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Neue Studie aus den USAWas bringt Fleischverzicht der Umwelt wirklich?

Lesezeit 3 Minuten
Veggie-Burger

Ein Veggie Burger

Mehr Land, mehr Dünger, höherer CO2-Ausstoß: Fleisch auf dem Teller schadet Natur und Klima in der Regel stärker als vegetarische Kost. Aber was bringt es wirklich, wenn ich zugunsten der Umwelt auf Fleisch verzichte?

Das haben Forscher in einer Modellrechnung untersucht. Für ihre Simulation haben sie alle US-Bürger zu nahezu kompletten Vegetariern gemacht – und kamen zu folgenden Ergebnissen: Würde die von den 327 Millionen US-Amerikanern verzehrte Menge an Rindfleisch durch proteinreiche Pflanzen ersetzt, würden demnach rund 29 Millionen Hektar landwirtschaftliche Fläche weniger benötigt.

Die deutsche Landwirtschaft stößt rund 66 Millionen CO2-Äquivalente pro Jahr aus

Außerdem würden jährlich etwa drei Millionen Tonnen Stickstoffdünger und 280 Millionen Tonnen ausgestoßene Kohlendioxid-Äquivalente eingespart. Der mit der Produktion verbundene Wasserverbrauch hingegen läge der Hochrechnung zufolge um rund 15 Prozent höher, berichtet das Team im Fachjournal „Scientific Reports“.

Zum Vergleich: Die landwirtschaftlich genutzte Fläche in Deutschland beträgt gut 16 Millionen Hektar. Bundesweit wurden in der Saison 2017/2018 insgesamt etwa 1,5 Millionen Tonnen Stickstoff-Dünger genutzt. Dem Umweltbundesamt zufolge war die Landwirtschaft hierzulande im Jahr 2017 für rund 66 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verantwortlich.

Zahlen und Fakten rund um unseren Fleischkonsum:

Sie gehen vor allem auf Methan-Emissionen aus der Tierhaltung, das Ausbringen von Gülle und Mist sowie Lachgas-Emissionen aus Böden als Folge von Stickstoffdüngung zurück. CO2-Äquivalente sind eine Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase, wie Methan, CO2 und Lachgas.

Viele Ressourcen sparen 

Fleisch weitgehend durch pflanzliche Kost zu ersetzen, stelle zwar eine logistische und gesellschaftliche Herausforderung dar, erklären die Forscher. Es sei dennoch lohnenswert, da damit gleich mehrere Ressourcen eingespart und Umweltfolgen vermieden werden könnten.

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In ihr Computermodell hatten die Wissenschaftler um Gidon Eshel vom Bard College in Annandale-on-Hudson hunderte pflanzenbasierte Ersatzmenüs einbezogen. Vorausgesetzt wurde entweder der Verzicht nur auf Rindfleisch oder auf alle drei am häufigsten verzehrten Fleischarten, nämlich Rind, Schwein und Geflügel.

Weniger Stickstoff- und Wasserverbrauch

Ziel war es, ressourcenschonend eine mindestens gleichwertige Versorgung mit Proteinen und anderen Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralien und Fettsäuren sicherzustellen. Auf den virtuellen Teller kamen etwa Soja, Kidneybohnen, grüne Paprika, Kürbis, Buchweizen und Spargel, wie die Forscher berichten.

Buchweizen und Tofu lieferten demnach ein Drittel des Proteins der Menüs, die alle drei Fleischarten ersetzten. Ihr Anbau käme der Hochrechnung zufolge mit nur zwölf Prozent des zur Fleischproduktion nötigen Stickstoffdüngers und Wassers aus. Zudem wären nur 22 Prozent der Ackerfläche nötig.

Trotzdem: Global verallgemeinern lasse sich die Rechnung nicht, allein schon, weil es regional ganz unterschiedliche Ernährungsvorlieben, Anbauvoraussetzungen und landwirtschaftliche Methoden gebe, machen die Autoren deutlich. Sie weisen zudem darauf hin, dass andere Fleisch-Alternativen wie Eier, Milchprodukte sowie Fisch und andere Meerestiere nicht berücksichtigt wurden.

Extremfall simuliert

Auch wenn die US-Forscher einen wohl ausgeschlossenen Extremfall simulieren (den kompletten Fleischverzicht): Das Interesse an weniger Fleischkonsum nimmt in vielen Ländern zu und damit auch das der Industrie.

Die US-Firma Beyond Meat überraschte in den vergangenen Monaten mit rasantem Wachstum. Das Unternehmen stellt Fleischalternativen auf pflanzlicher Basis ohne tierische Zutaten her (siehe auch Burger-Test auf den vorangegangenen Seiten).

KFC wird „Beyond Fried Chicken“ ins Sortiment aufnehmen

Neuester Coup der Fleischersatzproduzenten, die auch von Microsoft-Mitgründer Bill Gates und Hollywood-Star Leonardo DiCaprio unterstützt werden, ist die Kooperation mit der US-Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken (KFC). 

Die Unternehmen verkündeten Anfang der Woche, gemeinsam ein pflanzliches Hühnerfleisch-Imitat unter dem Label „Beyond Fried Chicken“ auf den Markt zu bringen. An der Börse sorgte das für gute Stimmung: Die Aktie von Beyond Meat ging am Montag mit einem Kursplus von 5,6 Prozent aus dem Handel. (dpa, don)

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