BeobachtungsstelleDopingsünder aus ganz Europa im Visier

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Wissenschaftler bei der Forschungsarbeit im Labor der Dopingkontrollstelle der Sporthochschule. (Bild: Gauger)

Wissenschaftler bei der Forschungsarbeit im Labor der Dopingkontrollstelle der Sporthochschule. (Bild: Gauger)

Köln – Anfang Juni erst haben die drei Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Arbeit aufgenommen, doch zwei Monate später liegen schon erste Erfolge auf dem Tisch der „Ersten Europäischen Beobachtungsstelle für neue Dopingsubstanzen“. „Wir haben bereits Erkenntnisse zum möglichen Missbrauch neuer veterinärmedizinischer Produkte“, berichtet Professor Dr. Mario Thevis vom Institut für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule (Spoho) Köln.

Seit 2002 besteht das Zentrum für präventive Dopingforschung an der Spoho, jetzt wurde auf Initiative des Bundesinnenministeriums (BMI) unter demselben Dach die erste Europäische Beobachtungsstelle für potenzielle Dopingsubstanzen eingerichtet. Seit Jahren ist die Spoho erfolgreich im Einsatz gegen Doping. Dass seit diesem Jahr alle neuen und nicht zugelassenen pharmazeutischen Produkte im Sport automatisch verboten sind, ist einer Initiative der Sporthochschule und des BMI zu verdanken.

Für Prof. Dr. Mario Thevis ist der neue Status ein wichtiger Baustein, um die Position im internationalen Geschäft auszubauen und eine Vertrauensbasis zu großen pharmazeutischen Firmen zu schaffen. „Das ist eine wichtige Grundlage für die Arbeit“, betont der 38-jährige Leiter. Denn gerade die Zusammenarbeit mit den Unternehmen, die Einblicke in ihre Forschung für geplante Medikamente gewähren, ermöglicht den Wissenschaftlern das frühzeitige Erkennen von Missbrauchspotenzial - Jahre bevor die Substanzen auf den Markt kommen. So können präventive Maßnahmen gegen Missbrauch entwickelt oder zumindest der Nachweis der Substanzen ermöglicht werden. „Medikamente gegen Muskelschwund oder Blutarmut führen bei gesunden Menschen zu erhöhter Leistungsfähigkeit“, erklärt Thevis ein Beispiel für Warnsignale, die Dopingforscher aufhorchen lassen. Andere Sportler verbessern ihre Ausdauer durch Substanzen aus der Veterinärmedizin, die bei Tieren als Masthilfe eingesetzt werden.

Die Arbeitsgrundlage für die drei Wissenschaftler bietet eine umfassende Literatur- und Internetrecherche. Vorher lief die Dopingforschung im Nebenbetrieb des Instituts für Biochemie, jetzt wird eine Vollzeitstelle vom Ministerium des Innern finanziell gefördert. Außer mit großen Pharmazieunternehmen arbeiten die Wissenschaftler auch eng mit europäischen Arzneimittelbehörden, dem Zoll sowie den Bundes- und Landeskriminalämtern zusammen.

Im hauseigenen Labor werden vom Zoll beschlagnahmte Substanzen auf Dopingpotenzial untersucht. Auch im Internet sind die Experten aktiv: Auf dem Schwarzmarkt bestellen sie verdächtige Angebote und analysieren die Mittel anschließend. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen an ein Expertengremium weitergegeben werden, das über die Aufnahme einer neuen Substanz in die Verbotsliste entscheidet.

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