Urlaub ums EckArnheim beeindruckt mit einer bunten Vielfalt an Freizeitangeboten

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Arnheim hat eine reiche Geschichte, viel Kultur, Kunst, Freizeitaktivitäten und prächtige Natur zu bieten.

  • Nahe der deutschen Grenze, etwa zwei Stunden Fahrtzeit von Köln, lockt Arnheim.
  • Ob eine Kirche mit Glasbalkon und Disneyfiguren als Wasserspeier oder riesige Erdferkel zum Klettern, die Stadt hat ein buntes Angebot aus Natur, Kultur, Kunst und Freizeit zu bieten.
  • Unsere Autorin hat sich genau umgeschaut und kommt zu dem Schluss: Arnheim ist einen Besuch wert.

Vom Glaskasten oben am Kirchturm weit über die Stadt blicken oder mutig steil nach unten auf die klitzekleinen Teller auf den Tischen vor einem Café. Und anschließend abtauchen tief auf den Grund des Indo-Pazifiks, ohne nass zu werden – ein Besuch in Arnheim macht beide Extreme möglich. Die niederländische Stadt nahe der deutschen Grenze überrascht ihre Gäste mit einer enormen Vielfalt. „Natur, Kultur und Kunst sind hier eng verbunden“, sagt Meike Verhagen, die den ungewöhnlichen Titel einer Kirchendirektorin trägt. Sie führt die private Stiftung der Eusebius-Kirche im Herzen Arnheims.

Arnheim als heimliche Kulturhauptstadt

„Ähnlich wie die Frauenkirche in Dresden ist sie im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört worden“, berichtet Verhagen. 30 Millionen Euro seien investiert worden, um sie für die Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Jetzt lädt das mehr als 500 Jahre alte Gebäude, das unter anderem für Konzerte genutzt wird, zur Zeitreise ein – und auf 73 Meter Höhe in zwei Glasbalkone mit durchsichtigem Boden, deren Betreten schon etwas Überwindung kostet.

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„Jeder Balkon ist unter anderem mit starken Stahlseilen am Turm befestigt“, beruhigt Meike Verhagen, die Kunstgeschichte und Wirtschaft studiert und zuvor für zwei niederländische Universitäten gearbeitet hat. „Ich bin nach Arnheim gekommen, weil es eine heimliche Kulturhauptstadt ist und gleichzeitig mitten im Grünen liegt“, wirbt die Direktorin in der luftigen Höhe für ihre neue Heimat und deutet auf den Rhein, die malerischen Einkaufssträßchen und die ausgedehnten Wald-, Weide- und Heideflächen ringsherum.

Comicfiguren als Wasserspeier

Die Eusebius-Kirche ist die einzige Europas mit einem Lift im Turm. So wird sie zur praktischen Orientierungshilfe für einen Tagesausflug in die Stadt, der zum Beispiel mit einem Stück Apfeltorte in der Café-Brasserie „Dudok“ gegenüber gestartet werden kann. Tritt man aus dem Parkhaus Boerenstraat, wird man gleich vom Glockenspiel der Kirche begrüßt: Alle 15 Minuten spielen die 53 Glocken ein wechselndes Programm mit kurzen Ausschnitten aus Werken von Mozart über Lieder von Bruno Mars bis hin zur Filmmelodie von „Harry Potter“ – alles computergesteuert. „Jeden Samstag gibt aber auch ein echter Glockenspieler ein einstündiges Konzert“, betont Meike Verhagen.

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Die Niederländer haben sich bei der Renovierung auch selbst auf den Arm genommen: Wer sich auf den Balkonen umdreht, entdeckt an der Fassade Comicfiguren als Wasserspeier. Und einer der sieben Disney-Zwerge auf der Westseite trägt ausgerechnet die Gesichtszüge eines Pastors, der seinerzeit diese geplanten „Albernheiten“ heftig bekämpft hatte. Nicht nur bei den Disneyfiguren am Turm fällt die Liebe zum Detail auf. Sie begegnet einem in der 160.000-Einwohner-Stadt auf Schritt und Tritt, auch im „Dudok“, das einst eine Bank gewesen ist. So sind die Wasserkräne auf der Toilette echte Zapfhähne. Und Inhaber Robert Wittenberg bietet den Besuchern seine legendäre „Appeltaart“ auch als Bastelbox samt allen Zutaten und Rezept an (www.dudokpatisserie.nl).

