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Brutale „Opa-Bande“ steht vor Gericht

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Rudolf Richter, Lothar Ackermann und Wilfried Ackermann (v.l.) im Hagener Landgericht

Rudolf Richter, Lothar Ackermann und Wilfried Ackermann (v.l.) im Hagener Landgericht

HAGEN. Man ist so alt, wie man sich fühlt. Oder so jung, wie Zeugen einen beschreiben. Zumindest scheint sich das Alter im Dunkeln besser vertuschen zu lassen. Drei rüstige Senioren zwischen 64 und 74 Jahren sollen 16 Jahre lang mit dieser Masche die Polizei in Westfalen genarrt haben. Im November 2004 kam ihnen die Ermittlungsgruppe „Opa“ auf die Schliche. Seit gestern muss sich das Trio vor dem Landgericht Hagen wegen 14 Banküberfällen sowie einer Verabredung zum Verbrechen verantworten. Rund 1,3 Millionen Euro sollen sie erbeutet haben.

Ob 1988 eine Bank in Asemissen, 1989 eine Sparkasse in Iserlohn oder 2001 eine Volksbank in Sümmern: das Muster war stets gleich. Im Winter, wenn die Tage kürzer wurden, sollen die Senioren aktiv geworden sein. Als Startschuss galt laut Polizei der erste Donnerstag nach der Uhren-Umstellung auf die Winterzeit. Da hatten die Banken länger auf und es war dunkel genug, um möglichst unerkannt flüchten zu können. „Sie kamen immer kurz vor Geschäftsschluss“, so Reinhard Rolfes von der Staatsanwaltschaft Hagen.

Die Zeugen beschrieben die Männer als „älter“. Die Polizei suchte in der Gruppe der 40- bis 50-Jährigen. Bis die Ermittler die Auswertung auf einschlägig vorbestrafte Bankräuber über 60 Jahre ausweiteten. Und schon wurden sie auf die drei, die in jüngeren Jahren auffällig geworden waren - der 73-Jährige saß insgesamt 40 Jahre seines Lebens in Haft -, aufmerksam. Die Polizei beobachtete sie und konnte zugreifen, als sich das Trio im vergangenen November - am ersten Donnerstag nach der Zeitumstellung - auf einem Parkplatz im Raum Menden traf. Die Beamten überwältigten sie und fanden im Kofferraum Masken und Waffen.

Mit „netten Opis“ sollen die Drei nichts gemein gehabt haben. Als „massivst bewaffnet“ beschreibt Oberstaatsanwalt Rolfes sie. Mit Hämmern und Äxten zerschlugen die mutmaßlichen Täter Türen, mit Pistolen und Handgranatenattrappen bedrohten sie Opfer. „Gottseidank wurde von den Waffen nie bewusst Gebrauch gemacht“, so Rolfes.

Die älteren Angeklagten gestanden gestern zum Prozessauftakt ihre Beteiligung. Als Motiv gab der 73-Jährige „Angst“ an. Er bekomme keine Rente und wollte nicht ins Altenheim, sagte er dem Gericht. Den drei Senioren drohen bis zu 15 Jahren Haft.

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