Öko-Test untersucht PorridgeVorsicht vor Pestiziden im Haferbrei

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Frau Rix, Sie haben dafür gesorgt, dass ich meine Frühstücksgewohnheiten ändern musste: Das Porridge von 3Bears esse ich jetzt nicht mehr, weil es bei Öko-Test eine sechs bekommen hat. Was war das Problem?

Ich wollte Ihnen ganz bestimmt nicht Ihr Frühstück madig machen! An dem von uns getesteten „Dreierlei-Beere“ Porridge von 3Bears hatten wir leider mehrere Kritikpunkte, die zusammen zur schlechtesten Note geführt haben. Die Labore haben in der Mischung Spuren von gleich fünf verschiedenen Pestiziden und außerdem Mineralölbestandteile gefunden. Und dann steht noch mehrfach „ohne Zuckerzusatz“ auf der Verpackung, obwohl das Porridge nicht nur süße Trockenfrüchte enthält, sondern auch noch mit Ananassirup und Saftkonzentrat gesüßt ist.

3Bears haben die Spuren von Pestiziden in ihrer offiziellen Stellungnahme zugegeben, sagen aber, dass diese unter der Grenzwerten lägen und man ihre Produkte unbedenklich genießen könne. Ich habe jetzt trotzdem ein schlechtes Gefühl, das zu essen.

Es ist richtig, dass die festgestellten Pestizidbelastungen weit unter den Grenzwerten liegen und Sie sich ganz bestimmt keine Sorgen machen müssen, wenn Sie das ein paar Monate lang zum Frühstück gegessen haben. Was wir aber kritischer sehen, ist dass in dem 3Bears Porridge eine Mischung von gleich fünf Pestiziden und zwei synthetischen Wachstumsregulatoren zu finden war. Es ist wissenschaftlich noch nicht geklärt, wie die verschiedenen Gifte im Körper zusammenwirken. Mit zum „ungenügenden“ Testergebnis beigetragen hat auch, dass ein Pestizid dabei war, das besonders giftig für Bienen ist. Andere Marken im Test sind da deutlich besser.

Bei Pestiziden kann ich mir vorstellen, wie die in mein Frühstück reinkommen – da wurden dann der Hafer oder die Früchte gespritzt. Aber wie gelangen Mineralölbestandteile da rein?

Mineralölbestandteile kommen häufig durch die Verpackung in die Lebensmittel, sie können zum Beispiel aus Druckerfarben stammen, aber auch aus Kunststoffteilen. Die Lebensmittelhersteller betreiben seit einigen Jahren viel Aufwand, um die Produkte möglichst frei davon zu halten – mit unterschiedlichem Erfolg. Die gute Nachricht ist, dass wir in diesem Test keine krebserregenden Substanzen gefunden haben.

Es ist sehr auffällig, dass die zwölf Bio-Produkte, die Sie getestet haben, bis auf eines, nämlich das von Rossmann, deutlich besser abgeschnitten haben als die Porridges, die nicht bio sind. Woran liegt das?

Genau, in den Porridges aus biologischem Anbau konnten wir überhaupt keine Pestizide nachweisen. Die Hersteller halten sich also an ihre Vorgaben. Wir haben auch keine extrem hohen Zuckergehalte oder Belastungen mit Schimmelpilzgiften in den Bio-Produkten gefunden. Und sie kommen ohne künstliche Aromen aus.

Wenn man Ihren Test kennt, hat man als Verbraucher das Gefühl, alles falsch zu machen. Worauf sollte ich beim Kauf achten – vor allem bei Porridges, die Sie nicht getestet haben?

Sie haben nichts falsch gemacht! Wir informieren in unserem Test darüber, welche Fertigmischungen nach unseren Ergebnissen die besten sind. Die im Vergleich schlechteren sind aber immer noch ein nahrhaftes Frühstück. Vorm Regal im Laden lohnt es sich, das Kleingedruckte auf den Verpackungsrückseiten unter die Lupe zu nehmen. Da können Sie zum Beispiel den Zuckergehalt pro 100 Gramm vergleichen. Haferbrei schmeckt von Natur aus schon angenehm süß, da muss kein zusätzlicher Zucker mehr ein. Unter 20 Gramm Zucker pro 100 Gramm Trockenmischung sind schon mal ganz gut, unter 15 noch besser. Im Test hatten wir viele Produkte, bei denen der Zuckergehalt okay war, aber die Hersteller tricksen auch gerne mal. Die beziehen ihre Angaben dann nicht auf die trockene Mischung, sondern auf den fertigen Brei – verdünnt mit Wasser! Aufmerksam sollte man werden, wenn es nur Nährwertangaben für die „verzehrfertige“ Portion mit Wasser gibt. Wer Pestizide vermeiden will, kann auf Produkte aus biologischem Anbau zurückgreifen.

Fertige Porridge-Mischungen findet man mittlerweile in fast jedem Supermarkt. Ist Porridge wirklich so gesund, wie alle behaupten?

Ja, Porridge ist ein richtiges Superfood, weil es viel von dem enthält, woran es uns sonst oft fehlt: Hochwertiges Eiweiß, B-Vitamine, die ja besonders für Veganer und Vegetarier wichtig sind, Zink und Eisen. Es tut gut, am Morgen etwas Warmes zu essen, das gibt Energie. Auch in der ayurvedischen Ernährungslehre und der traditionellen chinesischen Medizin wird das empfohlen. Außerdem sättigt Porridge und ist gut für den Blutzuckerspiegel. Für seine magenschonende Wirkung war der Haferbrei hierzulande  ja früher schon bekannt. Porridge klingt jetzt eben hipper und es gibt leckere Rezepte. 

Was empfehlen Sie mir denn nun für mein zukünftiges Frühstück?

Sie können natürlich in unseren Test schauen: Von den 20 Mischungen haben immerhin acht mit sehr gut abgeschnitten, weil sie frei von Pestiziden waren, keine Probleme mit Mineralölbestandteilen oder sonstigen Belastungen hatten und auch nicht überzuckert waren. Und sonst: Einfach selbst machen. Feine Haferflocken sind ja eigentlich schon ein Fertigprodukt. Einfach mit Kuh- oder Pflanzenmilch mischen, für zwei Minuten in die Mikrowelle und kurz quellen lassen. In der Zeit schneide ich mir dann schnell einen Apfel und mische den drunter. Im Winter können Sie natürlich auch Bio-Trockenfrüchte nehmen. Da wissen Sie, was drin ist. Und es schmeckt frisch.

Das Gespräch führte Angela Sommersberg

Test-Ergebnisse:

Gewinner: Sehr gut abgeschnitten haben zum Beispiel das Bauckhof Porridge „Hot Hafer Beere“ (bio) oder das Seitebacher Frucht Porridge „35 Prozent Frucht“.

Verlierer: Mit ungenügend wurde das Porridge „Dreierlei Beere“ von 3Bears bewertet, das „Unser Porridge Blueberry Yoghurt“ von Ruf bekam die Note mangelhaft.

Alle Test-Ergebnisse finden Sie hier: www.oekotest.de, Suchstichwort: Porridge

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