Europas größtes Outdoor-Kunstwerk mitten in Arnheim

Wer traut sich schon, ein riesengroßes afrikanisches Erdferkel mitten in der City zu platzieren, und erlaubt nicht nur Kindern offiziell das Besteigen dieses Objekts? Die Skulptur an der Kortestraat, ein Geschenk zum 100-jährigen Bestehen des Burgers’ Zoos, ist mit 30 Meter Länge und neun Metern Höhe Europas größtes Outdoor-Kunstwerk.

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„Mich begeistert Arnheim auch als Mode- und Designstadt“, meint Meike Verhagen. Ihre Kirche sei der ideale Ausgangspunkt für einen Bummel durch die Einkaufsviertel Arnheims: die sieben Straatjes, das Musiskwartier und das Modekwartier mit viele kleinen Läden über Galerien und ein Kunstmuseum bis hin zur einer vielfältigen Gastronomie – wie das „„T Taphuys“ am Jansplein, das 100 Bier- und 80 Weinsorten zum Selberzapfen anbietet. Die Einflüsse der örtlichen Kunsthochschule werden vor allem bei Schmuck und Mode sichtbar. Und auf der Kerkstraat findet sich der angeblich beste Geschirrshop der Niederlande. Verhagen lobt auch die zahlreichen Veranstaltungen: „Ich liebe die Auftritte von Tanzgruppen und klassische Konzerte.“

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Arnheim hat eine reiche Geschichte, viel Kultur, Kunst, Freizeitaktivitäten und prächtige Natur zu bieten.

Je nach Wetterlage lassen sich ein Einkaufsbummel, ein Museumsbesuch und ein Spaziergang durch die Parks Sonsbeek und Zijpendaal gut kombinieren. Wer schneller dorthin kommen will, mietet sich am Bahnhof ein Fahrrad. Am „Wassermuseum“, das sich auch an Kinder richtet, lädt das Grand Café Aan de Beek zur Erholungspause ein. Der Schutz vor dem Corona-Virus sorgt auch hier für Einschränkungen: „Innen dürfen wir höchstens 30 Gäste beköstigen“, sagt Gio Sohilait, während er ein leckeres Lachsbrötchen serviert. „Wir versuchen auch kurzfristig an der Tür eine Reservierung möglich zu machen. Aber es ist schon sicherer, vorher anzurufen.“ Das gilt unbedingt für alle Sehenswürdigkeiten und Restaurants rund um Arnheim, um Enttäuschungen zu vermeiden.

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Eine Vorabreservierung, in diesem Fall über das Internet, ist auch beim Burgers’ Zoo Pflicht, wo zurzeit gilt: „Einen Elefantenrüssel Abstand, bitte!“ Ein Besuch ist vor allem für Familien mit Kindern garantiert der Höhepunkt eines Arnheim-Besuchs, auch wenn die scheinbar hohen Eintrittspreise zunächst abschrecken mögen. Der Tierpark, so informiert Bas Lukkenaar bei einem Rundgang, existiert seit 1913 als Familienbetrieb, der ohne Zuschüsse arbeitet. Die Anlage ist nicht, wie übliche Stadt-Zoos, zwangsweise räumlich eingeschränkt. So erstrecken sich über umgerechnet mehr als 90 Fußballfelder sieben Öko-Displays, die natürlichen Lebensräumen täuschend echt nachempfunden sind – wie die Tiefsee, für die viele Millionen Wasser eingesetzt werden. Acrylglas sorgt dafür, dass man sich unter den Haien, Rochen und Seesternen wie ein Taucher fühlen kann, Geräusche inklusive.

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Stolz zeigt Lukkenaar in „Burgers’ Ocean“ das größte lebende Korallenriff in Aquarien außerhalb Australiens. Die neueste Attraktion ist der dem zentralamerikanischen Belize nachempfundene Mangroven-Bereich, in dem sogar mächtige Seekühe zu sehen sind und sich, bleibt man ganz ruhig, bunte Schmetterlinge auf die Schulter setzen. Lukkenaar: „Wir hoffen, dass die Besucher hier die Natur so schön finden, dass sie danach noch mehr Verständnis für sie aufbringen.“

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Weiterführende Tipps

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Die Anreise Arnheim ist über Autobahnen von Deutschland aus zeitnah zu erreichen. Vom 130 Kilometer entfernten Düsseldorf aus benötigt man zum Beispiel nur rund 90 Minuten. Auch per Bahn ist die Verbindung gut: Der Rhein-IJssel-Express (Abellio) fährt als Linie RE 19 von Düsseldorf über Wesel bis nach Arnheim. Dazu: de.visitarnhem.com/infos/anreise

