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Gaumenschmaus als HinguckerSchickes Gebäck gibts im Café de Kok in Zollstock

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Kritikerin Julia Floß hat dem Café de Kok einen Besuch abgestattet.

  • Zollstock ist bisher nicht durch seine umfangreiche Gastronomie-Szene bekannt. Neueröffnungen sind mit einem Risiko behaftet.
  • Das Café de Kok hat in einer ehemaligen Glaserei seine Nische gefunden: Selbstgebackenes und Qualitätsbewusstsein überzeugen die Kundschaft.
  • Unsere Kritikerin Julia Floß hat die außergewöhnliche Kuchenauswahl jenseits von Apfel- und Pflaumenkuchen unter die Lupe genommen.

Köln – Zollstock lässt mich immer ein wenig verwundert zurück. Warum fühlt sich dieser Stadtteil so viel trostloser an als Sülz oder Klettenberg? Dabei ist das ehemalige Arbeiterviertel längst ein beliebter Wohnort für Familien.

Einerseits direkt am Vorgebirgspark und in der Nähe des Kalscheurer Weihers, andererseits nah zur Kölner Innenstadt und mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Der Lage nach ein Vorzeigeviertel im Kölner Süden.

Kulinarische Risikoregion Zollstock

Kulinarisch ist Zollstock allerdings einigermaßen uninteressant und für Gastronomen ein Risiko. Alteingesessene Lokale gibt es kaum mehr, Neues ist rar. Die Erfolgsquoten sind zu ungewiss. Welches Preissegment, welches Konzept und welche Ansprache funktionieren hier?

Leon de Kok und seine Lebensgefährtin Judith wohnen in der Nachbarschaft und kennen die Schwierigkeiten ihres Viertels.  Die Existenzgründung in Zollstock kam eigentlich nicht in Frage. Zu viele Bedenken, zu viel Risiko. Bei einem Sonntagsspaziergang entdeckten sie zufällig das hübsche Ladenlokal. Versteckt in der Irmgardstraße, gegenüber vom Spielplatz. 

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Die ehemalige Glaserei mit den großen Fenstern und dem wunderschönen, gestreiften Steinboden machte den Standort Zollstock plötzlich doch interessant für Leon und Judith. Sollen wir? Ist das sinnvoll? Die Vormieterin betrieb hier lange ein Kindercafé. Darf man da die Nachfolge antreten? Und werden die Zollstocker den Neuen annehmen?

Produktqualität und Selbstgebackenes

„Das erste Jahr war schon hart.“ Der Küchenmeister mit den niederländischen Wurzeln lächelt erschöpft. „Bis sich das rumgesprochen hatte, was wir hier eigentlich machen.“ Leon serviert in seinem „Café de Kok“ ausschließlich Selbstgebackenes, Frühstück, kleine Gerichte wie Croque Monsieur, Strammer Max und Quiche und einen täglich wechselnden Mittagstisch. Dabei legt er viel Wert auf Qualität und lokale Produzenten.

Das Brot kommt von Bergheim’s Meisterbäckerei, der Kaffee von Van Dyck, die Limo von Lömmelömm. Für die Qualität des Kuchens und der Torten ist er verantwortlich. Täglich stehen bis zu sieben verschiedene zur Auswahl, plus zusätzlichem Feingebäck wie Shortbread und Cakepops.

Die ohnehin schon hübschen Gebäckstücke werden aber nicht einfach nur portioniert, sondern in der Küche flux angerichtet wie ein Dessert. Ein paar kandierte Orangenzesten, drei Pünktchen Vanillecreme, ein Schlenker Himbeersauce, dazu ein paar Schokostreusel, Knusperkrokant oben drauf und fertig ist das Kunstwerk. Das ist im ersten Moment vielleicht ungewöhnlich, gibt dem Gebäck allerdings die Aufmerksamkeit, die es verdient.

Julias Auswahl

Cassistorte // 4,40 Euro

Käsekuchen / // 3,90 Euro

Croque Monsieur mit Pflücksalat // 5,80 Euro

Strammer Max mediterran mit Spiegeleiern, Rucola, Tomaten, Parmesan und Landbrot  // 6,60 Euro

Tagestipp – Scone mit Clotted Cream und Marmelade // 3,20 Euro

Die Zollstocker gewöhnen sich an den Neuen mit dem schicken Gebäck. Die Cassistorte ist mittlerweile genauso beliebt wie der Käsekuchen. Die Frage „Gibt’s denn nix mit Apfel?“ kommt immer seltener. (Was mit Apfel gibt’s übrigens regelmäßig.) Leon und Judith sind eine Bereicherung für ihr Viertel. Egal ob zum späten Frühstück, Mittagessen oder Kaffeekränzchen, in ihrem Café kommen alle Altersgruppen zusammen. Zollstock braucht unbedingt mehr von diesen Orten.

Café de Kok, Irmgardstraße 19, 50969 Köln, Telefon 0221/27087350, Öffnungszeiten: Di-So 9-18 Uhr

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