Egon HoegenDie Stimme des WDR

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Rösrath – Diese Stimme klingt im Ohr. Wie Samt schmiegen sich die einzelnen Töne ans Trommelfell. Irgendwie hat der Klang etwas Wohltuendes, etwas Heilendes. Wer mit Egon Hoegen, der Stimme des WDR, spricht, spürt auch heute noch die Stimmkraft seines Bassbaritons. Der dunkle Klang schmeichelt dem Gehör. Egon Hoegen, der am Sonntag 80 Jahre alt wird, hat von seinem Markenzeichen nichts eingebüßt.

Zurückgezogen lebt Hoegen gemeinsam mit seiner Ehefrau Dorothea in Rösrath. Seit 1976 wohnt er in der Siebengebirgs-Siedlung. „Idyllisch ist es hier“, sagt der Jubilar. Hoegen spricht und dabei klingt sein Bass wie zu besten Zeiten als Sprecher des „Siebten Sinns“ und des „Internationalen Frühschoppens“. Mit beiden Sendungen erlangte er nationale Berühmtheit. Hoegen ist eine Institution.

In Linz am Rhein groß geworden

Hoegen, gebürtiger Düsseldorfer, ist groß geworden im Linz am Rhein. Seine besondere Sprachbegabung, erinnert er sich, sei schon in der Schule aufgefallen. Hoegen spielte Theater und orientierte sich nach dem Weltkrieg zunächst in Richtung der Bretter, die die Welt bedeuten. Im Jahr 1951 war es, als Hoegen an der Theaterschule in Bonn vor dem großen Gustav Gründgens seine Schauspiel- und Bühnenreife beweisen musste. „,Herr Hogen hat Gründgens immer gesagt“, erinnert sich der Jubilar amüsiert. Trotz „o“ statt „oe“: Hoegen bestand die Prüfung, es folgten landesweit Bühnenengagements. Das Funkhaus des damaligen Nordwestdeutschen Rundfunks NWDR betrat Hoegen 1954 das erste Mal. Hoegen startete mit Hörspielen, der NWDR führte seinen neuen Angestellten zunächst als „Sprecher mit künstlerischen Aufgaben“. „Die Prüfung bei Gründgens war mein Sesam-öffne-Dich, sagt Hoegen rückblickend. Schnell fiel seine Bassstimme auf. Es folgten Anstellungen als Erster Sprecher und Chefsprecher. Irgendwann tauchte auch Werner Höfer bei ihm auf. „Den Hoegen will ich für meine neue Sendung“, sagte er. Die Sendung hieß: „Der Internationale Frühschoppen“, ausgestrahlt immer sonntags, immer live, immer um 12 Uhr. „Mit sechs Journalisten aus fünf Ländern“ - der berühmte Einstiegssatz machte auch Hoegen berühmt. Dass Höfer oft Journalisten mit fremdklingenden Namen am Tisch sitzen hatte, war für den Sprecher kein Hindernis. Vorab erkundigte er sich in den jeweiligen Botschaften, wie die korrekte Aussprache des Namens sei. Hoegens Trick beim Sprechen: Vor wichtigen Namen machte er immer eine kleine Zäsur. „Das hob die Bedeutung des Wortes noch weiter hervor.“ Hoegen sagte 2000-mal den Frühschoppen an, von 1957 bis 1987. Mitte der 60er Jahre kam der „Siebte Sinn“ hinzu, noch so eine Kultrolle für den Sprecher. Hoegen sprach die mahnenden Texte der Deutschen Verkehrswacht, während auf den Bildschirmen die Autos zusammenkrachten. Das kam offenbar an: Der „Siebte Sinn“ lief und lief und lief - bis zum Jahr 2005. Und natürlich immer mit Hoegen.

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