Rheinland für EntdeckerWarum Beyenburg in NRW der Ruhepool für Stressgeplagte ist

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Aufmacher2 Sommerserie, Wuppertal, Beyenberg

Romantische Lage an der Wupper

  • Gehen Sie mit uns auf Sommertour: In unserer Serie „Rheinland für Entdecker“ geben wir Tipps für Ausflüge und Kurzurlaube in unserer Heimat.
  • Kennen Sie Beyenburg bei Wuppertal? Wir sagen Ihnen, warum der Ort ein Ruhepool für Stressgeplagte ist.
  • Lesen Sie hier auch alle bereits erschienenen Ausflugstipps aus unserer Sommerserie „Rheinland für Entdecker".

Die Vergangenheit ist manchmal nur einen Steinwurf weit entfernt.  Im Osten von Wuppertal, nur wenige Kilometer vom quirligen Zentrum entfernt, liegt in einer Schleife der Wupper ein Ortsteil, der so gar nichts Großstädtisches an sich hat: Beyenburg.

Entdecken Sie idyllisch gelegene Kapelle

Vor der idyllisch gelegenen Kapelle St. Maria im Schnee  breitet sich ein Panorama aus, wie es sich wohl schon den Wanderern in früheren Jahrhunderten dargeboten hat: Grau verschieferte Fachwerkhäuser mit grünen Fensterläden schmiegen sich an einen Hügel, der von der imposanten Klosterkirche Sankt Maria Magdalena dominiert wird. Während diese aus dem 15. Jahrhundert stammt, wurde Beyenburg bereits 1303 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. 

Der Oberhof Steinhaus im Ortskern findet sich sogar schon 1189 in historischen Dokumenten, und selbst die Schützenbruderschaft St. Annae et Katharinae bringt es auf eine mehrhundertjährige Tradition. 

„Wer dem Lärm und dem Stress der Großstadt entfliehen will, für den ist das hier genau das Richtige“

Für Norwin Schulte-Hürmann ist das Alltag. Der 53-Jährige lebt seit knapp 30 Jahren im Ort und kennt als Vorsitzender des Bürgervereins die Sorgen und Nöte der Beyenburger, aber natürlich auch die schönen Seiten des kleinen Stadtteils. „Wer dem Lärm und dem Stress der Großstadt entfliehen will, für den ist das hier genau das Richtige“, sagt er.

Rund 3000 Menschen leben in Beyenburg-Mitte, das  mit seiner  Klosterkirche ein echtes Kleinod zu bieten hat. Nicht von ungefähr wird sie im Volksmund als „Beyenburger Dom“ bezeichnet, besitzt das Gotteshaus doch einen prächtig ausgestatteten barocken Innenraum und die Kreuzkapelle, in der  Reliquien der Heiligen Odilia von Köln aufbewahrt werden (Di  bis So 10 bis 17 Uhr geöffnet).

Kirche und Kloster liegen auf dem Jakobsweg

An die Kirche angeschlossen ist das letzte Kloster des Kreuzherrenordens, das heute  nur noch von einem Bruder verwaltet wird. Eine steinerne Muschel an der Fassade weist darauf hin, dass Kirche und Kloster auf dem Jakobsweg liegen. „Einmal im Monat hält Bruder Dirk auch eine Männermesse an der Kapelle St. Maria im Schnee“, sagt Schulte-Hürmann.

An der Kirche beginnt eine schöne Rundtour. Sie  führt durch das Brebacher Tal nach Remlingrade und zurück entlang des Beyenburger Stausees, vorbei an Wiesen und Feldern. Die etwa drei Stunden lange Wanderung folgt in großen Teilen dem Wappen des Ennepetaler Rundwegs und den Zeichen des Graf-Engelbert-Wegs. Genau beschrieben ist sie in dem  Wanderführer „20 Wanderungen im Ennepe-Ruhr-Kreis“ (Droste-Verlag)  und  bei outdooractive.com (Wupper-Runde vom Beyenburger Stausee aus). Auf dem Rückweg geht es  am   Beyenburger Stausee entlang, einem beliebten Treffpunkt für Kanuten und andere Bootssportler. Eine gute Einkehrmöglichkeit bietet das Café Bootshaus.

An der Fischtreppe finden sich Aale, Lachse oder Äschen

Die  vor einigen Jahren sanierte Wehranlage des Stausees sorgt dafür, dass es  auch in regenreichen Monaten nicht zu Hochwasserproblemen kommt. Rund vier Millionen Euro investierte der Wupperverband damals für die Sanierung. Die Stauanlage dient der Feinregulierung von wenigen Hundert Litern Wasser, kann aber auch Hochwasserabflüsse bewältigen. Unter anderem hat der Wupperverband die Flügelmauern und das Betonwehr des Bauwerks im Fels verankert und den Grundablass saniert.  

Ein Highlight ist die 2014 in Betrieb genommene Fischtreppe, die es den Tieren ermöglicht, weiterhin  durch die Wupper zu wandern. Sie  ist 200 Meter lang und besteht aus rund 50 miteinander verbundenen Einzelbecken. Das Ganze ist dabei so naturnah gestaltet, dass es  eher  aussieht wie ein wilder Gebirgsfluss. Nicht nur Aale, Forellen, Barben und Äschen nutzen die Treppe, sondern inzwischen  auch die ersehnten Lachse.

