Abo

Köln kulinarischWas Pizza „Nennillo" mit Weltkulturerbe und Dosenananas zu tun hat

Lesezeit 3 Minuten
Die klassische neapolitanische Margherita in der „Antica Pizzeria Nennillo“.

Die klassische neapolitanische Margherita in der „Antica Pizzeria Nennillo“.

  • Gehen Sie einmal pro Woche mit uns auf kulinarische Reise durch Köln.
  • Unsere Experten Sebastian Bordthäuser und Julia Floß bringen Ihnen die aktuellen Themen in der Gastronomie näher.
  • Heute geht es um Pizza aus Neapel, was sie ausmacht, wie sie geschützt wird und wo sie in Köln besonders gut schmeckt.

Die drittgrößte Stadt Italiens ist für vieles bekannt: den ewigen Müllnotstand, durchgeknallte Taxifahrer, die Camorra, den Vesuv, aber auch die prächtigen historischen Bauten und Kulturdenkmäler an jeder Ecke. 1995 wurde die komplette Altstadt Neapels zum Weltkulturerbe ernannt: Diese Stadt ist chaotisch, anstrengend und wunderschön. Ihr berühmtester Exportschlager gehört ebenfalls zum Unesco-Weltkulturerbe, die Pizza.

In Neapel wird das flache Hefegebäck sehr ernst genommen. 1984 wurde ein Verband gegründet, der AVPN  (Associazione verace pizza napoletana), welcher die Tradition und das Handwerk bis heute schützt. Während in Deutschland alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, auf die Teigplatte gepfeffert wird, reagieren Italiener äußert empfindlich auf die Erwähnung von Dosenananas oder gar Gyros in der Nähe ihrer geliebten Pizza. An dieser Stelle empfehle ich das YouTube-Video „Italians react to Hawaiian Pizza“. 2 Minuten 30 Internet-Gold.

Pizza Margherita zu Ehren von Königin Margarethe

Die Neapolitaner sind sehr stolz darauf, ihre Stadt als Gründungsstadt der Pizza Margherita benennen zu dürfen. 1889 wurde anlässlich des Besuches von Königin Margarethe, das bis dahin typische Arbeitergericht mit den Farben der italienischen Flagge geschmückt: Rote Tomatensauce, weißer Mozzarella und grüner Basilikum. Die Pizza Margherita war geboren.

Kampf gegen Dosenananas und Gouda

Dem AVPN geht es allerdings nicht nur um den Kampf gegen Dosenananas und geriebenen Gouda, es geht viel mehr um das klassische Handwerk des Pizzaiolo und die uneingeschränkte Regionalität der Zutaten. Der Verband schult seine Mitglieder und stellt Zertifikate für Pizzabäcker und Erzeuger aus.

Darin enthalten sind nicht nur Tomatensorten aus bestimmten Regionen Kampaniens, Mozzarella beziehungsweise Fior di Latte von bestimmten Milchbauern, das Mehl bestimmter Müller, der Basilikum, das Olivenöl... – die Zertifizierung geht bis zum Steinofenbauer und sogar dem verwendeten Brennholz. Regionalität ist das übergeordnete Mantra – der Schutz des Geschmacks der neapolitanischen Pizza in seiner reinen, ursprünglichen Form.

Kölner Pizzeria „Nennillo" und die Qualitätsmerkmale

Der AVPN ist zwar streng, aber sein Ziel ist die Verbreitung von Information und so gibt es mittlerweile quer über den Globus verteilt Pizzerien, die die Qualitätsmerkmale der wahren, neapolitanischen Pizza einhalten: von der Teiggehung, über die Backzeit, bis zur Ofentemperatur. In Köln ist das allen voran die kleine Pizzeria „Nennillo“ in der Südstadt.

Die internationalen Ziele der Pizza-Aufsichtsbehörde in allen Ehren. Der Verband organisiert alle paar Jahre eine Pizza-Weltmeisterschaft. Unnötig zu erwähnen, dass drei Viertel der Teilnehmer aus Italien stammen. Eine Handvoll Japaner und Amerikaner versuchen regelmäßig ihr Glück, werden aber gerne milde belächelt.  2007 passierte das Undenkbare: erstmalig gewann ein Japaner die Pizza-Olympiade. Und dieses Jahr schon wieder.

Pizza-Tipp in Köln

Tipp: Antica Pizzeria Nennillo, Severinswall 22, 50678 Köln, Öffnungszeiten täglich von 11 bis 12 Uhr., 0221-201 93556. Zur Eröffnung hatte sich unser Restaurantkritiker Carsten Henn durch das Menu gegesssen. Lesen Sie hier, was er damals über die Pizzeria Nennillo in der Südstadt gesagt hat.

Das könnte Sie auch interessieren:

Rundschau abonnieren