Lieblingsort in der WeyerstraßeIm „Bouschong" gibt's Gutbürgerliches vom Bauern

Lesezeit 3 Minuten
28082019_kra_Bouschong001

Julia Floß im „Bouschong"

  • In ihrer Serie „Lieblingsorte" stellt unsere Gastro-Expertin Julia Floß Restaurants oder Cafés vor, die etwas Besonderes mit sich bringen.
  • Ein Herzensort ist das „Bouschong" in der Weyerstraße. Warum? Auch weil sie an der „Bauernrunde" beteiligt sind.
  • Küchenchef Tim Weber und Kompagnon Marcus Lorenz-Linke kennen sich aus dem Café Sehnsucht.

Im Dezember 2018 eröffnete das „Bouschong“ im kleinen Ecklokal in der Weyerstraße. Schnell sprach sich herum, dass hier mittags hervorragend gekocht wird. Regionale Zutaten, viel frisches Gemüse und Abwechslung. Das Konzept ist simpel und gut: Es stehen fünf bis sechs Hauptkomponenten und sechs bis sieben Beilagen zur Auswahl. Alle zwei Tage wird  gewechselt. Dazu Kaffee, ein paar ausgewählte selbstgemachte Gebäckstücke wie Scones, Zimtschnecken und Bananenbrot, eine Handvoll hausgemachte Limos und das war’s.

Küchenchef Tim Weber hat ein paar recht beeindruckende Stationen hinter sich gebracht, kocht also mit viel Erfahrung und hohem Qualitätsanspruch. Ein wichtiger Bestandteil des Konzepts im „Bouschong“ ist die Bauernrunde. Der Verein bringt Landwirte und Gastronomen zusammen und umgeht den Zwischenhandel. Weber erhält Anfang der Woche eine Liste mit der aktuellen Ernte, schreibt daraufhin seine Bestellung und die Menü-Karte. Nicht andersrum. Das bedeutet für ihn zwar eine gewisse Einschränkung, aber letztendlich garantiert diese Form der Zusammenarbeit Saisonalität und Regionalität. „Support your local farmers“ ist im Bouschong eben kein abgedroschener Marketingslogan, die machen das wirklich.

Kompagnon Marcus Lorenz-Linke ist vielen Gästen aus dem „Café Sehnsucht“ in Ehrenfeld bekannt. Dort lernten sich die beiden als Restaurantleiter und Küchenchef kennen. Sie freundeten sich an und begannen typische Gastro-Sätze wie „Wenn wir einen Laden aufmachen würden, würden wir...“ zu formulieren. Als das Café den Besitzer wechselte, ließen die beiden den Konjunktiv hinter sich und sprangen ins kalte Wasser.

So weit, so gut. Zwischen 12 und 14 Uhr brummt der Laden. Die Stammkundschaft aus den umliegenden Büros liebt ihr „Bouschong“. Aber Tim und Marcus wollen mehr. Sie möchten die Anwohner, vor allem die älteren Herrschaften erreichen. „Wir beobachten da eine gewisse Hemmschwelle. Viele Leute laufen vorbei, bleiben vor unserer Tafel stehen, lesen und lesen und lesen“, Weber macht eine kleine Kunstpause, „und laufen dann weiter.

Wildschwein-Bratwurst und Kartoffel-Gurken-Salat

Am nächsten Tag das selbe Spielchen.“ Lorenz-Linke ergänzt lachend: „Wir wissen ja, dass die Kölner nicht leicht zu überzeugen sind. Vermutlich müssen wir erst zehn Jahre durchhalten, damit sich mal ein Nachbar zur Tür rein traut.“ Weber hat auch schon mal eine ältere Dame, ein „Ömaken“, sagen hören: „Nee, die machen immer wat mit Chili.“ Seither setzt er regelmäßig gutbürgerliche Gerichte wie Wildschwein-Bratwurst, Frikadellen und Kartoffel-Gurken-Salat auf die Karte. „Wir möchten hier gerne ein Teil der Nachbarschaft werden, aber dafür brauchen wir wohl noch ein bisschen Sitzfleisch.“ Der nächste Versuch lautet „Probekochen für die Meisterprüfung“.

Ab Oktober öffnet das „Bouschong“ an jedem ersten Freitag im Monat auch abends. Wir bleiben gespannt und wünschen viel Erfolg bei der Meisterprüfung. Aber mach’ wat ohne Chili.

Bouschong, Weyerstraße 98, 50676 Köln, Öffnungszeiten: Mo-Fr 10 – 17 Uhr www.bouschong.de

Julias Auswahl von der Menükarte

Wildschwein-Bratwurst mit Caponata „Bauernrunde“ // 9,50 Euro

Bouschong-Sandwich mit Hummus, Chili-Möhren, Gurken und Chutney // 6,50 Euro

Vegetarische Frikadelle mit Kartoffel-Gurken-Salat // 8,50 Euro

Kräuter-Hähnchen mit Linsen-Salat, Sellerie, Fenchel und Gurke // 10,50 Euro

Hausgemachte Verbene-Limo // 2,70 Euro

Scones mit Lemon Curd // 3 Euro

Das könnte Sie auch interessieren:

Rundschau abonnieren