Der Überblick Die Stadt befindet sich am Rand eines für die Niederlande ungewöhnlich großen Waldgebietes. Wer mehr Zeit mitbringen kann, findet in und um Arnheim (niederländisch „Arnhem“) viele Hotels und in den Nationalparks Ruhe und Erholung. Einen generellen Überblick über die Freizeitangebote bietet in deutscher Sprache und mit kostenlosem Stadtplan-Download die offizielle Tourismus-Website: de.visitarnhem.com und www.visitveluwe.de

Die Eusebius-Kirche Die Kirche am Kerkplein 1 ist wieder täglich von 11 bis 16 Uhr geöffnet, bei Veranstaltungen aber nicht immer zugänglich. Mit der Nutzung des Panorama-Aufzugs und der Balkone zahlen Kinder von 6 bis 16 Jahren sechs Euro Eintritt, Kinder ab 17 Jahren und Erwachsene neun Euro. Tel.: +31 26 4435068. Einen Überblick verschaffen kann man sich u.a. vorab über: eusebius.nl/de

Für Kinder Die Niederländer sind kinderfreundlich und lassen sich für sie immer etwas einfallen. Im Nederlands Openluchtmuseum, einem Freilicht- und Erlebnismuseum, Hoeferlaan 4, Tel.: +31 26 3576111, werden Kindern traditionelle niederländische Spiele angeboten. Für sie gibt es auch einen speziellen Kinderhof zum Mitmachen. de.visitarnhem.com/to-do/kinder und www.openluchtmuseum.nl

Picknick-Plätze Möglichkeiten zur Rast in der Natur finden sich stadtnah im Park Sonsbeek wie vielerorts außerhalb, zum Beispiel im Naturpark Veluwezoom.

Schlechtwetter-Option … und zugleich ein Top-Fototipp ist der „Burgers' Zoo“. Der nach der Corona-Zwangsschließung wieder geöffnete Tierpark bietet eindrucksvolle Tier- und Pflanzenwelten, die zu großen Teilen überdacht sind. Kinder (4 bis 9) zahlen 21,50, Erwachsene 24 Euro. Adresse: Antoon van Hooffplein 1, Tel.: +31 (0)26 442 4534. Alle Besucher müssen zurzeit jedoch vorab online ein Zeitfenster buchen: www.burgerszoo.de

Tipp für Stilvolle „Ist es hier nicht herrlich …“, schrieb Anne Frank an ihre Oma, als sie 1941 mit ihrem Vater im Landgut Groot Warnsborn zu Gast war, umgeben von englischen Gärten und 750 Hektar Wald. Das Vier-Sterne-Hotel verfügt über 40 Zimmer und Suiten; das mehrfach ausgezeichnete Luxus-Restaurant „La Belle Source“ bietet exquisite Menüs an. Bakenbergseweg 22, Tel.: 0031-26-4455751, www.grootwarnsborn.nl

Noch drei nützliche Hinweise

Achtung: Wer mit dem Auto anfährt, muss beachten, dass neuerdings in den Niederlanden tagsüber auf allen Autobahnen das Tempolimit 100 km/h gilt.

Wer eines der gut ausgeschilderten Parkhäuser ansteuern will, der sollte unbedingt eine Kreditkarte dabeihaben, samt der nötigen Geheimzahl im Kopf. Denn die Bezahlung mit Bargeld ist – nicht erst seit Corona – oft in den Niederlanden nicht mehr möglich.

Ein Stadtbummel sollte in der Woche nicht an einem Montag eingeplant werden. Viele Geschäfte und Museen sind geschlossen.

Rezept für unterwegs: Overnight Oats mit Himbeere

Im Weckglas / Marmeladenglas, ca. 370 bis 400 ml

Zutaten:

3 El grobe Haferflocken 1 El Chiasamen 1 Tl Mandelmus 2 El TK-Himbeeren 2 El Kokonussjoghurt Frische Beeren

Zubereitung:

Haferflocken und Chiasamen mit der Milch bedecken, dann Mandelmus dazu geben und alles durchmixen. Die Himbeeren unterheben und über Nacht in den Kühlschrank stellen. Morgens mit Kokosnussjoghurt und frischen Beeren garnieren. (Rezept: Anne Bosse, Inhaberin Annegrete Deli in Düsseldorf-Gerresheim)

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