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DIY-WeihnachtsgeschenkeSo rühren Sie Naturkosmetik selbst an – 5 Anleitungen

Lesezeit 7 Minuten
Naturkosmetik GettyImages

Kosmetik aus der Natur kann man leicht selber machen.

  • Naturkosmetik ist frei von Schadstoffen und wer sie selber anrührt kann zudem nachhaltige Verpackungen wählen.
  • Wir haben 5 Kosmetik-Rezepte getestet – von Gesichtscreme über Bodybutter, Deo, Shampoo bis Lippenbalsam..
  • Naturkosmetik zum Selbermachen: Anleitungen und Ergebnisse des Tests.

Tocopheryl Acetate, Methyl Methacrylate Crosspolymer, Eugenol – selbst in hochwertigen Pflegeprodukten oder gar in Bio-Cremes löst ein Blick auf die Inhaltsstoffe oftmals Verunsicherung hervor. Was bedeuten die einzelnen Fachbegriffe eigentlich? Für manchen Laien liest sich die Liste wie eine bunte Aneinanderreihung des Alphabets, mit einer großen Prise Y. Dazu kommt die meist dicke Plastik-Verpackung, die immer mehr Kunden stört. Kaum ein Tiegelchen kommt heute ohne Kunststoff aus, Produkte in Glas gibt es selten – selbst bei vermeintlichen Öko-Marken.

Deshalb dachten wir uns: Das können wir doch auch selbst! Produkte zu Hause herzustellen, liegt derzeit ohnehin im Trend, und wieso nicht einfach die Kosmetik, die wir wirklich nutzen, persönlich anrühren? Weitere Vorteile:  Es gelangen nur Inhaltsstoffe in die Döschen, die wir kennen und für gut befunden haben, wir sparen diverse Plastiktuben ein und im besten Falle macht die Eigen-Produktion auch noch Spaß.

Doch bevor wir uns ans Anrühren machen konnten, kam die Frage auf: Welche Dinge müssen wir beachten, wenn wir Kosmetik herstellen? Immerhin schmieren wir uns die Cremes nachher auf die Haut. Auf Reizungen wollten wir da lieber verzichten. Deswegen haben wir das Unternehmen „Ethik Kosmetik“ aus Bergisch Gladbach gebeten,  uns bei unserem Do-it-yourself-Vorhaben zu unterstützen. Das Unternehmen von Kosmetikerin Alexandra Tetteh und ihrem  Geschäftspartner Steffen Cremers hat sich Natürlichkeit und fair gehandelten Rohstoffen verschrieben. Die beiden  sagten uns Unterstützung und Beratung bei der Herstellung unserer Kosmetik zu.

Der Einkauf

Kokosöl, Sheabutter, Emulgator, Mandelöl, Kakaobutter und, und, und: Die Einkaufsliste für fünf Kosmetikprodukte ist lang, beinhaltet aber keine unbekannten Chemikalien. Im Gegenteil: Alles ist natürlich und im besten Falle in Bio-Qualität erhältlich. Das einzige Problem, das uns von Geschäft zu Geschäft hetzen ließ: Nicht alle Produkte sind auf einmal in einem einzigen Laden erhältlich. Das macht den Einkauf für einen Analog-Einkäufer durchaus aufwendig. Letztendlich fanden wir die Zutaten in Drogeriemarkt, Bioladen, Reformhaus und der Apotheke – und ein paar wenige bestellten wir dann doch noch im Internet.

Einfacher wäre es wahrscheinlich, gleich alle  Inhaltsstoffe im Internet zu ordern. Spezialisierte Seiten wie Aliacura oder Aromazone (nur auf Französisch!) bieten so gut wie alle benötigten Zutaten.

Die Küche

Diverse Kartons, Tuben und Gläschen sind eingekauft – dann können wir doch loslegen, oder? Ganz so einfach ist es nicht: Auch zum Anrühren benötigen wir einige Utensilien. Mehrere Schüsseln, eine Küchenwaage und ein Handrührgerät sind wohl in fast jeder Küche vorrätig, aber ein Milchaufschäumer? In unserer Testküche fehlen leider die Kaffeetrinker und entsprechend auch dieser Genuss-Lieferant. Aber dank netter Freunde konnten wir kurz vor Test-Start noch einen auftreiben.

Unser Tipp

Bevor es aber jetzt wirklich an die Rezepte geht, noch ein Hinweis: Für den ersten DIY-Kosmetik-Versuch sollten Sie sich etwas  Zeit nehmen! Die einzelnen Rezepte sind zwar nicht schwer umzusetzen, erfordern aber etwas Fingerspitzengefühl, zum Beispiel um die teilweise kleinen Zutatenmengen abzuwiegen, zu mischen oder im Wasserbad aufzulösen. Wir versprechen aber: Es lohnt sich!

