Kein Buffet-KlonDieses Lokal ist eines der besten chinesischen Restaurants von Köln

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Hier gibt es hervorragendes À-la-carte-Essen statt China-Buffet. 

  • Chinesisches Essen hat nicht immer einen guten Ruf. Insbesondere die in den 90ern beliebten Buffets sind verrufen.
  • Wieso das Essen in diesem Restaurant aber so außergewöhnlich gut ist und was man hier unbedingt bestellen sollte, weiß Julia Floss.

Köln – Kaum ein Restaurant bestätigt das Phänomen der unterschiedlichen Wahrnehmung so sehr, wie das „Great Wall“. Seit mehr als zehn Jahren ist mir diese Adresse als erstklassig bekannt. Authentische chinesische Küche – mit allem was dazu gehört.

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Während sich hiesige Gastronomen für den Trend „Nose to tail“ einsetzen und dem Gast erklären, dass Schlachttiere aus mehr als Rücken, Keule und Filet bestehen, gehört die komplette Verwertung selbstverständlich zur chinesischen Esskultur. Zungen, Ohren und Innereien gelten als Spezialitäten und werden mit Genuss assoziiert.

Das Great Wall serviert viele dieser Delikatessen: Entenzungen, Rinderpansen mit Koriander, marinierte Schweineohren mit Gurke, Schweineblut mit Garnelen und so weiter. Diese Auflistung ist allerdings nicht der Grund für die unterschiedliche Wahrnehmung des Lokals, obwohl man dafür ja sogar ein wenig Verständnis aufbringen könnte. Die Einen freuen sich über Innereien und derlei kulinarische Raritäten, den Anderen ist es suspekt.

Das Great Wall ist kein Buffet-Klon

Nein, der Anlass zur Skepsis ist wesentlich banaler. „Machen die nicht so Buffet?“ Unzählige Male wurde mir diese Frage gestellt. Was in den 90ern en vogue war, ist heute zurecht verrufen. Zwar wird unter der Woche ein kleines Mittagsbuffet angeboten, aber im Kern ist das Great Wall ein hervorragendes À-la-carte-Restaurant und kein Buffet-Klon à la Goldener Lotus mit bergeweise frittierten Schweinefleischbällchen und Wackelpeter mit Sprühsahne.

Tofu mit tausendjährigen Eiern, Schweinebauch in Hoi-Sin-Sauce, geschmorter Barsch, Krebs mit Lauchzwiebeln und Pfeffer, Wasserspinat mit Knoblauch, gebratene Auberginen – die Karte ist ungemein vielfältig und die Küchenleistung überragend. Trotz dieser Diversität wähle ich beinahe bei jedem Besuch Mapo-Tofu. Ich liebe dieses Gericht einfach und wüsste keine Adresse mit vergleichbarer Qualität. Das Mapo-Tofu im Great Wall ist schlicht perfekt.

Umami-Eskalation und Suchtgefahr bei den Dandan-Nudeln

Gebratenes Hackfleisch mit Seidentofu, Chili (sehr viel Chili) und Szechuanpfeffer. Dieser verrückte Pfeffer schmeckt nicht etwa scharf (die Schärfe haben wir dem Chilisorten-Roulette zu verdanken), sondern wirkt in verschiedenen Stufen. Szechuanpfeffer kündigt sich mit einer kräftigen Zitrusnote an, gefolgt von einer Säure, die den Speichelfluss auf beinah absurde Weise anregt. Die Wirkung endet mit einer leichten Betäubung der Zunge. Da helfen nur Reis und der nächste Löffel dieser sämigen Umami-Eskalation. Deutlich geringere physische Auswirkungen, aber eine ähnliche Textur und Suchtgefahr, haben die Dandan-Nudeln.

Das Great Wall ist ein fantastischer Ort, um seine persönliche Aromenpalette zu erweitern. Das ist nicht gleichbedeutend mit Ekel überwinden. Man muss keine Schweineohren essen, um kulinarisch neugierig zu sein. Aber man kann.

Komödienstraße 37, 50667 Köln, Tel: 0221/2774712 Öffnungszeiten: Mo-Fr 11.30-15 Uhr und 17.30-23 Uhr, Sa/So 11.30-23 Uhr

www.greatwallcologne.de

Probiertes:

*Tofu mit tausendjährigen Eiern // 6,80 Euro

*Hühnerfleisch mit scharfer Sauce // 6,20 Euro

*Scharf-saure Suppe // 3,90 Euro

*Mapo-Tofu // 12,80 Euro

*Dandan Nudeln // 9,20 Euro

Fazit: Eines der besten chinesischen Restaurants von Köln. 

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