Carsten Henn im Restaurant „Lu Chi“Das Phantasialand kann mehr als Pommes

Lesezeit 3 Minuten
Lu chi 2

Etwas plüschig, etwas schummrig, aber Atmosphäre und Küche stimmen im „Lu Chi“.

  • Das „Lu Chi“ im Phantasialand firmiert unter „Casual Fine Dining“.
  • Unser Gastrokritiker Carsten Henn hat das Restaurant im Hotel Ling Bao besucht.
  • Trotz Kritikpunkten, macht der Besuch etwas her. Was kulinarisch punkten konnte, und was nicht, erfahren Sie hier.

Sollte man sich den Spaß mal gönnen? „Kinder, zieht euch an, wir fahren ins Phantasialand!“ „Um die Uhrzeit? Hat das nicht zu?“ „Lasst euch überraschen!“ Und dann die Gesichter, wenn man am Eingang des Freizeitparks vorbei und um die Ecke zum Ling-Bao-Hotel fährt... Zugegeben, das habe ich meinen Kindern nicht angetan.

Von der Hotel-Rezeption geht man durch den mit unzähligen kleinen Lichtern beleuchteten Garten. „Bamboo“ heißt das Buffet Restaurant, das „Lu Chi“ firmiert unter „Casual Fine Dining“. Es ist sehr plüschig und schummrig, so dass es einen nicht wundern würde, wenn gleich jemand Pole-Dancing machen würde. Aber natürlich passiert nichts dergleichen, und mir ist so ein individuelles Interieur allemal lieber als der übliche Asia-Nippes.

Warmer Weißwein und seriös zubereitete Produkte

Erstmal einen Wein bestellen: Ich wähle einen leichten Weißburgunder von Girlan (Italien), gebracht wird ein Weißburgunder von Juliane Eller, einem It-Girl der deutschen Winzerszene, die auch einen Wein mit Matthias Schweighöfer und Joko Winterscheidt macht. „Der aus Italien ist ein Pinot Bianco“, klärt der Kellner mit den weißen Handschuhen mich auf – der wissen sollte, dass Pinot Bianco nichts anderes als Weißburgunder ist. Und dass man den Wein kühlen sollte, bevor man ihn dem Gast zum Probieren einschenkt, und nicht erst danach.

Alles zum Thema Phantasialand

Wer nicht das Überraschungsmenü wählen möchte, kann sich selbst etwas zusammenstellen. Bei den Vorspeisen zum Beispiel diverse Kleinigkeiten – die Tapasisierung der Länderküchen macht auch vor Asien nicht halt. Zu zweit sind fünf Leckereien eine gute Zahl. Ob Gyoza mit Schwein, Edamame und Yuzu-Mayonnaise oder Dumpling mit Ente, dazu Hokkaidokürbis, Grüner Spargel und Pflaumensoße, aber auch Beef Skewer vom Dry Aged Roastbeef mit Wasserspinat und Miso-Mirin – alles ist seriös zubereitet und die Produktqualität stimmt.

Pfiffige Idee, nicht konsequent umgesetzt

Als Hauptgang kommt edler Ikarimi-Lachs auf den Tisch – übersetzt bedeutet das „festes Fleisch“. Lachs ist ja mittlerweile so etwas wie das neue Wiener Schnitzel, und genau wie dieses wird er fast immer falsch zubereitet, in diesem Fall mit zu viel Hitze. Die Begleiter Mirin-Kokos Sud, Tom Berry, Sesam-Shisopesto und Wasserspinat sollen wohl bewusst im Hintergrund bleiben – tun das aber auf enorm langweilige Weise. „Süße Dim Sums“ klingt als Nachtisch nach einer pfiffigen aber dann nicht konsequent umgesetzten Idee. Was kommt sind zwei mit Nougat gefüllte Dim Sums, dazu Banane, Blaubeer-Thai-Basilikumeis, Kafirlimettensoße und Kaffee Crumble – viele Komponenten, zu viele trockene Elemente und kein Zentrum.

Das könnte Sie auch interessieren:

Aber trotz der Kritikpunkte: Unterm Strich ist das Essen hier viel besser, als man es in einem Freizeitpark erwarten würde – zudem auch optisch stets ansprechend angerichtet. Und als Gesamterlebnis macht der Besuch zudem etwas her. Ob mit Kindern oder ohne.

Fazit: Asiatisches Gesamterlebnis mit seriöser Küche

Berggeiststraße 31-41, 50321 Brühl, Tel. 02232/36600, um Reservierung wird gebeten Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 19-23 Uhr

Hier geht's zur Website.

Auf Google Maps anzeigen.

Henns Auswahl

* Omakase-Menü als Drei- oder Fünf-Gang Menü // 47 und 59 Euro

* Vorspeisenvariation „Anata no sentaku“ // 15 bis 23 Euro (je nach Komponenten-Zahl)

* Ikarimi Lachs // 27 Euro

* Süße Dim Sums // 11 Euro

 Lesen Sie hier mit KStA Plus:

Dossier 25 Restaurantkritiken von Carsten Henn Teil 1

>Dossier 25 Restaurantkritiken von Carsten Henn Teil 2

Oder hören Sie den Podcast über gastronomische Trends, heiße Tipps in Köln und wie man als Tester im Restaurant inkognito bleibt. 

> Podcast mit Carsten Henn

Rundschau abonnieren