Anleitung Gesichtscreme:

Diese Gesichtscreme eignet sich für einen durchschnittlichen Hauttyp und schützt mit ihrer 30-prozentigen Fettphase  im Winter  gut. Die Creme ist das anspruchsvollste Rezept in unserem Sortiment. Denn hier muss man Fett- und Wasserphase zunächst gesondert anrühren und  exakt die richtige Menge jeder Zutat abmessen. Später werden beide Phasen vermischt. Der Emulgator sorgt dafür, dass dies gelingt.

Weil die Gesichtscreme recht empfindlich ist, fügen wir am Schluss  einen chemisch hergestellten Konservierer hinzu, um sie vor Bakterien und Schimmel zu schützen.

Einkaufsliste:

Für die Fettphase

(30 Prozent)

24 Gramm Mandelöl

6 Gramm Emulgator

Für die Wasserphase (70 Prozent)

64 Gramm destilliertes Wasser

3 Gramm Glycerin

2 Gramm Aloe Vera Gel

1 Gramm Cosgard

Anleitung:

  • Für die Fettphase: Mandelöl abmessen, dann das Emulgator-Pulver unterrühren.
  • Für die Wasserphase: Destilliertes Wasser, Glycerin, Aloe Vera Gel vermischen. 
  • Fett- und Wasserphase gemeinsam bei 75 Grad im Wasserbad erhitzen.
  • Nun vorsichtig die Wasserphase in die Fettphase schütten und umrühren.
  • Das Gemisch ca. zwei Minuten mit einem Milchaufschäumer gut verrühren.
  • Konservierer und ätherisches Öl dazu. Mit Spatel rühren, bis die Creme kalt ist. 

Fazit zur Gesichtscreme:

Jennifer sagt: Angenehm in der Anwendung, riecht gut, ist für meine normale Haut nicht zu fettig und pflegt schön.

Angela sagt: Riecht angenehm, fühlt sich geschmeidig an und pflegt meine Haut gut.  Hat bei mir aber leider nur einige Wochen gehalten.

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Bodybutter:

Die Bodybutter sieht nicht nur aus wie eine leckere Buttercreme für die Torte, sie ist auch mindestens genauso fettig und wird in der Küchenmaschine oder mit einem Handrührgerät hergestellt.  

Olivenöl pflegt die Haut sehr gut, zieht aber nur langsam ein. Deswegen wählen wir eine Mischung aus Olivenöl und Mandelöl, letzteres zieht schneller ein. Das Kokosöl wirkt antibakteriell. Trotzdem fettet die Haut nach der Anwendung etwas nach – man sollte sie also nicht unbedingt vor einem langen Bürotag in ordentlicher Kleidung benutzen, sondern lieber als Finish nach einem entspannten Bad am Abend.

Einkaufsliste:

120 Gramm Sheabutter

35 Gramm Mandelöl

35 Gramm Olivenöl

10 Gramm Kokosöl

20 Tropfen ätherisches Öl Vanille (oder nach Wahl)

(reicht für zwei Portionen)

Anleitung:

  • Alle Zutaten (bis auf das ätherische Öl) abwiegen und  langsam im Wasserbad schmelzen lassen.
  • Nach zehn Minuten aus dem Wasserbad nehmen, abkühlen lassen und für 20 Minuten in den Tiefkühler.
  • Die fest gewordene Masse mit der Küchenmaschine cremig rühren, das ätherische Öl hinzufügen.
  • Die Creme mit einem Spatel in ein Einweckglas umfüllen.

Haltbarkeit:  bis zu einem Jahr

Fazit zur Bodybutter:

Jennifer sagt: Mein Favorit! Pflegt toll, riecht toll, zieht toll ein und hinterlässt ein angenehmes Hautgefühl.

Angela sagt: Ich mag eigentlich keine zu fettigen Cremes auf der Haut – diese Bodybutter hat mich aber überzeugt!  Es gibt keinen Schmierfilm.

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Festes Deo: 

Dieses feste Deo verhindert nicht das Schwitzen. Es soll aber dafür sorgen, dass man nicht riecht. Denn: Die Bakterien auf unserer Haut ernähren sich von den abgestorbenen Hautschuppen, und deren Ausscheidungen verursachen den Schweißgeruch. Das Natron schafft ein Milieu, in dem die Bakterien  nicht überleben – und so keinen Geruch verursachen können. Das feinkörnige Natron könnte kratzen – wer empfindlich ist, kann es  mit dem Mörser fein reiben. Kokosöl wirkt antibakteriell.

Das Deo nach der Herstellung 48 Stunden aushärten lassen. Vor jeder Anwendung die Achseln kurz mit Wasser befeuchten, dann mit dem Deo über die Haut fahren.

