Alpakaspaziergänge, EselwanderungenWo man in NRW mit Tieren spazieren gehen kann

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Alpaka_Aufmacherbild_Credit_Dietmar Kanthak

  • Bei einem Spaziergang mit den „Alpakas vom Haubachtal“ kann man wunderbar entspannen.
  • Wir haben Adressen in der Eifel und im Bergischen Land zusammengetragen, wo man mit Tieren spazieren kann.

Bonn – Bei dieser Wanderung sind Gefühle im Spiel. Bevor es losgeht, informiert Saskia Teuber, Chefin der „Alpakas vom Haubachtal“, über mögliche emotionale Nebenwirkungen der von ihr organisierten Ausflüge: „Schau einem Alpaka nicht zu tief in die Augen, du könntest dich verlieben.“ Ausgangspunkt der Wanderung ist ein Fachwerkhof im Ortsteil Ortsiefen der Gemeinde Much, am Rande des Bergischen Landes. Der fünfjährige Alpaka-Hengst Raffaelo ist als Begleiter auserkoren, den Blick in seine dunklen Kulleraugen erwidert er mit unergründlicher Gelassenheit: kein Kandidat für schnelle Beziehungen.

Gute Laune vorprogrammiert

Teuber hat eine leitende Funktion in einem Betrieb in Troisdorf zum 1. Juli aufgegeben, um sich ganz den Alpaka-Touren widmen zu können. Die Arbeit mit den Tieren sei für sie „der tollste Beruf der Welt“, erzählt sie während der anderthalbstündigen Wanderung durch das Bergische Land. Entspannung und gute Laune seien programmiert. Das liegt natürlich an den flauschigen Verwandten der Lamas. Alpakas, wissenschaftlich Vicugna pacos, zaubern ein Lächeln ins Gesicht von jedem, der ihnen begegnet. Das gilt, hören wir, auch für „harte Männer“, die häufig mit der einschränkenden Bemerkung „Bin nur wegen meiner Frau hier“ ankommen, dann aber vom Charme der Tiere überwältigt werden.

Teuber weiß scheinbar alles über die für ihre warme Wolle berühmten Tiere mit den langen schmalen Beinen und dem langen dünnen Hals. Ausgewachsen werden sie zwischen 80 und 100 Zentimeter groß (Rückenhöhe) und zwischen 65 und 80 Kilo schwer. Raffaelo und der Rest der Herde sind Ende Mai von ihrer Wolle befreit worden. Drei bis vier Kilo des in Südamerika als „Vlies der Götter“ gefeierten, edlen Stoffes gibt ein Alpaka ab. Die Prozedur des Scherens lassen die Tiere ungern über sich ergehen, mit dem Resultat, einer neuen Luftigkeit, seien sie aber hochzufrieden, sagt Teuber: „Die freuen sich.“ Wenn das Wetter mitspielt, suchen sie die Sonne, um Vitamin D zu tanken.

Wer mit den Alpakas vom Haubachtal unterwegs ist, erfährt eine Menge über ihr Persönlichkeitsprofil. Für die Ausflüge qualifiziert sich nicht jedes der 22 Herdenmitglieder: „Manche lieben's, manche nicht so.“ Regen verabscheuen sie. Es handele sich um sehr stolze Tiere, deren Natur nicht so ganz mit dem kuscheligen Erscheinungsbild korrespondiere, erklärt die Expertin. Ihre Neugier und Aufmerksamkeit lässt sie immer wieder innehalten, um die Umgebung zu studieren – und irritierende Momente ausloten: Autoverkehr, Motorräder, rasende Radfahrer. „Die freuen sich, was zu sehen“, weiß Teuber. Abwechslung wüssten sie zu schätzen: „Oh, da ist was Neues!“ Keine gute Idee also, den Begleiter stur an der Leine hinter sich her zu ziehen. Man soll zur Kenntnis nehmen, „was das Lama sagt“. Bildlich gesprochen, versteht sich. Führungskräfte in Unternehmen lernen bei Coaching-Kursen von den Tieren, wie effizientes Teamwork funktioniert.

Alpakas sind Feinschmecker 

Der idyllische Weg durch das Bergische Land beruhigt selbst das aufgeregteste städtische Temperament. Dazu sind wir in der Gesellschaft von „ganz ruhigen Wesen, sehr entspannt“. Das lässt sich allerdings nicht von der Kuh-Truppe behaupten, die wir passieren. Mit einem Höllenlärm und offensivem Auftreten wollen die Tiere auf der anderen Seite des Zauns offenbar klarmachen, wer hier in der Natur das Sagen hat. Raffaelo erzeugt nicht nur hier Summtöne wie ein leise klagendes Baby. Angst? Wer weiß, werden wir belehrt, auf diese Weise artikulierten sich die Tiere in ganz unterschiedlichen Situationen. Sie sprechen ganz offensichtlich eine Fremdsprache.