Ganz in der Nähe steht die kleine Kapelle St. Maria im Schnee, die im September 2009 eingeweiht wurde. „Ruhig mal reinschauen“, empfiehlt Schulte-Hürmann. Drinnen weist der  Spruch „Stall und Waschhaus war ich, Kapelle bin ich, Wanderer grüß ich, Segen wünsch ich“  auf die Geschichte des Gebetshauses hin. 

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Ein spektakulärer Blick belohnt den anstrengenden Aufstieg auf den Berg Bilstein

An der Kapelle  vorbei führt der Weg über die Fußgängerbrücke Schemm hinein in die historische Altstadt. Schulte-Hürmann rät, hinter der Brücke links am Stauwärterhäuschen vorbei zu laufen und  zur Klosterkirche hochzusteigen, um von dort aus  den Ausblick zu genießen. Einen noch spektakuläreren Blick bietet sich freilich vom Berg Bilstein aus – allerdings nur für diejenigen, die ein wenig Anstrengung nicht scheuen.

Wer eher Entspannung sucht, der ist im Eiscafé Cortina gut aufgehoben, das weit über Beyenburg  für seine Eisspezialitäten berühmt ist.  Wobei sich Schulte-Hürmann noch mehr solcher Anziehungspunkte im Ort wünscht. Früher habe es in Beyenburg  viele Kneipen gegeben, doch die meisten hätten inzwischen dichtgemacht.

„Wir wünschen uns kleine exklusive Geschäfte und vor allem einen Laden, der Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs abdeckt“, sagt er. Der Bürgerverein arbeite  bereits an entsprechenden Lösungen. Zumal an den Sommer-Wochenenden immer reichlich Kundschaft im Ort sei. Dafür sorgt auch die Draisinenstrecke nach Radevormwald-Wilhelmsthal, die  in der Nähe des Cafés Cortina beginnt und jährlich Tausende Touristen anlockt.

Auch Prominente zieht es nach Beyenberg

Einen Geheimtipp hat Schulte-Hürmann auch noch zu bieten: die alljährliche Prozession zu Christi Himmelfahrt, bei der im ganzen Ort Kreuze gesegnet werden. Als er sie das erste Mal erlebt habe, habe er nur gestaunt –  man fühle sich um 500 Jahre zurückversetzt.  Prominente Bewohner hat Beyenburg im Übrigen auch zu bieten. Mit etwas Glück läuft einem das Schauspieler-Ehepaar Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer über den Weg. Die beiden leben seit Jahren im historischen Ortskern. Mehr Attraktionen auf kleinstem Raum geht nun wirklich nicht.

Die wichtigsten Anlaufpunkte in Beyenburg 

Einkehr: Mit einem großen Biergarten der ideale Ort, um sich  bei Kaffee und Kuchen zu entspannen: das Landhaus Bilstein, Zum Bilstein 25, Mi bis Sa 11.30 bis 21 Uhr; So  11.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0202/611209. 

Ebenfalls mit einem schönen Blick punktet das Café Bootshaus  am Beyenburger Stausee.  Di, Mi, Fr 12 bis 21 Uhr, Sa und So 11 bis 21 Uhr; Tel. 0202/76955840.

Für Kinder: Drachenhüpfburg, Trampoline und  andere Spielmöglichkeiten bietet das Nessi Kinderland in Radevormwald, Carl-Diem-Str. 33.  Di  bis Fr 14 bis 19 Uhr, Sa u. So 12 bis 19 Uhr. Tel. O2195/91620, www.nessi-kinderland.de

Bei  schlechtem Wetter: Das Freizeitbad H2O in Remscheid-Lennep mit Rutschen und einem Erlebnisbecken für Kinder und einem Solebecken und einer Dampfgrotte für Erwachsene. Hackenberger Str. 109, Tel. 02191/16 41 42

Übernachtung: Das Hotel am Mühlenteich im nahen Schwelm. Das Haus ist im Jugendstil eingerichtet, mehrere Restaurants sind fußläufig erreichbar. Obermauerstr. 11, Tel. 02336/91900

Für Sportliche:  Der Verein Wuppertrail bietet  Draisinen-Touren von Beyenburg nach Radevormwald an. Auf eine Draisine passen  vier bis fünf Personen, so dass abwechselnd gestrampelt wird. Tickets kosten 12 Euro für Erwachsene und Kinder ab 14 Jahre, für Jüngere 7 Euro.  Anmeldungen unter www.wuppertrail.com,  Tel. 0176-47546082; Startpunkt: Vor der Hardt, 42399 Wuppertal.

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Anreise mit dem Auto: Aus dem Rheinland fährt man entweder über die A 46 über das Kreuz Wuppertal-Nord auf die A 1 bis zur Ausfahrt Wuppertal-Ronsdorf oder über die A 57  und die A 1 bis zur Ausfahrt Wuppertal-Ronsdorf. Der Ortsteil Beyenburg ist von dort circa zehn Minuten entfernt und ausgeschildert.

Mit der Bahn: Vom Kölner Hauptbahnhof mit dem RB 48 oder dem RE 7 bis nach Wuppertal-Oberbarmen, dann weiter mit dem Bus 626 Richtung Busbahnhof Radevormwald oder Bus 616 Richtung  Siegelberg, Wuppertal.

Lesen Sie hier alles bereits erschienen Folgen der Serie Rheinland für Entdecker.

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