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Julia Floß' LieblingsortDas Café Wiesenhaus ist ein Ort zum Durchatmen mit Rheinblick

Lesezeit 3 Minuten
Floß Wiesenhaus im Cafe 2 Weiser

Julia Floss im Wiesenhaus

Samstagvormittag, Lichtschutzfaktor, Sonnenbrille auf und ab geht’s. Ausflug lautet das erklärte Tagesziel. So’n bisschen ins Grüne, so’n bisschen raus. Keuchend wuchte ich das Fahrrad die Südbrücke rauf. Während ich nach Luft und Bizeps ringe, springen Carbon-Radler in Spandex-Anzügen gleich an mir vorbei. Kurzfristig verfluche ich meine Existenz, den Ausflug und nicht zuletzt die vermaledeite Südbrücke. Ab jetzt kann’s nur noch besser werden. Tatsächlich, der Weg entlang der Poller Wiesen lohnt die Mühe. Es geht vorbei an Tennisplätzen und Ruderverein, Picknickdecken und bunten Lenkdrachen, Wikingerschach und Sonnenanbetern. Der Weg macht einen Knick und plötzlich fährt man an leuchtend blau blühenden Wiesen und sogar Getreide vorbei. Landpartie-Feeling nach nicht einmal 15 Minuten Fahrradtour. So grün kann Köln sein.

„Wir wollen ein Ort zum Durchatmen sein"

Das dachte sich Susanne Sprick auch als sie im April 2020 die Leitung des Cafés im Wiesenhaus übernahm. „Im Herzen bin ich Camper“, erklärt sie lächelnd und zupft an ihren Gummistiefeln. Ihr erklärtes Tagesziel lautet heute offenbar nicht Ausflug, sondern Unkraut aus Terrassenfugen entfernen. Hier kratzt die Chefin noch persönlich.

Die Gäste sitzen derweil unter riesigen, gelben Sonnenschirmen oder fläzen direkt in der Gartenliege auf der Wiese mit Blick auf den Rhein. „Das hier soll ein Ort sein wo die Leute hinkommen und...“ Susanne überlegt, steht auf und lässt sich laut seufzend auf einen Stuhl fallen. „Ja, genau so ein Ort.“ Zum Durchatmen. Ein Kurzurlaubsort. Und genau so fühlt es sich. Man sitzt im Grünen, bestellt Frikadellen mit Kartoffelsalat, beobachtet die Schiffe auf dem Rhein, hält die Nase in die Sonne und vergisst für einen kurzen Moment, dass man in 20 Minuten wieder zu Hause ist.

Schmatziger Käsekuchen, schokoladige Tarte

Das Team vom Wiesenhaus legt Wert auf Produktqualität und -herkunft. Fleisch und Wurst kommen von der Metzgerei Hennes, das Bio-Eis von Casa Vecchio sogar aus Poll. „Das ist hier einmal über’s Feld“, sagt Susanne und deutet mit dem Kratzer die Richtung. „Ansonsten ist bei uns alles hausgemacht. Der Kuchen, die Tagesgerichte.“ Der Käsekuchen ist übrigens die ideale Mischung aus dem deutschen Klassiker mit viel Quark und der sehr wuchtigen New-York-Cheesecake-Variante. Nicht zu süß, nicht zu sauer, nicht zu fest, nicht zu cremig. Der Boden könnte ein Minütchen länger gebacken werden, aber das Topping ist preisverdächtig. Ähnliches gilt für die Tarte au Chocolat. Die Creme ist herrlich schokoladig und genauso kompakt wie sie sein sollte, der Boden könnte aber auch ein Mü weiter gebacken sein.

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Dafür macht der Kartoffelsalat dem meiner Mutter Konkurrenz und das ist quasi das größte Lob, was ich einem Kartoffelsalat aussprechen kann. Beim Gedanken an die Heimreise fällt mir die Südbrücke wieder ein. Möglicherweise sollte ich einfach hier bleiben. Im Herzen Dauercamper.

Wiesenhaus, Weidenweg 100, 51105 Köln, Telefon 0221/ 89 99 677; www.wiesenhaus.koeln

Öffnungszeiten: Mi bis Fr 12-21.30 Uhr, Sa+So 11-21:30 Uhr; (Bitte informieren Sie sich, ob das Wiesenhaus wegen der aktuellen Hochwassergefahr geöffnet ist.)

Julias Auswahl

Frikadelle mit Rheinischem Kartoffelsalat // 9,50 Euro

Brotzeit // Krustenbrot mit Aufschnitt, gekochtem Ei, Butter, Käse und Essiggurken // 8,50 Euro

Tarte au Chocolat // 3,50 Euro

Käsekuchen // 3,50 Euro

Vegetarischer Hot Dog // 5,50 Euro

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