Umwelt im Veedel schützenLebensmittel verteilen statt wegwerfen

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Lebensmittel retten statt wegwerfen, das ist das Ziel von Gudrun Alles vom Café Bickolo.

Lebensmittel retten statt wegwerfen, das ist das Ziel von Gudrun Alles vom Café Bickolo.

Bickendorf/Ehrenfeld – Die einen haben zuviel, die anderen zuwenig. Lebensmittel landen leider häufig im Müll. Ein Grund für die Foodsharer – auch „Lebensmittelretter“ genannt – dies zu ändern. Sie richteten vor ein paar Jahren die ersten Fair-Teiler in Köln ein. 29 Stück gibt es heute im gesamten Stadtgebiet. Während einige Bezirke viele haben, fehlt es etwa im Kölner Süden an solchen Stellen. Auf dem Gelände von NeuLand wurde der Fair-Teiler-Schrank wieder geschlossen, nachdem dort zuviel Vandalismus und Vermüllung herrschte (Rundschau berichtete). Im Bürgerhaus Stollwerck liegt der Fair-Teiler-Schrank daher im Gebäude. Ebenso im Bürgerzentrum Ehrenfeld, in der Alten Feuerwache in Neustadt-Nord und auch im Bürgerschaftshaus in Bocklemünd findet man den Schrank und die Regale in den Räumen.

Fair-Teiler haben die Aktivisten von Foodsharing die Regale, Behälter und Kühlschränke genannt, in die im Prinzip jeder, der zuviel eingekauft hat, etwa vor einem Urlaub, Lebensmittel legen kann, die nicht leicht verderblich sind und keinem Haltbarkeitsdatum unterliegen – wie zum Beispiel Nudeln oder Reis. Der größte Teil der Lebensmittel stammt aus umliegenden Supermärkten, mit denen die Lebensmittelretter einen Deal eingegangen sind. Sie holen sie ab und legen sie in die Schränke.

Einen festen Turnus gibt es aber nicht, wie Matthias Nink, einer von etwa 15 ehrenamtlichen Foodsharing-Botschaftern, erklärt. Die Schränke aber würden mehrmals wöchentlich befüllt. Teilweise sogar täglich. Es käme dabei ganz auf den Standort an.

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Die Märkte haben ein offenes Ohr

Dass mittlerweile Supermärkte erkannt haben, dass es besser ist, Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum kurz vor Ablauf steht oder vielleicht schon abgelaufen ist oder das Gemüse wegen brauner Stellen nicht mehr verkauft wird, zu spenden, statt in den Müll zu werfen, freut die Lebensmittelretter. „Wir stoßen bei den Märkten mittlerweile auf offene Ohren“, so Nink und auch sein Mitstreiter Matthias Distelrath bestätigt dies, schränkt aber ein, dass dies bei Neuakquisen manchmal etwas schwieriger sei, da man bei den Lebensmittelketten über die Zentrale gehen müsse, da die Geschäftsfilialen nicht inhabergeführt seien.

Das sehe bei Bäckereien oder anderen kleineren Läden anders aus. Und so wundert es nicht, dass Brot, Brötchen oder Kuchenstücke sehr häufig in den Regalen der Fair-Teiler landen.

Alles ist kostenlos

Mitnehmen kann es übrigens jeder, der aus Überzeugung nicht ertragen kann, wenn Lebensmittel im Müll landen. „Häufig sind es aber Menschen, die einfach nicht die finanziellen Mittel haben, um sich den ganzen Monat Einkäufe im Supermarkt erlauben zu können. „Bei uns kommen sehr viele Menschen, darunter auch ältere, Alleinerziehende oder Familien, die sich an den Kisten bedienen“, sagt Gudrun Alles vom Bürger- und Begegnungscafé in Bickendorf. Seit Juni steht dort auch ein Fair-Teiler vor dem Café. Es war ihre Idee, auch dort eine solche Stelle einzurichten. Hier ist das ganze auf einem Fahrrad, das verschiedene Kisten als Lasten trägt, platziert worden. In diesen Kisten liegen entweder Tüten, gefüllt mit Brot und Brötchen, Kohlköpfe oder verpackte Ware wie grüne Erbsen oder Kartoffelpüree wie an diesem Tag. Etwas herausnehmen darf jeder. Alles ist kostenfrei.

Meistens seien es aber immer dieselben Personen, die sich am Fair-Teiler bedienen, wie Alles, Distelrath und Nink bestätigen.

Diestelrath, der den Fair-Teiler im Bürgerzentrum Ehrenfeld etabliert hat, hat eine Vision: „Es wäre schön, wenn jeder Stadtteil einen solchen Lebensmittelschrank hätte. Wir können auch noch ein paar mehr Aktivisten gebrauchen.“ Umso mehr Hände helfen, umso weniger Arbeit habe der Einzelne. Die Arbeit als Foodsharer sei nämlich ehrenamtlich. „Wer zum Beispiel Lebensmittel an einem Supermarkt abholt, ist alles in allem etwa zwei Stunden beschäftigt“, sagt Distelrath. Gern würde er auch noch eine so genannte Give-Box im Bürgerzentrum und an anderen Stellen etablieren. Dort könnten dann Dinge wie Kinderspielzeug, Haushaltswaren oder Kleidung abgelegt werden und für Menschen, die es benötigen und Freude daran haben bereitstellen. Es gibt also noch viel zu tun.

Die Fair-Teiler im Kölner Norden

29 Fair-Teil-Stellen gibt es im gesamten Stadtgebiet. Davon sechs im Kölner Norden.

Nippes: Der Fair-Teiler ist hier ein Fahrrad. Es steht an der KVB U-Bahn Haltestelle Lohsestraße (Innere Kanalstraße - Ecke Neusser Straße), es hat drei große verschließbare, wetterfeste Kisten für Lebensmittel. Es ist an dem Geländer gesichert, gut markiert und immer frei zugänglich.

Nippes: Der Fairteiler befindet sich in der Alten Feuerwache in dem Gebäude „Branddirektion“ direkt unten im Flur auf der rechten Seite. Der Weg zum Kühlschrank ist von dort ausgeschildert. Er ist Montag - Samstag jeweils von 9- 21 Uhr zugänglich. Sonntags ist der FairTeiler tagsüber unregelmäßig geöffnet.

Nippes: Das Fair-Teiler-Rad steht an der Ecke der Straßen Am Alten Stellwerk und Kempener Straße in Nippes.

Chorweiler: Der Fair-Teiler steht am Windröschenweg 16 und ist rund um die Uhr zugänglich.

Chorweiler: Der Fairteiler steht an der Waldorfschule am Weichselring 6. Er ist rund um die Uhr geöffnet.

Chorweiler: Der Fahrrad-Fair-Teiler steht an der Gemeinschaftsgrundschule Riphanstraße. (swa)

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