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Unterwegs mit der MS. LoreleyDie „beste Wohnlage von Köln“ ist auf dem Rhein

Lesezeit 8 Minuten
Sommerserie Rheinfahrt mit der Köln-Düsseldorfer-3457

Blick auf die Arbeit des Kapitäns.

  • Für unsere Sommerserie haben wir haben einen Tag mit dem Kapitän der Loreley verbracht.
  • Was erlebt und erzählt jemand, der auf dem Wasser zuhause ist?
  • Außerdem geben wir Tipps zum Ausflug, inklusive Einkehrmöglichkeiten und Picknick-Rezept.

Das erste Mal überholt Mirco Fichte den Frachter kurz hinter Linz. Aber darüber kann sich der Kapitän der Loreley nur kurz freuen. In Remagen muss er anlegen und die Sinead zieht wieder vorbei. Es entwickelt sich ein Rennen zwischen den beiden Schiffen. Es dauert nicht lange, da hat die Loreley die Sinead wieder eingeholt. Kurz vor Unkel muss Fichte die Drehzahl der Maschinen verringern. Ein Monitor im Steuerhaus zeigt an, dass die Sinead mit 17 Kilometer pro Stunde unterwegs ist, die Loreley mit 24 Kilometern pro Stunde. Aber das ist gerade ohnehin egal, denn Fichte muss in Unkel anlegen, seine Gäste aussteigen lassen und neue an Bord nehmen. Und wieder ist die Sinead vor seinem Schiff. Kommt er irgendwann an dem Frachter vorbei, um pünktlich wieder in Köln anzulegen?

Es ist ein Nachmittag Ende Mai. Seit ein paar Tagen hat die Köln-Düsseldorfer die Fahrten auf dem Rhein wieder aufgenommen. Die Loreley hat am Morgen in Köln abgelegt, knapp fünf Stunden später ist sie in Linz, von da aus geht es wieder zurück nach Köln – jeweils acht Stopps legt sie auf Hin- und Rückweg ein. In Linz macht das Schiff eine Stunde lang fest. Markus Artz und Hans Kohlmann stehen an der Reling und machen eine kurze Pause. Der Matrose und der Steuermann haben an jedem der Stopps die Planke auf das Schiff gewuchtet, damit Gäste ein- und austeigen können. Jetzt genießen sie für einen Moment die Ruhe, bevor die Rückfahrt beginnt.

Ehemann verschwunden

Auch Gianny Karakus gesellt sich dazu. Der Schiffsmanager ist auf Zypern geboren, seinen Arm ziert ein Anker-Tattoo. „Meine Familie sind Fischer und Seefahrer“, sagt er. „Seit vier Generationen.“ Wenn er in Rente ist, will er seine Sommer dort verbringen. „Meine Onkels haben mir versprochen, dass ich dann den Kutter übernehmen kann.“ Es entspinnt sich ein Gespräch darüber, dass an Bord eines Schiffes nichts wegkommt – keine Geldbörsen, keine Handys, auch keine Ehemänner. Karakus erzählt, wie einmal ein älteres Pärchen an Bord war. Plötzlich suchte die Frau ihren Ehemann. Der war an einem Halt einfach von Bord gegangen. Auf dem Rückweg sammelte die Mannschaft ihn wieder ein.

Gegen 15.30 Uhr kommen die ersten Gäste an Bord, manche haben Fahrräder dabei. Einige haben sich in Linz vielleicht die Burg mit ihrer Folterkammer angeschaut oder die bunten Fachwerkhäuser der Altstadt. Auf dem Marktplatz steht eines der ältesten Rathäuser von Rheinland-Pfalz. Nun geht es für sie zu Tal in Richtung Köln. Als das Schiff ablegt, beginnt das „Wettrennen“ mit der Sinead.

Unkel ist als Rotweinstadt bekannt

In Unkel verlässt Mirco Fichte wie bei jedem Stopp sein Steuerhaus. Von einem Stand draußen kann er das Schiff besser an den Anleger manövrieren. Unkel ist als Rotweinstadt bekannt, aber auch als Wohnsitz von Bundeskanzler Willy Brandt oder der Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff. Als alle Passagiere an Bord sind, steuert Fichte das Boot wieder in die Mitte des Stroms. Auch er kommt aus einer Schifffahrer-Familie. Sein Vater war Kapitän auf einem Schaufelraddampfer auf der Elbe. Für seine Lehre ging Fichte ins Rheinland und heuerte bei der Köln-Düsseldorfer an.

