Ein bewegtes Leben zu zweit erlebt

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BEDBURG. Als der Bordfunker Matthias Klütsch im Februar 1942 zu seinem ersten Heimaturlaub vom Afrika-Feldzug in Düren ankam, wollte er eigentlich nur seine früheren Arbeitskollegen besuchen. Der gebürtige Manheimer, der seit seinem sechsten Lebensjahre in Düren wohnte und zur Schule ging, hatte vor dem Krieg nach dem Abitur bei der Bahnmeisterei als Buchhalter gearbeitet.

Als er in sein altes Büro kam, saß auf seinem Stuhl ein nettes junges Mädchen. „Ich habe sofort einen Blick auf sie geworfen. Es war Liebe auf den ersten Blick“, schwört der 87-Jährige noch heute. Der Soldat in seiner Khaki-Uniform - damals in Düren ein Ereignis - fackelte auch nicht lange und fragte das Mädchen, ob es in der Mittagspause mit ihm spazieren gehen wolle.

Die junge Dame zierte sich aber. „Ich habe so gar meinen Ring umgedreht, damit es aussah, als wäre ich verlobt“, erzählt Margarete Klütsch schmunzelnd. So leicht wollte sich ihr Kavalier aber doch nicht geschlagen geben. „Ich bin zu einem Freund in die Personalabteilung. Der hat sie dann unter dem Vorwand, er brauche bestimmte Unterlagen, zu sich rufen lassen. Am Ende ist sie dann doch mit mir spazieren gegangen“, sagt Klütsch. Als der Gefreite zurück nach Afrika musste, gab es einen traurigen Abschied am Bahnhof in Köln-Deutz.

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Beim zweiten Urlaub im Oktober 1942 feierte das junge Paar Verlobung. „Ab da trug ich dann den richtigen Ring“, sagt Margarete Klütsch. Weil es damals kein Gold in Deutschland gab, ließ sich ihr Verlobter den Ring von einem Kameraden aus Neapel mitbringen. Im August 1944 - Matthias Klütsch war inzwischen Feldwebel und kämpfte nicht mehr in Afrika, sondern auf europäischen Kriegsschauplätzen - gab es zwischen zwei Einsätzen eine richtige Kriegshochzeit. „Es war schon ein komisches Gefühl, in dieser Zeit mit einem Soldaten verheiratet zu sein“, sagt Margarete Klütsch rückblickend.

Das war damals. Heute feiern Margarete (88) und Matthias Klütsch (87) ihre eiserne Hochzeit. Der Soldat ging nach dem Krieg zurück zur Eisenbahn und wurde später Buchhalter bei RWE. 35 Jahre lang war er Präsident der Bedburger Karnevalsgesellschaft „Ritter em Ulk“, Stadtrat für die CDU und für kurze Zeit sogar Amtsbürgermeister von Bedburg und Lipp.

Seine Frau, eine gelernte Schneiderin, arbeitete zehn Jahre lang als Handarbeitslehrerin an einer Schule im Ort Buchholz, bis der dem Tagebau zum Opfer fiel. Die beiden bekamen drei Söhne und eine Tochter, haben inzwischen fünf Enkel und drei Urenkel.

Über „Mein bewegtes Leben“ hat Matthias Klütsch vor einigen Jahren sogar ein Buch geschrieben. Wenn er daraus erzählt, steht seine Frau Margarete schon mal auf und erledigt etwas anderes. „Ich kenne die Geschichten doch schon alle auswendig“, sagt sie lachend.

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