Toskana DeutschlandsDiese Geheimnisse stecken hinter dem Ausflugsgebiet Mosel

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Sommerserie Mosel Foto

  • In unserer Sommerserie „Urlaub zu Hause“ schlagen wir Ausflüge für die Ferien vor.
  • Heute geht es um die Moselschleife: Vom Weinanbau bis hin zu atemberaubender Natur.
  • Wir geben Ausflugstipps und verraten, was sich noch hinter der Historie von Millionen von Jahren verbirgt.

Köln/ Bremm – Marlene Bollig steht auf der Spitze eines Prallhangs an der Mosel. „Das ist einer meiner Lieblingsorte.“ Vor ihr zu sehen ist eine der typischen Schleifen, mit denen die Mosel sich durch die Landschaft zieht. Auf der anderen Flussseite liegt das 1000-Einwohner-Dorf Trittenheim. „Schließen Sie die Augen“, sagt Bollig. „Was hören Sie?“ Ein Vogelkonzert aus unterschiedlichen Stimmen fliegt durch die Luft. „Hier ist immer Vogelgezwitscher zu hören – egal zu welcher Tageszeit. Aber besonders am Morgen.“

Die Mosel. Seit Jahrtausenden prägt dieser Fluss seine Landschaft und die Menschen, die dort leben. An den steilen Hängen wird seit jeher Wein angebaut. „Manche Reben sind bereits über 120 Jahre alt.“ Aber schon die Römer haben den Weinbau in dieser Region für sich entdeckt. Das belegen zwei Sarkophage, die direkt auf dem Steilhang im Jahr 1920 entdeckt wurden. Sie sind aus Sandstein gefertigt und stammen wahrscheinlich aus der Zeit der Regierung der Kaiser Valentinian und Gratian (etwa um 375 n. Chr.). Damals wurden nur die Grabbeigaben an die Universität in Trier übergeben und die Sarkophage an Ort und Stelle wieder eingegraben.

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Bei einer Flurbereinigung im Jahr 2005 tauchten sie wieder auf und sind seit 2006 Teil des Themenwanderwegs „Römersteig“ von Trittenheim nach Minheim. „Die Sarkophage zeigen, wie wichtig den Römern der Wein war, wenn sie sogar ihre Angehörigen in den Steilhängen beerdigen“, erzählt Bollig.

Wie die Alpen die Mosel beeinflussen

Wieso die Mosel ihre charakteristischen Schleifen zieht, das weiß Julian Zemke von der Universität Koblenz-Landau. Dort arbeitet der Wissenschaftler am Institut für Integrierte Naturwissenschaften in der Abteilung Geografie. „Die Region um die Mosel ist knapp eine Million Jahre alt. Sie hat gezwungene Eintiefungen“, erzählt der Geologe. „Der Fluss würde sich nie so tief einschneiden.“ Der Grund dafür ist mehrere hundert Kilometer südlich zu finden – in den Alpen. Als die afrikanische auf die eurasische Platte stieß, erhoben sich die Alpen. Diese tektonischen Kräfte wirkten sich bis in die Mosellandschaft aus.

„Vor knapp 30 bis 35 Millionen Jahren entstand die hügelige Landschaft an der Mosel“, sagt Zemke. „Das war quasi ein geologischer Stoßdämpfer.“ Da es in diesen Regionen immer wieder kleine Erdbeben gibt, sei das ein Zeichen dafür, dass die Erde noch in Bewegung ist.

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Von Gleithängen und Mäanderbildung

Wie ein Prallhang entsteht, das steckt bereits in seinem Namen. „Der Fluss prallt gegen das Ufer und muss eine andere Richtung nehmen“, sagt Zemke. „An der Außenseite der Flussbiegung ist die Fließgeschwindigkeit höher als an der Innenseite. So wird an der Außenseite Gestein abgetragen, während es sich an der Innenseite ablagert.“

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Diese Innenseite der Schleife wird als Gleithang bezeichnet, der wesentlich flacher ist und nach und nach länger wird. Mittlerweile hat der Mensch eingegriffen, um die Mäanderbildung – so die wissenschaftliche Bezeichnung für die Schleifenbildung – zu verhindern. „An besonders engen Flussschleifen, wie etwa bei Bremm oder Traben-Trarbach würde sich der Fluss in wenige Tausendjahren verbinden und die Schleife verschwinden.“

