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Von Bio Zisch bis Lemon-AidElf Trend-Limonaden im Redaktions-Test

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Im Hochsommer trinkt man Limonade am besten pur auf Eis. (Symbolbild)

Köln – Es soll sie noch vereinzelt geben, Menschen die in der prallen Sonne bei 30 Grad Bier gegen den Durst bestellen. Doch Alkohol kommt langsam aus der Mode, heute gilt: Summertime and the living is alkoholfrei. Entsprechend prickelnd ist das Thema Limonade, sowohl aus Sicht von Produzenten als auch von Konsumenten.

Längst sind die Zeiten vorbei, in denen Limo immer Fanta oder Sprite bedeutete. Seit einigen Jahren herrscht auf dem Softdrink-Markt Gründerzeit-Stimmung, findige Getränkehersteller haben den Verbrauchern blühende Limonadenlandschaften beschert. Heißt: Immer mehr Abwechselung, immer mehr Marken.

Gin-Boom und andere Veränderungen

Längst haben sie unseren Limo-Geschmackshorizont weit über Zitrone, Orange und Limette hinaus erweitert. Spitzenreiter sind zwar immer noch traditionell verwendete Zitrusfrüchte, doch werden diese heute ergänzt durch Pampelmusen, Grapefruits und Mandarinen, gerne in Kombination mit weiteren Aromaten. Auch bei den Bitter-Limonaden ist einiges in Bewegung, dem Gin-Boom sei Dank. Denn proportional zum Erscheinen stets neuer Gin-Sorten vermehren sich auch die Tonic-Varianten. Der Markt der fermentierten Getränke hat sich ebenfalls weiterentwickelt. Viele Brauereien setzen auf Fassbrausen, um den sinkenden Bierabsatz zu kompensieren – mit Limonade.

Es gibt also viel zu verkosten. Hier eine Auswahl, getestet bei Idealbedingungen: auf drei bis sechs Grad gekühlt, wenn möglich aus kleinen Flaschen (große verlieren an Kohlensäure durchs Einschenken) und mit recyclebarem Trinkhalm. Der Soundtrack dazu: „Softdrink“ von der Band Bilderbuch.

LömmeLömm Pink Pampelmuse

Lömmelömm ist ein altes kölsches Synonym für Limonade aus den 50er-Jahren, als der Vater im Brauhaus für sich ein paar Kölsch und für den Sohnemann ein Lömmelömm bestellte, das von den Wirten selbst hergestellt wurde. 2013 kam dem kölschen BWLer Christian Remmert die Idee, diesen verschütt gegangenen Teil der kölschen Brauhaus-Kultur wieder zu beleben.

Gestartet mit der klassischen Geschmacksrichtung Orange erweiterte Remmert das Portfolio zwischenzeitlich durch weitere Geschmacksrichtungen wie Pampelmuse. Mit sattem Pink und neonfarbenen Reflexen verströmt sie zitrus-herbes Pampelmusen-Aroma: Die Öle der Schale sorgen für die zitrisch-herbe Kopfnote, die von fluffigem Zuckerwattearoma unterlegt wird. Am Gaumen saftig mit klarem Grapefruit-Aroma und trinkbeschleunigender Kohlensäure. Fazit: Zitrisch-frischer Zisch mit niederschwelligem Schluckwiderstand. 

www.loemmeloemm.de

Gaffels Fass Brause mit Apfel und Hopfennote

Der Trend zur Fassbrause scheint ungebrochen, und im Hause Gaffel hat man mit Apfel & Hopfen eine besondere Variante im Sortiment. Was ungewöhnlich klingen mag, hat eine lange Geschichte, denn nicht nur Biere, sondern auch Apfelsaft und Most wurden einst durch Zugabe von Hopfen haltbar gemacht. Zwar ist diese Fassbrause im gesetzlichen Sinne keine echte Fassbrause, sondern ein alkoholfreies Biermischgetränk, doch das interessiert nur leidlich, denn was zählt ist das Resultat.

www.fassbrause.de

Brauser Limonade Waldmeister

Craft-Limonade erster Güte kommt bei Brauser in die Flasche. Der Koch Marc Flogaus und Barkeeper Philipp Bauermeister haben ihr Unternehmen gestartet mit Pre-Mix Cocktails, bevor sie sich auf die Herstellung von Premium-Limonaden spezialisiert haben. Produziert mit natürlichen Zutaten sind diese meist trüb und müssen vor dem Öffnen kurz Kopfstand machen, um eventuelle Segementierungen aufzuwirbeln.

Diese Waldmeister-Getränk ist wohl die einzige Limo, die mit selbst angebautem, echten Waldmeister (auch Maikraut genannt) hergestellt wurde und daher nicht quietschgrün ist, sondern aussieht wie eine normale, trübe Zitronen-Limonade. Ramba-Zamba gibts dann in der Nase, denn es waldmeistert gehörig. Die Cumarin-Noten des Maikrauts erinnern an Vanille und Tonka-Bohnen und werden am Gaumen vom Zitronensaft perfekt balanciert. 

www.brauser-limonade.de

Crodino

Bitter war lange Zeit verpönt, doch erlebt die Geschmacksrichtung eine Renaissance, wohl beschleunigt von der Gin-Tonic Welle. In Italien nimmt man seit jeher bittere Getränke zum Aperitif und einer der beliebtesten anti-alkoholischen Bitter-Apertifs ist der Crodino aus dem nordpiemontesischen Örtchen Crodo.

