Zlatan Ibrahimovic ist FanPadel boomt in Köln – hier kann man es spielen

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Padel 2

Zeitweise konnten Interessierte am Rhein-Energie-Stadion den neuen Sport ausprobieren.

Köln – Diese wahnwitzigen Ballwechsel sind faszinierend. Für den Laien ist kaum nachvollziehbar, was auf dem von Glaswänden eingerahmten Tennisfeld passiert. Zwei Spieler auf jeder Seite hämmern sich die Bälle um die Ohren, sie treffen den Ball aus den verrücktesten Positionen und dreschen ihn dabei regelmäßig auch einfach gegen eine der Wände. Padel nennt sich dieser Sport, der eine Mischung aus Tennis und Squash ist und immer im Doppel gespielt wird.

Zlatan Ibrahimovic sorgt für Padel-Boom in Schweden

In Schweden ist Padel gerade so auf dem Vormarsch, wie es sich die deutschen Anhänger der Sportart seit einigen Jahren wünschen. Köln hat sich zwar zur nationalen Padel-Hauptstadt entwickelt, aber ein ernstzunehmender landesweiter Boom ist hierzulande noch nicht zu verzeichnen. Dafür fehlt wohl ein Zugpferd wie der ehemalige schwedische Nationalspieler Zlatan Ibrahimovic. Der 39-Jährige hat Padel nicht nur als Fitnesstraining für seine alternden Fußballknochen auserkoren, sondern auch als Geschäftsmodell.

Irgendwo muss er ja hin mit dem vielen Geld aus seiner langen, erfolgreichen Karriere als Profi bei unter anderem Inter Mailand, dem FC Barcelona oder Manchester United. Und für irgend etwas müssen knapp 50 Millionen Follower bei Instagram ja gut sein. Ibrahimovic braucht keine ausgeklügelte Werbekampagne. Hier und da ein Insta-Post reichen, um einen Trend anzuschieben und die eigenen Padel-Anlagen in Schweden mit Spielern zu füllen.

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Und wer einmal mit ein paar Freunden in einem der Glaskäfige gestanden und auf den Ball eingedroschen hat, ist nicht selten sofort infiziert. Johannes Lindmeyer ist es so ergangen.

Der 28-jährige Sportstudent aus Köln spielt Tennis, seit er fünf Jahre alt ist. Und Padel seit sieben Jahren. Ein Freund habe ihn damals gefragt, ob er mal Padel mit ihm ausprobieren würde. Eine kurze Youtube-Video-Recherche später sei er überzeugt gewesen: „Das könnte etwas für mich sein“, erzählt Lindmeyer: „Und nach dem ersten Mal war ich sofort Feuer und Flamme.“ Heute ist er Padel-Nationalspieler. In zwei Monaten reist er mit dem deutschen Team zur WM nach Katar.

Na klar, wenn es um sportliche Weltmeisterschaften geht, ist der Wüstenstaat gern als Ausrichter vorn mit dabei. Als eine der führenden Padel-Nationen ist Katar so wenig bekannt wie als Fußball- oder Leichtathletik-Land. Aber die Indoor-Anlage, die für die WM aus dem Sandboden gestampft wurde, ist mit Sicherheit hochmodern. Die absoluten Meister der Sportart sind allerdings Spanier und Argentinier, sie dominieren das internationale Geschehen und werden den WM-Titel wohl unter sich ausmachen – eine Ahnung, die Lindmeyer nicht unbedingt exklusiv hat.

Erfunden 1960 von einem Mexikaner

Erfunden hat’s in den 1960er Jahren ein Mexikaner, dessen spanischer Kumpel Alfonso Hohenlohe daraus in seiner Heimat eine Art Nationalsport machte. Heute findet sich dort nach Angaben des spanischen Ministeriums für Ausbildung, Kultur und Sport in jedem zweiten Haushalt ein Padel-Schläger. Weltweit wird inzwischen in mehr als 90 Ländern Padel gespielt. Die Besten messen sich auf der World Padel Tour, die 2019 über 32 Millionen Livestream-Zugriffe gehabt haben soll.

