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Aus der Nachbarschaft auf den TellerWie die App "Schmaus" den Hunger stillt

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Er hatte die Idee für die App: Johannes Fuchs.

Köln – Wenn Angela Metzler kocht, kann es schon mal vorkommen, dass am Ende mehr übrig bleibt, als sie selber braucht. Als sie vor kurzem einen Flyer des Kölner Start-ups „Schmaus“ vor ihrer Wohnung in Sülz entdeckte, bot sich ihr eine ganz neue Möglichkeit. Nämlich das übrig gebliebene Essen per App an hungrige Menschen aus der Nachbarschaft zu vermitteln. Dass sie mehr kocht als nur für sich selbst, kommt häufiger vor. „Ich bekomme per Abo regelmäßig einen Korb mit saisonalen Gemüse. Das muss ich irgendwie aufbrauchen. Da ist die App dann die perfekte Lösung.“

So gibt es in Köln nun Gemüseeintopf für 3,50 Euro, vegane Lasagne für 4,50 Euro oder Paprika-Hack-Eintopf für 6,50 Euro. Alles mit Liebe gekocht von privaten Köchen. „Mit Schmaus bauen wir eine Community auf, mit der wir Hobbyköche mit hungrigen Nachbarn zusammen bringen“, erklärt Gründer Johannes Fuchs. „Das ist praktische, da es auch kein großer Mehraufwand ist, für vier anstatt für eine Person zu kochen.“

Besser als Fast Food

Die Idee hatte Fuchs zusammen mit Julien Gupta. Als Gupta im Auslandssemester zum ersten Mal alleine wohnte, begegnete ihm ein Problem: Für eine einzige Person zu kochen, ist unvorteilhaft. Zum einen preislich, andererseits wandern immer wieder Reste in die Tonne. Als die beiden studierten BWLer an ihrer Masterarbeit (International Management) saßen, sahen sie die andere Seite. „Wenn wir bis spät abends in der Bibliothek saßen, hatten wir danach auch keine Lust mehr zu kochen“, erinnert sich Fuchs. „Wir dachten uns: Es wäre doch schön, sich bei privaten Köchen für vier, fünf Euro etwas abzuholen, anstatt wieder auf Fast-Food oder Fertiggerichte zurückzugreifen.“

Aus der ersten Idee ist mittlerweile eine App geworden. Im Sommer 2018 starteten die ersten Testläufe, in diesem Frühjahr kam Schmaus, mittlerweile durch ein Stipendium gefördert, in die App-Stores. Während bei den Tests nur Samstag gekocht wurde, gibt es mittlerweile jeden Tag etwas über die App zu schmausen. Die Zahl der registrierten Nutzer bewegt sich im niedrigen vierstelligen Bereich, eine niedrige dreistellige Zahl davon ist als Koch gemeldet. „Die Schmauser sind eher jüngere Leute, oft Studenten, aber nicht nur“, erklärt Fuchs. Der durchschnittliche Nutzer arbeitet bereits und kommt oft spät nach Hause, hat ein eigenes Einkommen, vermisst das Selbstgekochte, hat aber wenig Zeit, den Herd selbst anzuwerfen. „Die Köche sind dagegen Leute, die sich einfach für Ernährung und Kochen begeistern.“ Die Gruppe sei eher etwas älter.

Probleme mit dem Gesundheitsamt könne es mit dem Schmaus-Konzept nicht geben. So lange die Köche ihr Essen im privaten Rahmen abgeben und den Preis in etwa kostendeckend für die Produkte festlegen, sei das Ganze kein Problem. „Wenn wir feststellen müssten, dass Nutzer gewerblich handeln, würden wir einschreiten“, versichert der Gründer. Mit maximal zehn Euro ist der Preis ohnehin gedeckelt.

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Ganz Deutschland ist das Ziel

In Sülz gestartet, soll sich Schmaus zunächst in Köln ausbreiten. Im kommenden Jahr können weitere Städte folgen. „Ziel ist es, in ganz Deutschland präsent zu sein“, erklärt Fuchs. Für Köln sehe die Wunschvorstellung für die Zukunft so aus, dass jeden Tag 50 bis 70 Gerichte über die App verkauft werden sollen. Bis dahin ist es noch viel Arbeit, Stück für Stück sollen die Funktionen der App weiter ausgebaut werden. Vegetarische und vegane Gerichte können bereits gekennzeichnet werden, es sind Kategorien wie amerikanisch, italienisch oder Hausmannskost wählbar. Von diesen Kategorien soll es künftig noch mehr geben. Köln sei dabei ein gutes Pflaster für den Start. „Die Veedelkultur kommt uns entgegen, findet Fuchs. „Es ist ja auch ein Ziel von uns, die Menschen in den Veedeln zusammenzubringen, die sich sonst nicht kennenlernen würden.“ Die übergeordnete Vision, die die App dabei verfolgt, hört sich dagegen noch größer an. Schmaus will – wie Johannes Fuchs verrät – die Art und Weise beeinflussen, wie Menschen sich ernähren.

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