1964 erstmals hergestellt aus 30 verschiedenen Kräutern, Wurzeln und Fruchtextrakten sowie Bitterorangen muss er sechs Monate reifen, bis die Aromen sich vermählt haben und er in der typischen kleinen Flasche (9,8cl) in den Handel kommt. Die opulente Nase mit Aromen nach Angelikakraut, Wermut, Süßholz, Orangenzesten spiegelt sich auch am Gaumen: Aufgefädelt wie an einer Perlenkette durch die feingliedrige Kohlensäure bietet der Crodino bitter-süßes Aperitif-Vergnügen aller erster  Spritzigkeit. 

www.campari-deutschland.de

Lemonaid Maracuja

Die Macher des 2009 gegründeten Unternehmens verwenden ausschließlich Grundzutaten aus biologischem Anbau und fairem Handel. Nur Fruchtsaft, Limettensaft und Wasser dürfen hinein, Stabilisatoren und Antioxidationsmittel müssen draußen bleiben. Gestartet mit der Ur-Limonade Lemon-Aid aus Limette und Rohrzucker wurde das Programm ergänzt durch den Chairy-Tea und letztlich durch die Geschmacksrichtungen Blutorange und Maracuja.

Biozertifiziert mit drei Siegeln und noch dazu vegan bietet letztere tropisch-frisches Limo-Vergnügen für alle. Balanciert mit einem Schluck Mangosaft ist sie ausgewogen fruchtig  und kommt ohne die üblichen Unmengen Zucker aus. Stattdessen besticht sie durch ihren säuregesteuerten Trinkfluss mit feinperligem Mousseux und klarer Maracujafrucht im Finish.Vielschichtig und komplex, dabei unkompliziert und frohsinnig. Und weil der Name Programm ist, fließen fünf Cent pro verkaufter Flasche direkt in karitative Projekte in den Herkunftsländern der Produkte. 

www.lemon-aid.de

Fentimans Wild English Elderflower

Die Firma Fentimans wurde 1905 gegründet und 1988 reanimiert. Die Basis ihrer Produkte bildet jeweils eine fermentierte Limonade auf Ingwerbasis, die später mit den geschmacksgebenden Auszügen und Infusionen versetzt wird. Bei der Fermentation entsteht ein leichter Alkoholgehalt, der jedoch unter 0,5 Prozent liegt, weshalb Fentimans Produkte unter dem Namen Limonade vertrieben werden dürften. In neuer englischer Sachlichkeit firmiert sie jedoch als „Crafted Botanical Drink“.

Dieses glutenfreie Erfrischungsgetränk enthält neun Prozent Holunderblüten-Extrakt aus wild wachsenden, englischen Holunderblüten, die einen olfaktorisch direkt in den nächsten Holunderhain versetzen. Mit seiner lupenreinen, floralen Note ginge es glatt als Parfum durch. Blütenduftig und vegetabil unterlegt gilt auch am Gaumen nobles britisches Understatement: weniger ist hier mehr. Mit zurückhaltender Süße und präziser Aromatik ist dies die ultimative alkoholfreie Begleit-Alternative zum nachmittäglichem Gurkensandwich. 

 www.manufaktum.de

Pellegrino Blutorange

Das Produkt des italienischen Mineralwasserkonzerns ist leider nur in Dosen und nicht in kleinen Flaschen erhältlich. Sein ungewöhnlich hoher Fruchtsaftgehalt von 17 Prozent Orangensaft und 3 Prozent sizilianischem Blutorangensaft enthebt es aus der gesetzlichen Kategorie der Limonaden (definiert durch einen Mindestzuckergehalt von sieben Prozent) in den Rang eines kohlensäurehaltigen Fruchtsaftgetränks.

Die sizilianische Blutorangen-Sorte Sanguinello sorgt für ein kräftiges, dunkles Orange mit deutlich roter Tönung und ausgeprägtem Blutorangen-Aroma in der Nase. Ergänzt durch leicht herbe Note nach Orangenöl und einem Touch Rosmarin ist sie am Gaumen süß mit feiner Perlage und fruchtig-herbem Charakter. Saftig mit deutlichem Orangenanteil ist dies die Orangenlimo 2.0, am besten im Glas auf Eis serviert. Erhältlich im gehobenem Lebensmittelfachgeschäft.

www.sanpellegrino.com

Cucumis – The Sophisticated Cucumber

Die Gurke feierte dank  Gin and Tonic-Hype ein Comeback in der Welt der Erfrischungen, das nun  fernab des alkoholischen Mischgetränks in dieser Limonade kondensiert. In zartem Grün riecht diese Limo, als stünde man neben dem Gurken schälenden Azubi im Restaurant. Abgerundet durch einen Hauch Basilikum-Extrakt hält Cucumis ( nach Cucumis sativus, dem lateinischen Namen der Pflanze )  sein Versprechen: Gurke pur. Dabei ist auch hier der Trend zur weniger süßen Erfrischung erfreulich schmeckbar. 