Kurz darauf ist die Sinead wieder eingeholt. „Den kriegen wir nicht von der Backe“, sagt Fichte. Er kann auch nicht mit vollem Tempo überholen, um das andere Schiff nicht zu gefährden. Nicht jeder auf dem Fluss halte sich daran. „Es gibt schon ein paar Rüpel“, sagt Fichte. Er ist ein sogenannter Ablöser, der andere Kapitäne vertritt und erst seit ein paar Tagen auf dem Schiff.

Für die Sommer Monate lebt die Crew - bis zu zehn Leute - auf dem Boot. „Es ist wie eine große Wohngemeinschaft“, sagt Markus Artz. Sie besprechen ihre Probleme oder kochen zusammen. Und wer ist der, der nie aufräumt? „Markus“, sagt Kohlmann ohne zu zögern. Totales Klischee, aber man muss es fragen: Gibt es in den Kabinen Kalender mit nackten Frauen? Und tatsächlich: es findet sich einer.

Auf dem Schiff zu Hause

Auch wenn er Familie und Freunde nicht so häufig sehe, fühle er sich auf dem Schiff zu Hause, sagt Artz. Morgens um 7.30 Uhr bevor es mit dem Aufklaren losgeht, Jargon für aufräumen, trinkt er in Ruhe einen Kaffee mit Blick auf den Rhein. „Von der Aussicht her ist hier jeder Tag wie Urlaub“, sagt er. Die Familie besucht ihn regelmäßig, wenn die Loreley in Köln liegt. „Mein Sohn ist zehn“, sagt Artz. „Der könnte sich auch vorstellen, Binnenschiffer zu werden.“

Zwischen Unkel und Bonn überholt die Loreley die Sinhead immer wieder – und muss sie bei jedem Halt wieder passieren lassen. Auf dem Weg nach Bonn kommt das Schiff noch am Drachenfels mit der Burg Ruine vorbei. Wie Studenten 1819 dort oben feierten, darüber schrieb Heinrich Heine das Gedicht „Die Nacht auf dem Drachenfels“. Als die Loreley wieder in Bonn ablegt, ist die Zeit der Entscheidung gekommen.

Kohlmann hat das Steuer übernommen. „Ich glaube, wir machen der Sinhead jetzt den Garaus“, sagt er. „Da können wir nicht hinterbleiben, sonst kommen wir zu spät.“ Und tatsächlich holt die Loreley auf dem vergleichsweise langen Stück bis Wesseling einen Vorsprung raus, den die Sinead nicht mehr aufholt. Als Fichte hinter Wesseling wieder übernimmt, kommt Artz ins Steuerhaus. Auch ihm ist das Wettrennen nicht entgangen. „Der war mit 17 unterwegs“, sagt er.

Um kurz vor 19 Uhr sind dann die Türme des Kölner Doms zu sehen. Fichte legt in der Altstadt an. Die Gäste verlassen das Schiff. Für die Besatzung heißt es nun aufräumen. Dann steht der Feierabend auf dem Sonnendeck an - mit Blick auf den Fluss und die bunten Häuser. Auf dem Schiff zu leben, habe auch Nachteile, scherzt Artz noch. Er müsse den Boten immer sehr genau erklären, wohin sie seine Pizza liefern sollen. Das würde nicht immer klappen. Was zu verkraften sei, wie er findet. „Meine Kumpels sagen immer, ich habe die beste Wohnlage in Köln.“

Infos zum Tipp

Wer nicht den ganzen Tag auf dem Wasser verbringen möchte, kann auch zu Fuß gehen. Die dritte Etappe des Rheinsteigs geht von Bad Honnef nach Linz. Der Weg ist 18 Kilometer lang. Nach Bad Honnef kommt man von Bonn mit der Straßenbahn 66, vom Bahnhof-Beuel fahren der RB 27 und der RE 8. An der Jugendherberge in Bad Honnef ist der Wanderweg zu finden. Er bringt die Wanderer auch hinauf zur Erpeler Ley. Der dortige Rastplatz bietet einen schönen Ausblick. Ein Restaurant lädt zum Einkehren ein. An der Brug Ockenfells vorbei führt der Weg zum Ende der Etappe in Linz. Die Fähre Richtung Bonn legt um 15.50 Uhr ab. Die Wartezeit kann man sich mit einem Eis von Ciao Ciao verkürzen. Die Eisdiele in der Holzhütte ist montags bis sonntags geöffnet.

