Die Spitze, die dem Gift die Spitze nimmt

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FRANKENFORST. „Man muss schon ein bisschen extrovertiert sein, wenn man eine Zigarettenspitze verwendet“, sagt Wolfgang Diez, Geschäftsführer der Firma Denicotea in Refrath.

Einst mondän, heute exotisch: Das Image des Rauchaccessoire hat sich seit Greta Garbos Zeiten gewandelt. Wer so ein Mundstück benutzt, fällt auf und muss sich bisweilen launigen Kommentaren seiner Mitmenschen stellen.

Einfach die Spitze aufdrehen und den Kieselgel-Filter zeigen, rät Diez: Er will den leicht süffisanten Vorwurf des Snobismus mit dem Gesundheitsargument auskontern. Schließlich entziehe der Filter dem Rauch etwa 35 bis 40 Prozent der Schadstoffe. Nach 15 bis 20 Zigaretten hat sich der Filter braun verfärbt: Dieses Nikotin und Kondensat habe man der Lunge immerhin erspart.

Gar nicht rauchen wäre noch gesünder, doch wem Genuss über Gesundheit geht und wer vom Laster nicht lassen will, dem bietet die Frankenforster Firma nach eigener Aussage so etwas wie einen Königsweg: Gilt dem verschworenen Nikotin-Anhänger sonst die Parole „Leicht gleich Labbrig“, so sollen die Patent-Filter aus Gladbach den typischen Geschmack erhalten.

Jährlich werden etwa 50 Millionen abgesetzt. Mit diesem Nischenprodukt ging Denicotea 1932 an den Markt. Der Firmensitz war zunächst in Köln, wurde aber nach dem Zweiten Weltkrieg nach Gladbach verlegt.

Bis heute hält die FirmaDenicotea eine Art Monopol, doch „das nutzt nichts, wenn keine Verbraucher da sind“, so Diez. Rauchen wurde in Deutschland immer unpopulärer. Die Verluste hat er durch Steigerungen im Ausland ausgeglichen. Als Diez 1981 das Geschäft von seinem Schwiegervater übernahm, wurden Zigarettenspitzen und Filter gerade mal in vier Länder exportiert.

Messeneuheit:

Filter für Wasserpfeife

Heute werden weltweit 45 Länder beliefert, darunter Australien, Japan, Ägypten und Südafrika. Am besten laufe das Geschäft jedoch in Frankreich, wo es eine alte Zigarettenspitzentradition gebe. Der Export mache 50 Prozent des Umsatzes aus, verrät Diez, der bei knapp fünf Millionen Euro im Jahr liege.

Die neueste Entwicklung sind Mundstücke für Wasserpfeifen, die sich bei jungen Leuten auf dem Vormarsch befinden. Bei der heute beginnenden Dortmunder Fachmesse „InterTabak“, mit 150 Ausstellern größte Rauchzubehörmesse Europas, wird das Produkt erstmals präsentiert. Neu sind auch versilberte Zigarettenspitzen.

Insgesamt hält die Firma 50 verschiedene Modelle für Mundstücke feil. Jährlich werden etwa 800 000 Stück verkauft. Auch im Bereich Pfeifen sind die Gladbacher mit etwa 200 Modellen gut sortiert, wenngleich diese nicht selbst produziert werden. Aus eigener Herstellung stammt das Zubehör: Pfeifenputzer und Aktivkohlefilter, die in der Schweizer Zweigstelle gefertigt werden.

Hier sind sieben Mitarbeiter beschäftigt, in Gladbach noch einmal 22. „Diese Zahlen haben wir über Jahre gehalten“, so Diez. Um seine Produkte weiter zu verbreiten, organisiert er Promotion-Touren.

Über Fachhändler würden heute nur wenige neue Kunden geworben. Das liege auch daran, dass es immer weniger Fachhändler gebe und Rauchbedarfsartikel nur noch zehn Prozent ihres Umsatzes ausmachen.

Der Chef selbst macht es sich übrigens abends gerne mit einer schönen Pfeife gemütlich. Oder er raucht Zigarillos, dann am liebsten mit der Bruyère-Spitze Nummer 243.

Sein Motto: „Wenn schon Rauchen, dann genussvoll, bewusst und mit Zigarettenspitze, die das Rauchen weniger schädlich macht.“

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