Besondere Natur an der Mittelmosel

Marlene Bollig lebt bereits seit 40 Jahren in Trittenheim an der Mittelmosel. Die Natur und das entschleunigte Leben ist es, was sie an der Region so fasziniert. Die Flora und Fauna sind in dieser Region einzigartig. Die klimatisch begünstigten Hanglagen ermöglichen es, dass sich viele Mauereidechsen in den Fels- und Mauerspalten tummeln. Auch der Schwarze Bär, ein Schmetterling mit schwarz-weißen und orangenen Flügeln, ist an der Mosel heimisch. „Der ist allerdings sehr selten“, sagt Bollig. „Ich habe ihn in den letzten sechs Jahren vielleicht zwei Mal gesehen.“

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Gerade das Schiefergestein ist ein weiterer Grund, warum Wein in dieser Region so gut wächst. „Der Stein wird in der Sonne sehr heiß und kann so auch über Nacht seine Wärme an den Boden und somit die Weinreben abgeben“, erklärt Bollig. „Ebenso enthält er viele Mineralien, die die Pflanzen benötigen.“

Digitalisierung kommt auch an der Mosel an

Die zunehmende Digitalisierung lässt sich auch an den Weinbergen ablesen. „Früher standen die Weinreben enger beieinander. Als alles noch per Hand gemacht werden musste, war der Winzer so schneller auf den Hängen mit der Arbeit fertig.“ An den flurbereinigten Hängen sind einzelne Mauern entfernt worden, so dass ein glatter Hang entstand. Auch die Weinreben stehen fein aufgereiht mit gut einem Meter Abstand zueinander. Gerade so breit, dass eine sogenannte Raupe an einem Traktor befestigt den Hang heruntergelassen und wieder hochgezogen werden kann.

Weiterführende Tipps

Für Kinder: Auf dem Weg von Schweich nach Bernkastel liegt der Freizeitsee Triolago. Dieser bietet verschiedene Aktivitäten für Familien, wie etwa eine Sommerrodelbahn, Minigolf, Wake-Boarden und eine Badestelle am See. Ein weiteres Ausflugsziel  ist der „Kletterpark Wald-Abenteuer Leiwen“. Tickets müssen  online gebucht werden. www.triolago.eu/aktiv www.wald-abenteuer.de Für Wanderer: Für Wanderbegeisterte bietet sich vor allem der  Moselachter bei Trittenheim an.  Dieser abwechslungsreiche Rundweg kann in zwei unterschiedliche Schleifen geteilt werden.   Schlechtwetter-Option: Für ganz heiße oder auch regnerische Tage können Familien das Besucherbergwerk besichtigen. Es ist  ein Schieferbergwerk, das über ein Infozentrum verfügt und kindgerechte Führungen anbietet. www.bergwerk-fell.de Picknick-Plätze: Auf den Wanderwegen bei Trittenheim befinden sich mehrere Plätze, die für ein Picknick geeignet sind. Zu empfehlen ist etwa die Huxlay-Hütte zwischen Mehring und Pöllich. Einen Panorama-Blick über eine der engsten Schleifen der Mosel bieten  der Prinzenkopfturm bei Pünderich und die Drieschhütte.

Währenddessen besprüht er etwa die Reben mit Pestiziden. „Das ist in gut ein bis zwei Stunden erledigt“, erzählt Bollig. „Ein Arbeiter hätte dafür früher ein bis zwei Tage gebraucht.“ Allerdings gäbe es auch Nachteile. „Durch die fehlenden kleinen Mauern kommt es vor, dass bei starkem Regen die Erde den Hang hinunterläuft.“

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Regelmäßig bietet Marlene Bollig auch Touren für die kleinen Touristen an. „Für Kinder ist es wichtig, die Natur zu entdecken“, sagt sie. „Sehen, riechen, hören, fühlen. Mit all ihren Sinnen sollen die Kinder die Natur erforschen.“ Wenn sie mit ihnen auf dem Prallhang gegenüber von Trittenheim steht, mit kilometerlanger Aussicht bis in die Südeifel, sagt sie den Kindern immer, sie sollen die Augen schließen und beschreiben, was sie hören. „Was ziemlich schnell kommt, ist das Zwitschern der Vögel“, sagt sie.

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