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Restaurant auf dem Petersberg„Kollateralschäden an den Geschmacksnerven“

Lesezeit 3 Minuten
Ferdinand 30außen ecke

Ferdinand Wine & Dine

  • Seit dem 1. Juli ist das „Ferdinand Wine & Dine“ auf dem Petersberg unter neuer Leitung. Wie macht sich das Weinlokal in bester Lage?
  • Restaurantkritiker Carsten Henn ist nach seinem Besuch skeptisch, dass der hohe kulinarische Anspruch erfüllt wird.
  • Unabhängig vom Essen steht fest: Die Aussicht von der Terrasse auf dem Petersberg ist atemberaubend und gibt Extrapunkte.

Der Gang mit Foie Gras sieht großartig aus: Leber und Schokolade wie ein Strudel, Feigen darauf drapiert, ein paar Sponges, wie die fluffigen, leider meist geschmacklosen Gebäck-Fetzen heißen. Es ist eine Vorspeise, doch die Süße erinnert an ein Dessert. Und von der Foie Gras ist kaum etwas zu schmecken.

Ähnliches gilt für den optisch wunderschönen Gang mit Carabiniero, Pfirsich und Piccalilli. Hier dominieren die Säure des eingelegten Gemüses und die Süße der Sauce aus Waldfruchttee. Das edle Schalentier wird aromatisch geradezu erschlagen.

Es sind fast immer zu viele Komponenten auf den Tellern, die wie Fußball-Teams wirken, die sich nicht eingespielt haben. Dann kommt ein Zwischengang:  Ein Gelee-Würfel mit einem grünen Blättchen darauf – mehr wird mir nicht verraten.  Nach einigen Bissen ist mein Mund leicht taub. Es handelt sich um Passionsfrucht-Gelee mit Pfefferblüte. Das ist sie also, die vielbeschworene „Geschmacks-Explosion“! Allerdings wird nicht jeder die Kollateralschäden an den Geschmacksnerven zu schätzen wissen.

Es gibt nur ein Menü, das sich mit drei oder sechs Gängen wählen lässt. Die anderen Gerichte im Schnelldurchlauf: Das Eifler Ur-Lamm ist zu sehr durch und die Kruste bröselig-trocken. Zum edlen Brillat Savarin Käse wird ebenfalls zu trockenes Pistazienbrot gereicht und eine in der Süße zu weit aufgedrehte Fruchtsauce. Gelungen sind dagegen Jakobsmuschel mit Bresaola, Sauerrahm und Erdbeeren, sowie der Nachtisch mit Avocado, Matcha und Macadamia, weil hier nicht mit der Geschmacksbrechstange gearbeitet wird.

Wenn ein Restaurant das Wort „Wein“ im Namen trägt, darf man von der Auswahl einiges erwarten. Die ist hier im Gegensatz zum Menü zwar gästefreundlich kalkuliert, aber auch bemerkenswert langweilig. Dass Restaurantleiter und Sommelier Markus Johnen etwas zu bemüht lustig ist und darauf verweist,  dass ein entsprechendes Weingut im „Guide Michelin“ mit zwei Trauben bewertet sei, hilft nicht – es gibt nämlich keinen Michelin für Wein, er meint den Gault & Millau. Und wenn man als Gast signalisiert, einen Wein zwischen 30 und 40 Euro kaufen zu wollen, sollte man nicht zu einem raten, der über 50 Euro kostet.

Erst seit dem 1. Juli steht das „Ferdinands“ unter neuer Leitung. Anthony Sarpong, Sternekoch aus Meerbusch, fungiert als Culinary Director, sein ehemaliger Mitarbeiter Marwan Al-Hadithy steht am Herd. Über den sagt Johnen selbstbewusst, „er soll für uns den Stern holen“. Ein hoher Anspruch, den das „Ferdinand“ im Test leider nicht erfüllen konnte – und bei solchen Preisen kann sich eine Küche nicht erlauben, einen schlechten Tag zu haben. Aber das Restaurant steht ja noch am Anfang und unabhängig vom Essen: Die Aussicht von der Terrasse ist atemberaubend. „Ferdinand Wine & Dine  – Inspired by Anthony“ im Steigenberger Grandhotel Petersberg, 53639 Königswinter, ☎ 0 22 23/ 74 780, Di - Sa  18 - 22 Uhr www.grandhotel-petersberg.steigenberger.de

Henns Auswahl

Foie Gras / Feigen / Valrhona Schokolade Jakobsmuschel / Bresaola / Sauerrahm / Erdbeeren Take A BreakCarabiniero / Paraguayos Pfirsich / Piccalilli Eifler Ur-Lamm / Poverade / grüner SpargelBrillat Savarin / Pistazienbrot / Sauerkirschen Avocado / Matcha / Macadamia3-Gang-Menü 75 € (Weinbegleitung plus 29 €)6-Gang-Menü 115 € (Weinbegleitung plus 59 €)

Fazit: Ebenso schönes wie teures Essen, beim Geschmack hapert es noch.

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