Beauty-Fitness-FormelGesunder Stoffwechsel als Schlüssel zum Wohlbefinden

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Fitness

Fitness hält gesund - und jung

In einen schönen Körper, in jugendliche Ausstrahlung, ein faltenfreies Gesicht und für dynamisches Auftreten investieren Menschen viel Zeit und noch viel mehr Geld. „Allerdings wird meist nur das Äußere, sprich das Chassis, perfektioniert“, sagt Professor Dr. Ingo Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit an der Deutschen Sporthochschule Köln. Damit sei es aber nicht getan, wenn man schön, vital und gesund sein und wirken wolle. Froböse legt den Fokus mit seiner „Beauty-Fitness-Formel“ auf Attraktivität, die jeder je nach Anspruch erfolgreich selber steuern könne.

Auslöser für seinen Vorstoß auf das weite Feld der Schönheitsideale sind all jene Dinge, die sich Menschen meist schon im jugendlichen Alter freiwillig antun und im fortgeschrittenen Alter intensivieren, um nur ja nicht schlaff, wabbelig und verschrumpelt daher zu kommen. So Froböses Erkenntnis, der sich spürbar aufregt, wenn die Rede auf Botox kommt, Hyaluron-Unterspritzungen, Schönheits-Operationen, Tattoos bis zu den Ohren, Piercings überall dort, wo noch Platz ist, Muskelpakete für den platten Bauch und den prallen Po und all die anderen Spielereien, die auf dem großen Markt der Jugendlichkeit und Schönheit den Einzelnen teuer zu stehen kommen.

Schönheit treibt uns an

„Schönheit“, sagt Froböse, „ist ein wichtiges Motiv, die Menschen zum Handeln zu bewegen und Gutes für sich zu tun, das sichtbar wird.“ Und damit meint er nicht den Trend vor allem bei jungen Männern, sich einen muskulösen Körper anzutrainieren, der „mit Attraktivität oft nichts oder nur bedingt etwas zu tun hat“. Er meint auch nicht den Trend vor allem bei Frauen jeden Alters, sich mager zu ernähren. Weder das eine noch das andere entspreche einem schönen Körper, sondern folge lediglich dem gerade mal aktuellen Diktat des Äußeren. Das aber wandelt sich so schnell wie die Mode.

Schönheit basiert laut Froböse vor allem auf der Funktion diverser physikalischer Reaktionen, die perfekt ineinander greifen müssen. Dazu gehöre unter anderem ein guter Stoffwechsel, der schön, jung und vital hält, das richtige Training für elastische Faszien und straffes Bindegewebe, ein aktives Immunsystem, eine ausgewogenen Balance zwischen freien Radikalen und Radikalenfängern im Körper, Mechanismen gegen Zellalterung, die körpereigene Versorgung mit Hyaluron, der Schutz der Haut, die Versorgung der Zellen und des Gewebes und die Vermeidung unsinniger Eingriffe. Dazu zählen laut Froböse nichtdas Bleeching der Zähne, die Botox-Spritzen gegen Stirnfalten oder eine Ernährung, die den Interessen der Industrie aber nicht den Bedürfnissen des Körpers entspricht. „Schön ist“, sagt der Gesundheitsprofessor, „wer sich in seiner Haut wohl fühlt, was sich in Ausstrahlung, Körperhaltung und der Reaktion seines Umfelds widerspiegelt, das ihm Anerkennung zollt.“

Disziplin und Wissen

Um das zu erreichen, bedarf es der Lebensdisziplin, kombiniert mit dem Wissen, was gut, richtig und erfolgversprechend ist, fernab jener Eingriffe, die laut Froböse „unter dem Deckmäntelchen der Medizin gemacht werden und mittlerweile abstruse Formen annehmen“. Wer sich Hyaluronsäure spritzen lasse, schade zwar nicht seiner Gesundheit, müsse sich aber bewusst sein, dass das wie eine „kleine Droge wirkt“. Wer einmal anfange, könne schlecht aufhören.

Verlockend an den Behandlungen ist, dass Hyaluronsäure als wichtiger Bestandteil verschiedener Bindegewebsarten enorm große Mengen Wasser binden kann, sprich die Haut unterpolstert. Der Effekt hält einige Monate, bestenfalls ein Jahr, dann hat der Körper das injizierte Hyaluron wieder abgebaut. Die Haut faltet sich ungeniert wie gehabt und die nächste, einige hundert Euro teure Behandlung ist angesagt.

Der Verfall beginnt mit 25 Jahren

Es lohne sich aber, wenn man, so Froböse, die körpereigene Hyaluron-Produktion ankurbelt. Das geht relativ einfach mit regelmäßigem Ausdauertraining, Dehnung und Belastung des Bindegewebes sowie gezielten Faszien-Übungen. „Hyaluron befindet sich in fast jeder Zelle des Bindegewebes und hält es straff. Gezielte Bewegung stimuliert die Eigenproduktion von Hyaluronsäure.“

Mit zunehmendem Alter – und zwar schon ab dem 25. Lebensjahr – lässt die körpereigene Hyaluronproduktion nach. Wer also mit 50 Jahren anfängt, sich unterspritzen zu lassen, muss gegen ein bereits beachtliches Defizit ankämpfen, wenn er bis dahin nicht seinen Organismus für Hyaluron hat arbeiten lassen.