Von Bad Honnef nach Köln führt die erste Etappe des Rheinradweges. Die Strecke verläuft auf beiden Rheinufern. Unterwegs ist es immer wieder möglich, die Seiten zu wechseln -  über Brücken oder mit Fähren. Die Etappe beginnt im Siebengebirge mit seinen Wäldern, Felsen und Tälern. Die Strecke führt an Beethovens Geburtshaus vorbei und an den Schlössern Augustusburg und Falkenlust. Von Weitem kündigen die beiden Türme des Kölner Doms das Ende der Etappe an. Die Strecke ist ungefähr 50 Kilometer lang. Drei Stunden Fahrzeit sollten dafür eingeplant werden.

Wer keine Lust hat, sich zu bewegen, der kann in Bad Honnef an Land gehen und im Lutter und Wegner am Rolandsbogen einkehren. Das Restaurant bietet regionale und saisonale Küche und einen schönen Blick auf den Rhein. Derzeit besteht eine Reservierungspflicht. Montags und dienstags ist Ruhetag (außer an Feiertagen). Mittwoch bis Sonntag ist ab 12 Uhr geöffnet. Zu den Klassikern des Restaurants gehören Sauerbraten mit Rotkohl und Kartoffelklößen (21,50€) und gekochter Rindertafelspitz mit Preiselbeer-Meerrettichsauce, Salzkartoffeln und lauwarmem Wirsing-Apfel-Gemüse (21,50€). Kaffee und Kuchen gibt es auch. Kontakt unter Tel. 02228 372 oder info@rolandsbogen.de

Die süßen Seiten des Rheinlandes lassen sich bei Coppeneur in Bad Honnef entdecken. Die Manufaktur Compagnon stellt raffinierte Kreationen aus Schokolade und Kakao her. Im Haupthaus (Gewerbepark Dachsberg 1) können Kunden auf 250 Quadratmetern Pralinen kaufen, sich deren Herstellung erklären lassen und etwas über den Anbau von Kakao erfahren. Pralinen zweiter Wahl gibt es dort zu reduzierten Preisen. Geöffnet ist montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr.

Der Drachenfels ist schon aus der Ferne zu sehen. Um ihn zu erklimmen, müssen Fahrgäste in Königswinter an Land gehen. Wer seine Kinder überzeugen möchte, dass es eine gute Idee ist, sollte ihnen vielleicht von den Eseln erzählen. Die warten an der Talstation der Drachenfelsbahn auf die kleinen Gäste und tragen sie nach oben. Kinder dürfen nicht mehr als 40 Kilo wiegen. Die Esel laufen bis zum 31. Oktober samstags, sonn- und feiertags, wenn in NRW Ferien sind täglich (außer freitags) den Berg hinauf – außerdem nach Vereinbarung. Zeiten können bei Familie Muhr erfragt werden Tel. 02223 24650.

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Zutaten: 100 g Haferflocken 3 El Leinsamen 3 El Kürbiskerne 3 El Sonnenblumenkerne 3 El Kokosflocken 3 El Zucker 3 El Ahornsirup 100 ml Kokosmilch

Zubereitung: Alle Zutaten miteinander vermischen und für 15 Minuten bei 180 Grad Umluft in den Ofen schieben, bis das Müsli goldbraun wird. Marmeladengläser zu zwei Dritteln mit dem Obstsalat füllen und 100 ml Kokosmilch darüber gießen.

Granola in ein separates Glas füllen und erst kurz vor dem Verzehr über den Obstsalat geben. (Das Rezept stammt von Anne Bosse, Inhaberin Annegrete Deli in Düsseldorf-Gerresheim)

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