Pause auf einer saftigen Wiese. Dort lassen es sich die pflegeleichten und genügsamen Tiere gutgehen. Das Gras schmeckt. Rund 2,5 bis 3,5 Kilogramm Futter frisst ein Alpaka am Tag, Gras und Heu. Beim Heu darf man sich die Alpakas vom Haubachtal als ausgewiesene Feinschmecker vorstellen. Sie lieben die feinen Halme.

Der „schönste Beruf der Welt"

Während der Wanderung kommen auch Probleme zur Sprache mit der sich die Leiterin unserer kleinen Expedition konfrontiert sieht: Wölfe zu Beispiel. Sie zwingen sie dazu, die Alpakas nachts sicher unterzubringen. Der Aufenthalt auf den zweieinhalb Hektar Weidefläche, der den Tieren zur Verfügung steht, wäre zu gefährlich. Alpakas sind Fluchttiere, ihre Mittel zur Selbstverteidigung begrenzt. Wofür sie ein bisschen berüchtigt sind, ist das Spucken, Ja, bestätigt Teuber, sie können es, und sie tun es. Aber normalerweise nicht in Richtung Mensch. Den Magensaft, oft vermischt mit gerade Verzehrtem, sondern Alpakas ab, wenn sie sich bedroht fühlen oder eine Frage der Rangordnung klären wollen. Davon war an diesem Nachmittag nichts zu sehen.

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Die Wanderung endet mit einem Picknick, dem Besuch im kleinen Hofladen und schönen Erinnerungen an die vergangenen 90 Minuten. Manche Besucher stellen in diesen Augenblicken fest: „Ich will jetzt eigentlich gar nicht gehen.“ Ein Gefühl von Verbundenheit – es muss ja nicht gleich Liebe sein – nimmt garantiert jeder mit. Manche melden sich später bei der Chefin der Alpakas vom Haubachtal und fragen: „Wie geht's meinem Alpaka?“ Kein Wunder, dass sie noch einmal schwärmt vom „schönsten Beruf der Welt“.

Alpakas vom Haubachtal: Landwirtschaftlicher Betrieb, Saskia Teuber, Ortsiefen 1, 53804 Much, www.alpakas-vom-haubauchtal.de; E-Mail: Haubachtal@gmail.com

Die Wanderung beginnt am Hof von Saskia Teuber. Dort gibt es bei einer Erfrischung eine kleine Einführung. Danach darf jeder sein Alpaka halftern, und dann geht's los. Die Wanderung im Bergischen Land dauert rund anderthalb bis zwei Stunden und endet mit einem gemeinsamen Picknick wieder am Hof.

Preise: 50 Euro je Alpaka-Führer; 35 Euro je Begleitung; Kinder von vier bis zwölf Jahren: 25 Euro; Kinder bis drei Jahre: 15 Euro Kinder bis zwölf Jahre dürfen nur als Begleitung teilnehmen

Familienpreis mit zwei Alpakas: Zwei Erwachsene und zwei Kinder 110 Euro (jedes weitere Kind 10 Euro). Für die Kinder gibt es außer den Alpakas noch viele andere Tiere auf dem Hof zu entdecken.

Begegnungen mit Tieren – Tierwanderungen in NRW

Wer in seiner Freizeit gern Tieren in der Natur begegnet, liegt hier richtig. Sechs Tipps für die ganze Familie.

1. Eselwandern Eifel

Ein Naturerlebnis beim Eselwandern in der Eifel verspricht Petra Landsberg ihren Gästen. Sie bietet zwei Routen an, die eine fünf, die andere zehn Kilometer lang. Nummer eins hat Start und Ziel am Alten Forsthaus in Bongard und führt zum Drees nach Bodenbach. Nummer zwei geht durchs Tal des Bongarder Baches zum Heyerberg und führt zur dort errichteten Wallfahrtskapelle Heyer-Kapelle bei Borler.

Alle Wanderungen sind auch als Gutschein erhältlich und reichen von 70 Euro (ein Esel und zwei Erwachsene) bis 360 Euro (zwei Übernachtungen mit zwei Eselwanderungen). Kinder sind frei.

Eselwandern Eifel, Petra Landsberg, Am Barsberg 14, 53539 Bongard. Tel. 02692 9326773; Mobil 0151 22502287, www.eselwandern-eifel.de; info@eselwandern-eifel.de

2. Venn-Lamas, Simmerath

Vom Standort Simmerath-Paustenbach aus gibt es viele Wandermöglichkeiten. Die Streckenlänge kann beinahe bei allen Touren kurzfristig variiert werden. Für ungeübte Wanderer oder Personen mit Handicap gibt es einfache Strecken. Die beliebtesten Touren führen entlang der Kall und zurück über das Paustenbacher Venn (rund sechs Kilometer) oder ins Paustenbacher Venn mit Rast im Venn (drei bis fünf Kilometer). Picknick bitte selbst mitbringen. Touren dienstags bis freitags nach Vereinbarung, auch mit kleineren Gruppen. Dauer mindestens zwei Stunden.