www.foodist.de

www.cucumis.de

Old Jamaica Ginger Beer

Das Einzige, was es diesem Produkt zu bemängeln gibt, ist die Verpackung: Sie ist nur im Blechgewand oder in der PET Flasche erhältlich. Ansonsten ist alles im Lot bei dieser würzig-scharfen Ingwer-Limonade. Trüb im Glas hat sie in der Nase deutlich den vergorenen Ingwer, aber auch einen hauch von Zitrus und vegetabile Noten. Am Gaumen ist sie stoffig-süß mit angenehmer nachhallender Schärfe und einem fein-würzigen Kräuterton. Hervorragend zum mixen geeignet.

www.english-shop.de

Bio Zisch Rhabarber

Die Trendschorle der letzten Jahre jetzt endlich fertig in der Flasche. Die enthaltenen 11 % Rhabarbersaft sind als Gemüsesaft deklariert, was das Knöterichgewächs in ein neues Licht rückt. Gesüßt mit natürlichem Bio-Traubenzucker wird das Erfrischungsgetränk mit Quellkohlensäure versetzt und in der 0,7 l Flasche von Voelkel in gut sortierten Bioläden angeboten. Sehr säurebetonte Schorle mit der typischen Adstringenz der Oxalsäure, die bei übermäßigem Verzehr Zahnfleisch, Niere und Leber angreifen kann. Rhabarber also  nur als Schorle genießen. 

www.voelkeljuice.de

Smoky Ginger Ale, Fever Tree

Die am schnellsten wachsende Limonaden-Gruppe nach Tonic-Water sind die Ginger-Ales (nicht verwechseln mit den artverwandten und  stark gefragten Ingwerbieren). Hersteller wie die britische Firma Fever Tree werben damit, sich viele Gedanken über den verwendeten Ingwer zu machen. Das Smoky Ginger Ale wird ausschließlich aus natürlichen Produkten hergestellt und ist mit Raucharoma von ukrainischem Apfelholz versetzt und einem Hauch Chili. In der Nase mit deutlicher Ingwer- und Rauchnote erinnert es an schwarzen Kardamom. Next Level Ginger Ale, pur auf Eis mit einer Scheibe Zitrone oder mit einem Schuss Whiskey. Formidabel! 

www.gourmondo.de

Zum Selbermischen

Gurkenlimonade

Die Zutaten: Gurkensaft, Limettensaft, Läuterzucker, Salz und Soda.

Zubereitung: Für den Gurkensaft wird ein kleines Stück Gurke (drei Finger lang) klein geschnitten (drei Scheiben, geviertelt) und dann zerstoßen. Entweder in einem Mörser, oder in einem Shaker. Ein wenig Wasser und eine Prise Salz hinzugeben und kurz ziehen lassen. Den Saft von zwei bis drei Limetten (30-50 ml) frisch auspressen und diesen mit Läuterzucker leicht süßen um die Säure aufzufangen (20-45 ml).

Den Gurkensaft mit dem gezuckerten Limettensaft vermengen und in ein mit Würfeleis gefülltes Longdrinkglas abseihen. Mit Soda auffüllen, kurz umrühren, genießen.Weitere Erläuterungen: Das Soda sollte möglichst feinperlig sein, also kein plumpes Sprudelwasser. Der Limettensaft sollte unbedingt frisch gepresst werden. Der Witz der ganzen Komposition ist die Prise Salz, Fleur de Sel oder ein vergleichbares Salz hoher Qualität ist unerlässlich.

Himbeer-Limonade

Zutaten: 120 ml Himbeersaft, 200 ml Läuterzucker, (gekocht aus 100g Zucker und 100 ml Wasser), 150 ml frisch gepressten, gesiebten Limettensaft, 530 ml kräftig sprudelndes  natriumarmes Mineralwasser 

Zubereitung: Am besten hochreife, frische Himbeeren verwenden, TK Ware tut es aber genau so gut. 500g Himbeeren in ein Küchensieb geben und mit etwas Puderzucker andrücken, kurz ziehen lassen. Den Saft in einer Schüssel auffangen.Es dürfen keine Kerne in den Saft gelangen. Himbeersaft, 200 ml Läuterzucker (gekocht aus 100g Zucker und 100 ml Wasser)  mit 150 ml frisch gepressten und gesiebten Limettensaft mit und mit Minteralwasser aufgießen. In  Gläsern auf  Eis servieren, als Deko passen  frische Minze und ein paar Himbeeren.

Zur Person:  Sebastian Bordthäuser machte sich 2014 nach über 20 Jahren Gastronomie selbständig. Er arbeitet seitdem als freiberuflicher Sommelier, Autor und Journalist an seinem Köln-Ehrenfelder Küchentisch. 

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