All das sind Zahlen, von denen deutsche Padel-Spieler und -Investoren aktuell nur träumen können. Köln ist dabei Vorreiter: In Weiden steht mit der padelBox und ihren vier Plätzen die größte Indoor-Anlage Deutschlands, beim Uni-Sport gibt es zwei Plätze und Tennis-Vereine in Weiden und Porz haben mit insgesamt drei Courts aufgerüstet für den Trend. Dazu kommen vier weitere Plätze in Köln-Lövenich, die noch in diesem Jahr eröffnet werden sollen.

Im letzten Jahr hat Johannes Lindmeyer zusammen mit Nacho Gutiérrez den Titel bei den Männern geholt. In diesem Jahr kollidiert der Zeitplan bislang mit der Taufe seiner zwei Neffen, weshalb er wohl nur im Mixed antreten wird. „Hier in Köln haben wir teilweise größere Teilnehmerfelder als bei großen Verbandsturnieren“, sagt Lindmeyer. Weil es eben so viele Plätze gibt in der Stadt und damit zumindest einen kleinen Boom.

Der Nationalspieler ist aber ebenso wie die padelBox-Investoren um Geschäftsführer Patrick Pihan überzeugt, dass da in Sachen Padel endlich etwas in der Luft liegt in Deutschland. Man blickt nicht nur neidisch nach Schweden, sondern auch mit einer gewissen Vorfreude. „Das kann hier auch passieren“, sagt Lindmeyer. So mancher Investor stehe in den Startlöchern: „Es könnte sein, dass in den nächsten zwei Jahren mehr Padel-Courts in Deutschland gebaut werden, als es bisher gibt.“ Patrick Pihan hat die Stadtmeisterschaft (s. Kasten) im vergangenen Jahr an der Seite von Matthias Scherz bestritten. Der ehemalige FC-Spieler zählt zu den vielen Fußballern unter den Padel-Begeisterten. Neckende Zungen behaupten, Padel sei einfach genug, um selbst die koordinativ manchmal etwas einseitig ausgebildeten Kicker nicht zu überfordern. Wer zunächst einige Trainerstunden benötigt, um beim Tennis den Ball überhaupt mal übers Netz zu bekommen, fühlt sich beim Padel angeblich sofort wie ein Profi – und hat dazu einen Heidenspaß.

Auch Bundesliga-Fußballer mit Geschäftsmodell

Auch in Deutschland gibt es bereits ehemalige Bundesliga-Fußballer, die Padel als Geschäftsmodell entdeckt haben. Etwa Marcel Maltritz, der in Bochum die „padelworld“ betreibt, mit vier Plätzen Deutschlands größte Outdoor-Anlage. Weitere vier Plätze könnten wohl noch dazukommen, wenn denn der Boom, auf den alle warten, endlich einsetzt.

Der Padel-Platz hat die Maße eines Tennis-Feldes für das Einzel-Spiel. Da immer im Doppel gespielt wird, ergeben sich also kurze Laufwege. Die Schläger sind nicht mit Saiten bespannt, sondern bestehen aus einer Materialmischung aus Schaumstoff, Karbon und Fiberglas. Sie sehen eher wie ein Beachball-Schläger aus. Dadurch, dass die Glaswände zum Spielfeld gehören, ergeben sich sehr vielfältige Ballwechsel. Das macht es so spektakulär und abwechslungsreich. Und das Spiel zwei gegen zwei betont die soziale Komponente des Sports. Nationalspieler Lindmeyer: „Oft freuen sich dann alle zusammen über einen tollen Ballwechsel.“ Und der Laie staunt.

Padel spielen in Köln

padelBox Vier Indoor-Plätze Kronstädter Str. 100, 50858 Köln Geplant sind vier weitere Indoor-Plätze in Lövenich. Ottostraße 14, 50859 Köln www.padel-koeln.padelbox.de

TC Weiden Zwei Outdoor-Plätze Kronstädter Str. 100, 50858 Köln www.tc-weiden.de/padel

UniSportZentrum Köln Zwei Outdoor-Plätze Zülpicher Wall 1, 50674 Köln www.unisport.koeln Tennis Club Rot-Weiss Porz Schützenstraße 77, 51147 Köln www.tc-rot-weiss-porz.de

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