Einkaufsliste:

20 Gramm Kokosöl

30 Gramm Kaisernatron

30 Gramm Maisstärke

10 Gramm Emulgator (Apotheke)

3 Tropfen ätherisches Öl Pfefferminz (oder nach Wahl)

(reicht für ca. zwei Deos)

Anleitung

  • Kokosöl im Wasserbad schmelzen. Währenddessen Maisstärke, Natron und Emulgator abwiegen.
  • Maisstärke, Natron, Emulgator  zum Kokosöl geben. Rühren, bis es eine
  • homogene Masse ist.
  • Schale aus dem Wasserbad nehmen, kurz abkühlen lassen. Ätherisches Öl hinzufügen und unterrühren.
  • Warme Masse in Eisförmchen geben, kurz abkühlen lassen. Dann für 20 Minuten ins Gefrierfach stellen.

Haltbarkeit: bis zu einem Jahr

Fazit Deo:

Jennifer sagt: Dass ich bei der Anwendung Wasser hinzufügen muss, ist  mir zu unpraktisch. Außerdem finde ich den Duft „Pfefferminz“ unpassend.

Angela sagt: Das feste Deo ist superpraktisch, aber leider nicht effektiv, wenn ich schwitze, es bringt also  nichts.

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Shampoo

Feste Haarseifen sind im Trend, es gibt sie mittlerweile sogar in normalen Drogerien. Das Problem, wenn man in Gegenden mit hartem Wasser wohnt (wie in Köln): Der Kalk kann sich sozusagen zwischen den Haaren festsetzen. Das kann das Haar auf  lange Sicht angreifen. Deswegen sollte man nach dem Waschen mit saurer Rinse (also verdünntem Essig) spülen. Wem das zu kompliziert ist: Bei festem Shampoo braucht man keine saure Rinse. Es ist außerdem leichter selbst herzustellen als Seife.  Aber aufgepasst: Das Tensid reizt die Atemwege – deswegen am besten draußen abwiegen. Das fertige Shampoo muss noch 48 Stunden aushärten.

Haltbarkeit: bis zu sechs Monate

Einkaufsliste:

82 Gramm Tensid

12 Gramm Wasser

6 Gramm Sheabutter

12 Gramm Kokosöl

4 Gramm Kokosaroma (oder mehr Kokosöl)

3 Gramm Seidenprotein

(reicht für ca. zwei Bars)

Anleitung:

  • Tensid abwiegen (Achtung: Es reizt, nicht einatmen!), Wasser dazu, ins heiße Wasserbad, vermischen.
  • Sheabutter, Kokosöl, Kokosaroma und Seidenprotein abwiegen und vermischen.
  • Die Tensid-Paste sollte die Konsistenz von festem Griesbrei haben. Andere Zutaten drunter kneten.
  • Masse in große Eisformen pressen, Luftblasen herrausklopfen, für 20 Minuten ins Gefrierfach stellen. 

Fazit Shampoo:

Jennifer sagt: Die körnige Konsistenz ist anfangs ungewohnt, stört aber nicht. Es schäumt kräftig und die Haare nehmen das Shampoo gut an.

Angela sagt: Mein absoluter Favorit! Schäumt gut und  die Haare sind nach der Wäsche weich und frisch.

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Lipbalm

Ja, herkömmliche Lippenpflegestifte stehen in dem Ruf, viel zu schnell abhängig zu machen. Wer längst nicht mehr darauf verzichten kann, oder bei kalten Temperaturen trockene und rissige Lippen bekommt, greift alternativ  gerne zu fettigen Cremes auf Vaseline-Basis (die meist sogar für Kinder hergestellt  sind).  Dieser selbst gemachte Lipbalm funktioniert ähnlich und besteht aus unterschiedlichen Wachsen und Ölen. Wenn man ihn in ein kleines Döschen abfüllt, eignet er sich auch gut für unterwegs. Der Lipbalm muss nach der Produktion noch etwa sechs Stunden aushärten. Dann verfärbt sich die goldene Flüssigkeit und wird zu einer festen, weißen Creme.

Haltbarkeit: bis zu einem Jahr

Einkaufsliste:

9 Gramm Mandelöl

6 Gramm Kakaobutter

6 Gramm Sheabutter

6 Gramm Bienenwachs

3 Gramm Kokosöl

Anleitung

  • Mandelöl abwiegen, dann die  Bienenwachsplättchen und Kakaobutterplättchen dazugeben.
  • Sheabutter und Kokosöl abwiegen und hinzufügen.
  •  Alle Zutaten gemeinsam ins Wasserbad. Achtung: Nicht zu heiß, das verträgt der Bienenwachs nicht.  
  •  Die flüssige Masse in das gewünschte Gefäß füllen und etwa sechs Stunden aushärten lassen.
  •  Fazit Lipbalm

Jennifer sagt: Riecht toll, ist mir aber eine Nuance zu fest in der Anwendung. Könnte cremiger sein.

Angela sagt: Hat sich im Alltag leider nicht bewährt. Die feste Masse lässt sich schlecht  auftragen und schmeckt unangenehm. 

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