Neu im Kino„The Silence“ – Sei still oder sterbe

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The Silence (1)

Kiernan Shipka als Ally und Stanley Tucci als ihr Vater Hugh in einer Szene des Films

Ein kleiner Schlag mit dem Hammer, ein großer Erfolg für die Wissenschaft – so oder ähnlich dachten sich das die Mitglieder einer Höhlenexpedition in Pennsylvania, als sie in 800 Metern Tiefe auf einen Hohlraum stießen. Sie öffneten ihn und läuteten die amerikanische Apokalypse ein. Zwei Tage später ist der Osten der USA bereits in der Defensive, denn Millionen von aggressiven Schwarmwesen attackieren alles, was Geräusche macht, und zerfleischen es.

Sei still oder sterbe – diese Prämisse birgt rund ein Jahr nach John Krasinskis „A Quiet Place“ nicht mehr viel Originalität. Die Macher dieser US-deutschen Koproduktion waren sich dieses Umstands wohl bewusst, denn allzu teuer sieht „The Silence“ nicht aus. Was zu verkraften wäre, wenn es im Gegenzug ein Bestreben in Richtung Innovation oder zumindest Radikalität zu verzeichnen gegeben hätte.

Was aber nicht der Fall ist. Im Gegenteil, sobald sich der erzählerische Blickwinkel früh auf die gehörlose Teenagerin Ally (Kiernan Shipka als kleine Schwester von Emma Watson) und ihre Familie (Stanley Tucci und Miranda Otto als Eltern, immerhin) fokussiert, nimmt der Film die Pfade des klassischen Invasionsthrillers, und die führen seit „Die rote Flut“ oder davor „Der tödliche Schwarm“ aus der Stadt und hinaus aufs Land, weil es da eben sicherer ist.

Derartige Einfallsarmut wäre immerhin noch zu verzeihen, wenn Buch und Regie den Versuch unternommen hätten, aus den offenkundigen Gedankenlücken von „A Quiet Place“ Lehren zu ziehen. Wozu man aber keinen Anlass sah, sodass der Film sich immer mehr auf ungereimte Behauptungen stützt, statt Grundlagen zu schaffen.

The Silence

Der Film kommt am 16.05.2019 in die deutschen Kinos.

Wieso können die bösen Wesen sich so schnell vermehren, wo liegen ihre Schwachstellen, wie sind sie zu bekämpfen, wieso klappt das nicht, wo liegt der kritische Geräuschpegel (muss auch eine Hummel um ihr Leben fürchten?), und wieso bleibt trotz fortschreitender Endzeit immer und überall die Stromversorgung intakt? Das sind in einem solchen Film naheliegende Sesamstraßen-Fragen, die aber das Drehbuch leichtfertig unbeantwortet lässt.

Als Folge davon, und weil die Regie des etatmäßigen Kameramanns John Leonetti (er fotografierte „Insidious“ und „The Conjuring und inszenierte „Annabelle“, er sollte also eigentlich wissen, wie es geht) keine Ambition verrät, etwas anders oder gar besser zu machen, stauen sich im Zuschauerraum Frustrationen auf. Als auch noch der späte Auftritt von Billy MacLellan als fieser Prediger ungenutzt bleibt, ist klar – in dieser Stille gedeiht nichts.

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