Zweistündige Wanderung: 16 Euro pro Person. Dreistündige Wanderung: 24 Euro pro Person. Kinder bis fünf Jahre sind frei. 

Venn-Lamas, Brigitte und Horst Dicketmüller, Paustenbacher Str. 66, 52152 Simmerath. Telefon 02473 689495; Mobil 0171 411 90 42, www.venn-lamas.de; venn-lamas@dg-email.de 

3. Alpakas des Westens, Windeck-Kohlberg

Im Windecker Ländchen bietet Familie Borrmann individuelle Alpaka-Wanderungen an. Auf diesen Wanderungen kommen die Teilnehmer dem Wesen der Tiere näher und genießen die Natur. Eine sachkundige Führerin oder ein Führer erzählen während der Wanderung Wissenswertes und Anekdoten über die Alpakas.

Anmeldungen für Wanderungen bei Steffi für Samstage und Sonntage: Mobil 0162 2524325.

Anmeldung für Wanderungen montags bis freitags: Tel. 02292 681136 oder auch per Mail. Freie Termine finden sich im Blog des Veranstalters.

Treffpunkt zehn Minuten vor dem vereinbarten Termin: Rosterwiese 12, auf dem Hof von Alpakas des Westens. 40 € pro Person.

Alpakas des Westens, Familie Borrmann, Rosterwiese 12, 51570 Windeck-Kohlberg, Tel. 02292 681136; Mobil 0172 2067974, www.alpakas-des-westens.de; info@alpakas-des-westens.de

4. Hilberather Wanderlamas 

Zweistündige Wanderungen führen durch die Wälder und über die Felder rund um Hilberath sowie durch das Naturschutzgebiet Rheinbach. Es geht bergauf und bergab durch die Voreifel: keine Option für Kinder- oder Bollerwagen. Die Tiere können allein oder zu zweit geführt werden. Um sie allein führen zu können, sollte man älter als zwölf Jahre sein. Die Lamas tragen originelle Namen wie FS Frozen Oscar, Tacheles von Sylt, ELA Jumping Jack und RLA Winnetou. Die Kosten betragen pro Tier und Wanderung 30 Euro.

Hilberather Wanderlamas, Markus Lenders, Hilberather Str. 29, 53359 Rheinbach-Hilberath, www.hilberather-wanderlamas.de; hilberatherwanderlamas@outlook.de 

5. Straußenfarm Emminghausen

„Strauße hautnah“ erleben bedeutet, in 60 Minuten den Lebensraum der Strauße zu teilen. Besucher dürfen dabei das Gehege betreten. Sie können sich von den Tieren erkunden lassen und erleben, wie die Strauße gefüttert und die Gehege gepflegt werden. Um für die Besucher und die Tiere ein störungsfreies Erleben zu gewährleisten, ist bei der Anfrage ein Fragebogen abzugeben. Für den Besuch der Tiere gehört eine entsprechende Arbeitskleidung (Latzhose, Langarm-Shirt und Gummistiefel) zur Ausstattung, die vom Veranstalter gestellt wird. Eine Desinfektion der Hände ist obligatorisch.

Buchbar für Gruppen bis sechs aktive Teilnehmer. Kinder müssen mindestens acht Jahre alt sein.

Erster aktiver Teilnehmer: 59 Euro; Jeder weitere aktive Teilnehmer: 20 Euro, nur Zuschauer: 5 Euro pro Person

Straußenfarm Emminghausen, Klaus Stöcker, Emminghausen 80, 42929 Wermelskirchen, Tel. 02193 1661, www.strausssenfarm-emminghausen.de; mail@straussenfarm-emminghausen.de

6. Die Tierwerkstatt Altenberg

Die Tierwerkstatt bietet unter anderem Esel-Trekking an. Altenberg liegt malerisch im Tal der Dhünn, eingerahmt von Wäldern und Wiesen und wird überragt vom mächtigen „Bergischen Dom“. Der Ort liegt in der Nähe von Köln und Leverkusen. Faszinierende Bauwerke und eine facettenreiche Natur laden zu Erkundungen und Wanderungen ein. Besucher werden erfahren, dass Esel keinesfalls „störrisch“ sind, sondern wunderbare, intelligente Tiere und Kameraden. Das Angebot richtet sich sowohl an Familien mit Kindern als auch an Erwachsene, die durch die Tiere ohne Hast und Eile Ausgeglichenheit und Natur erleben möchten.

Rund dreistündige Wanderung: 120 Euro (bis sechs Personen)

Sechsstündige Tagestour inklusive Picknick-Pause: 200 Euro (bis sechs Personen)

Die Tierwerkstatt Altenberg, Hauptstr. 7, 51519 Odenthal, Mobil 0177 5794889, www.tierwerkstatt-altenberg.de; info@tierwerkstatt-altenberg.de

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Wir wünschen einen schönen Sommer!

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