Gestört wird die körpereigene Hyaluron-Produktion unter anderem durch zu viele Kohlenhydrate und zu viel Zucker. „Beides verursacht eine hohe Insulinausschüttung, die nicht nur die Fettverbrennung stoppt, sondern die Zellen vorzeitig altern lässt. Auch sichtbare und unsichtbare Entzündungen hemmen die Bildung von Hyaluron. Der Körper bringt nämlich seine ganze Kraft auf, um Entzündungsherde zu bekämpfen und hat dadurch weder Zeit noch Kapazität, sich um Hyaluron-Produktion oder andere wichtige Prozesse im Organismus zu kümmern. Gefährlich, so Froböse, sind vor allem unsichtbare Entzündungen, also solche, die bei gewichtigen Menschen durch Bauchfett und die dadurch bedingten hormonellen Veränderungen ausgelöst werden.

Männer bekommen Frauenleiden

Hormonelle Veränderungen werden vermehrt auch bei Männern festgestellt, die nicht nur Brustansatz zeigen, sondern genauso wie Frauen mittlerweile an schwachem Bindegewebe und unter Cellulite leiden. Das liege, so Ingo Froböse, an der zunehmend östrogenhaltigen Kost, gern in Form von zu viel hormonbelastetem Fleisch und Wurstwaren. Kaum verwunderlich also, dass sich auch Männer zunehmend zum Faszien-Training anmelden, das einen unschlagbaren Effekt hat: „Es stimuliert das Bindegewebe, stabilisiert den Wassergehalt im Gewebe, unterfüttert somit die Haut und fördert die Elastizität“, ist also wirkungsvoll gegen Cellulite und Falten.

Wer dieses Training in seinen Wochenplan einbaut, hat bereits den Anfang zu regelmäßiger Bewegung gemacht, um die Zellalterung zu verzögern, bestenfalls zu vermeiden. Regelmäßiger Sport heißt für Froböse: „Drei Mal die Woche, sonst stellt sich der positive Effekt nicht ein. In den Plan gehört auch der Ausdauersport in welcher Form auch immer, um die Durchblutung des Gewebes und die Sauerstoffzufuhr anzukurbeln. Beides zusammen ist vitalisierend.“

Gesundes Immunsysten

Ins Trainingslager für Schönheit und Vitalität geht auch ein intaktes Immunsystem, indem es den Kampf gegen freie Radikale aufnimmt, jene sauerstoffhaltigen Moleküle, die den Organismus enorm belasten, was als oxidativer Stress bezeichnet wird. Konkret heißt das, Zellen altern, werden geschädigt, entarten und Krankheiten können entstehen. „Wir brauchen freie Radikale“, sagt Froböse, „damit unser Immunsystem das Kämpfen nicht verlernt.“

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Das übernehmen die Antioxidantien, die das Immunsystem schickt, um den freien Radikalen den Garaus zu machen. Ziel ist, die Kräfte-Balance zwischen freien Radikalen und Antioxidantien zu halten. Wer da etwas nachhelfen möchte und Antioxidantien wie Vitamin C, E, Beta-Carotin als Vorstufe des Vitamin A, Spurenelemente wie Selen und Zink sowie sekundäre Pflanzenstoffe, also Phytoöstrogene wie Isoflavone und Sulfide zusätzlich isst und trinkt, tut sich nichts Gutes. Froböse: „Das lähmt unser Immunsystem“, das sofort erkennt, dass es sich nicht mehr abrackern muss mit der fatalen Folge, dass ein Ungleichgewicht zwischen Antioxidantien und freien Radikalen entsteht, was der Schönheit ziemlich abträglich ist.

Ein Großversuch an Menschen

Kritik übt Froböse auch am Bleeching der Zähne. Es nervt ihn, weil sich vor allem junge Menschen für das makellos weiße Lächeln „den Schutz der Zähne, der wie Teflon auf der Pfanne sitzt, zerstören lassen“. Das Risiko ist, dass dadurch der Verdauungsprozess, der im Mund beginnt, nachhaltig gestört, und der Organismus durch den chemischen Bleich-Prozess belastet wird.

Als noch gravierender stuft Froböse „das Tapezieren des Körpers mit Tattoos“ ein. Vor geraumer Zeit habe man damit noch an der Schulter aufgehört, „doch mittlerweile werden auch Hals und Nacken tätowiert, sodass die gefährlichen Substanzen die Blut-Hirn-Schranke durchbrechen können.“ Sein Urteil: „Der derzeitige Tattoo-Wahn ist ein Großversuch an Menschen. Die Auswirkungen werden sich in 20 Jahren zeigen.“

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