Pfarrkirche St. MargaretaInflation und Energiekrise – Krippe in Neunkirchen-Seelscheid thematisiert aktuelle Themen

Lesezeit 3 Minuten
Selbstgebaute Landschaft mit Häusern, die auf Sand stehen

In der Pfarrkirche St. Margareta in Neunkirchen haben Ehrenamtliche eine außergewöhnliche Krippe gestaltet.

Ehrenamtliche haben in der Pfarrkirche in Neunkirchen eine außergewöhnliche Krippe gebaut, die drängende Themen unserer Zeit aufgreift.

„Es begab sich aber zu der Zeit ...“ – So beginnt die Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium. „Ein jeglicher“ sollte demnach in seine Stadt gehen, um sich an der Volkszählung zu beteiligen. Was das damals bedeutete, das konnten Besucher der Kirche St. Margareta in Neunkirchen in den vergangenen Wochen plastisch erleben.

Ehrenamtlich Engagierte haben eine „erzählende“ Krippe gestaltet, die den Weg von Maria und Josef nach Bethlehem bildlich darstellt. Mitten in der alten Kirche und mitten im Leben steht die Krippe 2022. Denn einen beschwerlichen und auch gefährlichen Weg muss das heilige Paar zurücklegen.

„Wir hatten ein Minenfeld in der Krippe“, erzählt Pfarrer Martin Wierling, der Dornenwald machte seinem Namen alle Ehre. Aber auch andere drängende Themen dieser Zeit fanden über die Wochen der Adventszeit ihren Niederschlag im immer wieder umgestalteten Krippenbild.

Dürre hat den Brunnen versiegen lassen, die geheizten Zimmer sind alle vergeben, verrät das Schild an einer Herberge. Die verbliebenen – kalten – Zimmer werden zu Tagespreisen vermietet, die mit der Inflation galoppieren. Maria und Josef finden Zuflucht unter einer Zeltplane, „sie werden nicht nass“, sagt Reiner Kolf, einer der zahlreichen Krippenbauer. „Aber mehr ist es nicht.“

Über Jahre stand auch in St. Margareta eine traditionelle bergische Krippe. „Quadratmeterweise Moos und Tannenbäume ohne Ende“, sagt ein Mitstreiter. Aus deren Kreis kam die Idee, in diesem Jahr eine andere Krippe zu gestalten. Eine orientalische Krippe nämlich, „zurück zum Anfang“, erklärt Kolf. Sand und Steine prägen das Bild; für die fünf Figuren wurden neue Kleider genäht. Figuren übrigens, die in den zurückliegenden Wochen nicht nur eine Rolle zu spielen hatten: „Multifunktionsheilige“ nennen das die Krippenbauer.


Offene Kirche: Die Krippe in St. Margareta wird auch nach Weihnachten noch zu sehen sein – und das nicht nur zu den Gottesdienstzeiten: Seit Samstag ist auf Beschluss des Kirchenvorstands und nach dem Abschluss einer Vereinbarung mit der Versicherung auch St. Margareta in Neunkirchen eine „offene Kirche“. Rund 20 Ehrenamtliche werden künftig einen Schließdienst leisten. Für Kinder gibt es rund um die Weihnachtskrippe ein Spielangebot. (dk)


Insgesamt 20 waren sie wohl am Ende, die in irgendeiner Form Hand angelegt haben. Gesägt und gehämmert, genäht oder gemalt haben Menschen im Alter zwischen vier und demnächst 81 Jahren. Mehrere Hundert Arbeitsstunden hätten sie wohl investiert, erzählt einer am Rande der Krippe – zusammengerechnet hat das aber niemand.

Wolfgang Hammesfahr aus dem Pfarrgemeinderat freut sich über so viel Einsatz. „Es ist eine schwierige Zeit für die Kirchen“, es sei schön zu sehen, dass sich so viele Menschen zusammengetan hätten, „um etwas so Schönes aufzubauen“. Dass ihre Darstellung der Weihnachtsgeschichte vielleicht auch Kritik auf sich zieht, ist den Freiwilligen wohl bewusst. Zugleich hoffen sie, dass rund um die Krippe die Betrachter miteinander ins Gespräch kommen. Denn, das ist ihnen wichtig: „Das ist ja keine Schaufensterdekoration.“

Rundschau abonnieren