Zahl der Ebola-Toten steigtBehörden bestätigen Opfer im Kongo

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Kongo, Mbandaka: Dieses von der Organisation Ärzte ohne Grenzen am 23.05.2018 zur Verfügung gestellte Foto zeigt Mitarbeiter der Organisation in Schutzanzügen, sie sich darauf vorbereiten Ebola-Patienten in einem Krankenhaus zu behandeln.

Köln – Es ist eine besorgniserregende Premiere: Zum ersten Mal ist das Ebola-Virus in einer Großstadt diagnostiziert worden. Inzwischen sind dem kongolesischen Gesundheitsministerium zufolge mindestens vier Fälle in der Millionenstadt Mbandaka im Nordwesten des Kongo aufgetreten. Im gesamten Land gibt es laut Gesundheitsministerium neun Ebola-Tote. Der Krankheitserreger sei bei den Toten bestätigt worden.

Insgesamt seien 22 Menschen an Symptomen gestorben, die mit Ebola einhergehen – darunter Fieber und Blutungen. Zudem gebe es im Nordwesten des Kongo 52 mögliche Fälle von Ebola, bei 31 wurde das Virus nachgewiesen. Bei weiteren 13 sei Ebola wahrscheinlich, bei acht Erkrankten wird das Virus vermutet.

Kampagne mit einem experimentellen Impfstoff

Benannt nach einem Fluss

Der Ebola-Erreger wird durch Körperflüssigkeiten wie Blut, Speichel, Urin sowie Schweiß und Tränenflüssigkeit übertragen. Mediziner sprechen von einer Schmierinfektion. Das Virus kann sich erst von Mensch zu Mensch verbreiten, sobald Infizierte erste Symptome zeigen. Bis dies geschieht, kann es bis zu drei Wochen dauern. Die Krankheit verbreitet sich damit langsamer als etwa Masern. In der ersten Phase ähnelt Ebola einer Grippe. Die Erkrankten haben hohes Fieber, Durchfall und Erbrechen, zudem klagen sie über Muskelschmerzen. Im späteren Verlauf kommt es häufig zu inneren Blutungen bis hin zum Organversagen, was zum Tode führen kann.

Alles zum Thema Jens Spahn

Je nach Ebola-Typ sterben zwischen 60 und 90 Prozent der Betroffenen. Benannt ist das Ebola-Virus nach einem Fluss im Kongo, wo es 1976 zum ersten überlieferten Ausbruch kam. Nach Expertenmeinung sind verschiedene Fledermausarten natürliche Träger des Erregers, insbesondere der in Afrika weit verbreitete Nilflughund. Dabei kann das Virus bei Kontakt mit den Tieren oder deren Körperflüssigkeiten übertragen werden. Infizieren sich Affen, können Menschen nach Kontakt mit diesen Tieren, auch deren Kadavern, erkranken. (tom)

Um eine erneute Epidemie wie in den Jahren 2013/14 zu verhindern – damals starben in Liberia, Guinea und Sierra Leone mehr als 11 000 Menschen –, geht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Kongo neue Wege.

Anfang der Woche wurde mit einer gezielten Impfkampagne mit einem experimentellen Impfstoff begonnen. Wie der Leiter der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, bestätigte, sollen zunächst etwa 600 Menschen – vor allem Mitarbeiter von Gesundheitseinrichtungen und Personen, die mit den Infizierten in Kontakt waren – geimpft werden.

Wenn sich Ärzte oder Pflegekräfte mit Ebola ansteckten, sei die Gefahr groß, dass sie durch ihren engen Kontakt zu vielen Menschen viele weitere infizierten. Der Impfstoff ist noch nicht offiziell zugelassen, gilt aber als hoch effektiv und darf nach Absprache internationaler Gesundheitsbehörden eingesetzt werden.

Die Impfung ist mit einem hohen logistischen Aufwand verbunden, da das Mittel bei minus 60 bis minus 80 Grad Celsius aufbewahrt werden muss, was die Anwendung in abgelegenen Gegenden erschwert.

Mobile Labors im Einsatz

Der WHO zufolge liegt die Ausbruchsregion 15 Stunden mit dem Motorrad von der nächstgelegenen Stadt entfernt. Die Infrastruktur sei katastrophal. Dennoch habe man der Krankheit den Kampf angesagt: Mobile Labors seien im Einsatz, mit einer Luftbrücke könnten alle entlegenen Brennpunkte erreicht werden, die Grenzen des Landes würden mit UN-Hilfe überwacht. In der Großstadt Mbandaka sei der Kampf gegen das Virus wegen der besseren Infrastruktur zwar einfacher, das Ansteckungsrisiko aber größer, da Infizierte mit mehr Menschen in Kontakt kämen.

Deutschland versicherte seine Unterstützung im Kampf gegen den Ebola-Ausbruch. „Wir müssen unbedingt verhindern, dass sich die Krankheit weiter ausbreitet“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Deutschland stellte der WHO fünf Millionen Euro zur Soforthilfe zur Verfügung.

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Eine Soforthilfe von 60.000 Euro zum Kampf gegen den Ausbruch der Ebola-Seuche in der Demokratischen Republik Kongo stellen die rheinische und die westfälische Landeskirche zur Verfügung. Die Mittel sollen für die Aufklärung der Bevölkerung sowie für Hygieneprodukte, Schutzausrüstungen und Medikamente verwendet werden, teilten die Kirchen mit.

Die Ebola-Fälle im Nordwesten der Demokratischen Republik Kongo sind nicht zuletzt die Folge einer chronischen Unterversorgung eines Landes und seiner Bevölkerung. Mehr als 13 Millionen Menschen sind laut UN in der DR Kongo auf Hilfe angewiesen. Die Gründe dafür sind vielfältig und so komplex, dass die Not von der Weltöffentlichkeit kaum wahrgenommen wird.

Die Nachbarstaaten betreiben Vorsorge

„Vor allem politische Instabilität, zunehmende Gewalt und bewaffnete Konflikte tragen zum Leid der Bevölkerung bei und sind die Ursache für Epidemien, Nahrungsmittelknappheit, Unterernährung und erhöhte Sterblichkeitsraten“, sagt Monika Esders. Die Fachbereichsleiterin Afrika der Johanniter-Auslandshilfe ist gerade in der DR Kongo und berichtet von der großen Not der Menschen: „Die Auswirkungen dieser komplexen Krisenlage sind für die Bevölkerung katastrophal: Menschenrechtsverletzungen, Flucht und Vertreibungen, Ernährungsunsicherheit sowie eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten und ansteigende Sterberaten führen zu einem enormen humanitären Bedarf.“

Die kongolesischen Nachbarstaaten rüsten sich derweil gegen die Krankheit. „Alle neun Staaten haben begonnen, Vorsorgemaßnahmen zu treffen“, sagte Matshidiso Moeti, die bei WHO für Afrika zuständig ist. Besonders Kongo-Brazzaville und die Zentralafrikanische Republik seien wegen eines gemeinsamen Flusssystems gefährdet. Die WHO hat Schutzausrüstung und auch Schnelltests zur Verfügung gestellt, damit die Behörden die Krankheit diagnostizieren und behandeln können. (mit dpa)

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