Die Politik reizt ihn nicht

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Zur Präsidentschaft ist er sozusagen von 0 auf 100 gekommen. Er hatte sich weder groß bemüht, noch die üblichen Zwischenstufen erklommen, dennoch wurde Dr. Patrick Adenauer, 44 Jahre, kürzlich zum Präsidenten des Arbeitnehmerverbands selbstständiger Unternehmer (ASU) gewählt. Adenauer ist einer der Geschäftsführer und Mitgesellschafter der Firma Bauwens, die sein Bruder Paul Bauwens-Adenauer geerbt hat.

Bevor er 1995 in die Firma eintrat, war er nach dem BWL-Studium beim Wirtschaftsprüfer Peat Marwick New York (heute KPMG), dann in Köln unternehmerisch tätig. In seiner Zeit bei Bauwens entschieden die Brüder, „weg von der reinen Bauausführung hin zur Konzeption und Planung zu steuern. So haben wir die zehn Jahre andauernde Krise der Branche ganz gut überstanden“. Das Unternehmen hat 275 Mitarbeiter.

Adenauer war im Bauindustrieverband aktiv, will diese Ehrenämter aber nun zugunsten der ASU aufgeben. Der Rotarier ist in fünf Aufsichtsräten, sechs Beiräten und in zehn Vereinen, darunter im großen Förderverein für Wallraf-Richartz-Museum und Museum Ludwig, im Verein der Freunde der Kunstsammlung NRW sowie Schatzmeister im rheinischen Kuratorium für die Kölner Oper.

Gemeinsam mit seinem Bruder Paul hat er in diesem Jahr eine Stiftung zur Erhaltung der historischen Kölner Grünanlagen gegründet. Für 30 000 Euro wurde bereits ein Gutachten über den Zustand und die notwendigen Veränderungen erstellt. Das erste Projekt ist der Lindenthaler Kanal. Mit der Stadt wurde ein Vertrag geschlossen, nach dem die Stiftung einen Ein-Euro-Job finanziert. So können am Kanal und im benachbarten Rosengarten erste Arbeiten durchgeführt werden. Vor kurzem hat Adenauer mit seinen Brüdern und zahlreichen Bürgern außerdem eine Initiative gegen Windkraftanlagen in Köln ins Leben gerufen.

Die Zusatzbelastung durch die ASU-Präsidentschaft, sagt der 44-Jährige, sei nur möglich, wenn man sich in der Ehe gut ergänze. Ehefrau Alexandra, studierte Betriebswirtin und Tochter des früheren CDU-Ratspolitikers Klaus Ulonska, „hat die Familie gut im Griff und hält sie zusammen“. Die Kinder Nikolaus (12) und Viktoria (10) sind begeisterte Hockeyspieler im benachbarten Tennisclub Rot-Weiß. Nikolaus, Schüler der Liebfrauenschule, hat ziemlich klare Vorstellungen von seiner beruflichen Zukunft: Er will Hockey-Nationalspieler werden. Viktoria, die gerade Jungfrau im Kinderdreigestirn war, ist sich nicht ganz so sicher. „Zwischendurch wollte sie Schauspielerin werden“, berichtet der Vater, „aber das hat sie ad acta gelegt.“

Patrick Adenauer und seine Frau spielen Golf im Marienburger Golfclub (Bruder Paul ist dort Präsident), und der 44-Jährige versichert, eigentlich habe er viel zu wenig Zeit für dieses Hobby. Sein Handicap von 13 könne er nur halten, weil er jede Woche sonntags eine Trainerstunde habe. Den Sommer verbringt die Familie im belgischen Knokke, den Winter beim Skifahren in Schweiz und in Österreich. Für die Zukunft steht auch Südafrika auf dem Plan.

Adenauer war sechseinhalb Jahre alt, als sein berühmter Großvater starb. Die Familientreffen am 2. Weihnachtstag in Rhöndorf, aber auch die Treffen im Sommer, wenn die Kirschen im Rhöndorfer Garten reif waren, sind ihm noch in lebhafter Erinnerung. Den Enkel hat es nicht in die Politik gezogen. „In einer Partei ist man zu sehr in die Fraktionsdisziplin eingebunden und wird da weich gekocht.“

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