Ein Platz für die Trauer von Jugendlichen

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BEDBURG / BERGHEIM. Selbst bei der Preisverleihung in Berlin sorgte ihr Umgang mit Trauer für eine ganz eigene Reaktion. Als das Video über den Chatroom für trauernde Jugendliche des Hospiz-Vereins Bedburg / Bergheim begann - mit dunklen Wolken, kleinen Kerzen und trauriger Musik im Hintergrund - herrschte absolute Stille. „Sogar die Politiker haben geschwiegen“, erinnert sich Maxie Kohler.

Sie gehört zu den zehn jungen Chatbegleitern, die inzwischen jeweils zu dritt immer montags zwischen 20 und 22 Uhr im Internet auf der Seite  www.doch-etwas-bleibt.de das Gespräch mit trauernden Jugendlichen suchen. In Berlin wurde die Gruppe jetzt unter 180 Bewerbern mit dem mit 2500 Euro dotierten dritten Platz beim bundesweiten Heinz-Westphal-Preis für ehrenamtliches Engagement von Jugendlichen ausgezeichnet.

Im Sommer hatte Romy Kohler vom Hospiz-Verein die Idee vorgestellt und nach jugendlichen Chatbegleitern gesucht. „Wir wollen die Jugendlichen dort abholen, wo sie eh schon sind“, erklärte sie. Schon lange spielte sie mit dem Gedanken. Der Grund war die eigene Erfahrung nach dem plötzlich Tod ihres Sohnes vor sechs Jahren. „Seine Freunde wussten einfach nicht, wohin mit ihrer Trauer.“

Um ihnen Ansprechpartner zu geben, die wissen, wovon sie reden, bildete Kohler dieses Jahr an einem Wochenende Jugendliche zu Chatbegleitern aus. „Mit Erkenntnissen aus Telefonseelsorge und E-Mail-Beratung habe ich ein ganz eigenes Programm zusammengestellt.“ Neben ihrer Tochter Maxie konnte Kohler unter anderem auch Katharina Stielau, Andrea Beljo und Claudia Hassler dafür begeistern. Überrascht war Kohler, wie schnell das Team die Grundsätze verinnerlicht hat.

Wichtigste Voraussetzung war vor allem eine eigene Erfahrung mit Trauer und der Umgang damit. Katharina Stielau hat zum Beispiel vor zehn Jahren ihren Bruder verloren. „Meine Eltern wollte ich damals nicht mit meiner Trauer belasten“, erinnert sie sich. Ganz einfach ist es für die jungen Leute nicht, mit trauernden Jugendlichen über deren Erfahrungen zu sprechen.

„Wenn jemand etwas erzählt, das man selbst erlebt, kommen schon mal die Erinnerungen hoch. Da fließen auch bei uns mal Tränen“, gibt Andrea Beljo zu.

Dennoch macht der Gruppe die Arbeit Spaß. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn jemand schreibt, dass ihm der Chat etwas gebracht hat“, sagt Katharina Stielau. Und manchmal passiert auch etwas Lustiges im Chat - „da hagelt es dann Smilies“, erzählt Andrea Beljo grinsend. Auch als Gruppe haben die Chatbegleiter zusammengefunden. „Durch das gemeinsame Wochenende und die monatlichen Supervisionen sind wir richtig zusammengewachsen“, stellt Claudia Hassler fest.

 www.doch-etwas-bleibt.de

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