Köln kulinarischEin Hürther Gymnasium bringt Kinder an die Kochtöpfe

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  • Essen in Kantinen von Kindergärten und Schulen, Krankenhäuser und Altenheimen lässt tief blicken, sagt unser Kolumnist.
  • Hoffnungsschimmer: Ein Lehrer am Ernst-Mach-Gymnasium in Hürth hat einen Kochkurs für alle 6. Klassen ins Leben gerufen.
  • Wenn es das tolle Projekt „Europa Miniköche“ seit 1989 gibt, warum dann nicht längst an mehr Schulen?

Hürth – Geht es um die Kulinarik in Deutschland, dann sieht es düster aus – so hört man es immer wieder seitens der Profi-Köche. Deutschland sei nicht nur eine kulinarische Wüste, vor allem fehle der dringend benötigte Nachwuchs an allen Ecken und Enden. Während unser Nachbar Frankreich als Nation von Feinschmeckern bekannt ist, mag man es hierzulande lieber einfach und deftig. Oft wird der Ruf nach staatlicher Unterstützung an dieser Stelle laut, denn schließlich sei guter Geschmack erlernbar und man könne gar nicht früh genug damit anfangen.

Das ist bei Lichte betrachtet richtig. Und wenn man in die Kantinen von Kindergärten und Schulen, aber auch in die der Krankenhäuser und Altenheime blickt, dann scheint der Ruf nach besserem Essen oft mehr als gerechtfertigt.

Kulinarische Angebote für den Nachwuchs

Dennoch ist nicht alles so schwarz, wie es gern gemalt wird. Denn tatsächlich gibt es kulinarische Angebote für den Nachwuchs. Benjamin Bizer, Lehrer am Ernst-Mach-Gymnasium in Hürth, war ebenfalls der Meinung, dass kulinarische Bildung nicht früh genug beginnen kann und informierte sich über schulgerechte Angebote.

Erfolgreich. Seit Sommer diesen Jahres bietet er im Rahmen der Schul-AG einen Kochkurs für alle sechsten Klassen an. Das Projekt  „Europa Miniköche“ ist gemeinnützig. Schulbegleitend lernen die Kids jede Woche von 15 bis 17 Uhr unter Leitung von Spitzenkoch Matthias Maucher alles rund ums Kochen.

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Vom Anbau der Zutaten  bis zum fertigen Abschlussmenü – am Ende der zweijährigen Ausbildung lockt ein Zertifikat der Industrie- und Handelskammer und der Aufstieg zum Paten für die nächste Generation der Mini-Köche. Die Absolventen werden weiter ausgebildet zu Ernährungs-Coaches. Nach dem Ende des Projekts ist es natürlich ein weiteres Ziel, den Teilnehmern Lust auf eine Ausbildung zum Koch oder zur Köchin zu machen.

Plätzchen backen

Die Gruppe in Hürth besteht  aus elf Kindern, nur drei davon sind Jungs – eine Entwicklung, die sich hoffentlich bis in die Profi-Küchen fortsetzt, denn der Koch-Beruf ist auch heute noch fast ausschließlich eine Männerdomäne. Am Tag meines Besuches waren Adventsplätzchen das Thema – es wurden Vanillekipferl und Mürbteigplätzchen in drei Gruppen gebacken. Begrüßenswerte Klassiker!

Gegründet wurde das Projekt Miniköche bereits 1989. Da wundert es einen, dass Angebote dieser Art nicht an allen Schulen stattfinden. Auch dass es keine einzige  Schule in Köln gibt, die mitmacht, stimmt  nachdenklich. Das Angebot ist seit 30 Jahren da, aber es besteht offensichtlich nur ein geringer Impuls, es auch umzusetzen.  Die einzige Voraussetzung für die Einrichtung einer Miniköche-Gruppe ist die Betreuung durch einen professionellen Koch. Und da liegt laut Benjamin Bizer das Grundproblem.  Auf seine Anfrage beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband  hagelte es ein Jahr lang Absagen.

Schade eigentlich, denn gerade seitens der Verbände wird nichts lauter beklagt als der Fachkräftemangel.

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