „Sicherheitsrelevante Systeme waren nicht betroffen. Die Sicherheit des Bahnverkehrs war zu jedem Zeitpunkt gewährleistet“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Das Früherkennungssystem der Bahn habe am Freitagabend angeschlagen.

Reiseinformationssysteme ausgefallen

Die Bahn untersuche nun, wie genau es zu der Attacke kommen konnte. Das Unternehmen fängt nach Lutz' Angaben jedes Jahr 150 Millionen Spam-Mails ab. Die Bahn ist das einzige Unternehmen in Deutschland, von dem bislang bekannt wurde, das es von dem weltweiten Cyber-Angriff betroffen ist.

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An mehreren deutschen Bahnhöfen waren die sogenannten Reiseinformationssysteme ausgefallen. Nur der Hinweis „Bitte Aushangfahrplan beachten“ war auf den blauen Tafeln zu lesen. Außerdem informierte die Bahn mit autsprecherdurchsagen die Reisenden beispielsweise am Leipziger und am Hamburger Hauptbahnhof über eine „technische Störung“. Auch Ticketautomaten funktionierten an mehreren Bahnhöfen nicht.

Trojanerangriff

Die Bahn bat Reisende, sich vor Fahrtantritt im Internet über Abfahrtszeiten und -gleise zu informieren. Die Internetseite bahn.de sowie die „Navigator-App“ für Smartphones funktionierten ohne Einschränkung, sagte der Sprecher. An den Bahnhöfen seien die Reisezentren und Informationsschalter geöffnet. Ein Trojanerangriff im Bereich der DB Netz AG hatte für Systemausfälle in verschiedenen Bereichen gesorgt.

In Frankfurt am Main standen Mitarbeiter der Deutschen Bahn bereit, um die Reisenden über Abfahrtszeiten und -gleise zu informieren. Die Fahrgäste waren zu großen Teilen unbeeindruckt von dem Zwischenfall. „Bisher ist alles ohne Probleme abgelaufen, wir können uns nicht beschweren“, sagte Olaf Schwartz, der mit Bekannten auf dem Weg zu einem Fußballspiel war. Er habe zu Hause und unterwegs mit Hilfe der Bahn-App geprüft, ob seine S-Bahn pünktlich fährt.

150 Länder betroffen

Nach Angaben von Europol hat es mindestens 150 Länder getroffen. „Nach der letzten Zählung hat es 200 000 Opfer gegeben“, sagte der Chef der europäischen Ermittlungsbehörde, Rob Wainwright, am Sonntag dem britischen Fernsehsender ITV. Darunter seien auch große Firmen.

Die Welt habe mit einer wachsenden Bedrohung zu tun, sagte Wainwright. Er rechnet mit weiter steigenden Zahlen zu Beginn der neuen Arbeitswoche. Europol schlug ein internationales Vorgehen der Behörden vor, um die Hintermänner zu finden. (dpa)

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