„Perle des Siegtals“Sommertour auf schattigen Pfaden zu aussichtreichen Höhen

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Wandertag (1)

Malerisch ist der Blick vom Helmut-Land-Platz auf Herchen.

Angenehm schattig ist es im Wald oberhalb von Herchen, tief unten im Tal fließt gemächlich die Sieg dahin, während sich der Wanderpfad hoch oben am Hang entlangschlängelt. Immer wieder geben die Bäume einen Blick frei – auf das malerische Siegtal, den 1000-Einwohner-Ort Herchen mit seinen beiden markanten Kirchtürmen und die Höhen des Westerwalds auf der anderen Seite des Flusses.

Und das Beste an dieser Sommertour ist: Etwa auf der Hälfte des Wegs wartet der Appelhof der Familie Fuhr, die im hofeigenen Laden leckere Äpfel, Birnen und Beeren sowie Säfte und jede Menge andere Leckereien anbietet, die man aus Obst gewinnen kann. Für eine gesunde Stärkung ist also zu den Öffnungszeiten des Hofladens (siehe Infos) gesorgt.

Auf wildromantischen Pfaden führt uns der Künstlerweg, ein Erlebnisweg des Natursteigs Sieg, zunächst steil hinauf und dann bald wieder steil bergab direkt auf die Düsseldorfer Hütte zu. Ihren Namen hat sie von den Mitgliedern des Künstlervereins „Düsseldorfer Malkasten“, die sich in Herchen Mitte des 19. Jahrhunderts regelmäßig im Sommer trafen. Hier am Hang entstand so manches Bild von Herchen. Kein Wunder, der Blick von hier oben auf die „Perle des Siegtals“, wie der Ort gerne auch genannt wird, ist einfach malerisch. Als 1860 die Bahnstrecke Deutz-Gießen den Ort erreichte, mauserte sich Herchen rasch zum beliebten Ausflugsziel. 1883 würdigte ihn der Baedeker gar als „schönsten Luftkurort des Siegkreises“.

Bevor wir den Ort erreichen, passieren wir den sogenannten Thingplatz, einen theaterähnlichen Versammlungsort, den die Nationalsozialisten 1934 anlegen ließen. Der weitere Pfad endet unvermittelt zwischen Kanonen. Die französischen Geschütze stammen aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und standen als Kriegstrophäen einst auf dem Kölner Heumarkt, bis sie Ende des Ersten Weltkriegs nach Herchen gebracht wurden, um sie vor den heranrückenden französischen Truppen in Sicherheit zu bringen.

Links am Hang erhebt sich die Villa Lequis. In ihr war der Siegburger Komponist Engelbert Humperdinck des Öfteren zu Gast. Der Gattin des Justizrates Lequis widmete er sogar eine eigene Polka. Wir passieren die 1878 errichtete evangelische Kirche und steigen bald links zur katholischen Kirche St. Peter hinauf, einer dreischiffigen Basilika aus dem 12. Jahrhundert.

Jetzt geht es noch einmal ordentlich bergauf, bevor wir den Appelhof erreichen, um dann durchs Dehrenbachtal wieder zur Sieg zu wandern. An der Uferpromenade vor dem Parkhotel Löwenburg, das der Arzt Dr. Fritz Löwe einst als Erholungsheim gründete, lockt ein Bootsverleih zu einer erfrischenden Partie auf dem Wasser, bevor wir uns Herchen auf dem Rückweg noch einmal von den Höhen auf der anderen Flussseite anschauen. Angelehnt an die Rheinromantik haben hier im 19. Jahrhundert Maler wie Jakob Scheiner oder Nicolaus Christian Hohe die „romantische Sieg“ im Bild festgehalten. Ein An- und Ausblick, der auch uns sicher noch lange begleiten wird.

Der Wanderweg

Vom Bahnhof Herchen folgen wir der Landstraße nach rechts und biegen nach gut 300 Metern schräg links in eine Seitenstraße ab. Der rot-weißen „S“-Markierung des Künstlerwegs, eines Erlebniswegs zum Natursteig Sieg, folgen wir bald steil hinauf in den Wald. Dort treffen wir auf den mit stilisiertem weißen „S“ auf blauem Grund markierten Natursteig Sieg, dem wir nach rechts am Hang entlang durch den Wald, hinauf zur Kante der Hochfläche und dann steil hinunter direkt zur Düsseldorfer Hütte folgen. Von dort führt der Weg wieder ein Stück zurück und dann schräg rechts ins nächste Bachtal. Es folgen noch drei weitere Bachtäler, bevor wir eine Schutzhütte erreichen, neben der bei schönem Wetter Gleitschirmflieger abheben.

Auf einem gewundenen Pfad geht es hinunter zum sogenannten Thingplatz. Vor dem unteren Rand folgen wir rechts einem Pfad in Serpentinen bergab, zwischen Kanonen hindurch über eine Treppe hinunter zur Siegtalstraße, der wir nach links folgen. Wir passieren die evangelische Kirche und steigen bald links über Stufen zur katholischen Kirche St. Peter hinauf und auf der Straße links daneben bis zu einer Querstraße, wo wir wieder den Natursteig Sieg erreichen und ihm schräg rechts auf einem Waldweg am Hang entlang folgen. An der Einmündung auf ein Sträßchen geht’s rechts bergab und nach 150m links auf einem Pfad durch den Kurpark. Wir überqueren die Landstraße und steigen auf einem Pfad bergauf. Oben geht es auf dem Natursteig Sieg rechts am Zaun einer Obstplantage entlang. Bei nächster Gelegenheit folgen wir einem Wirtschaftsweg nach links zum Appelhof. Dort geht’s vor dem weißen Kreuz nach rechts und am Waldrand nach links auf einem Pfad hinunter ins Tal des Dehrenbachs. Wir überqueren diesen und folgen einem breiten Waldweg rechts talab. Der Natursteig Sieg verlässt den Schotterweg bald, wir aber folgen ihm weiter ins Tal, überqueren die Siegtalstraße und folgen dem Rad-Gehweg nach rechts bis zur Siegpromenade in Herrchen. Dort überqueren wir den Fluss auf der Brücke und gehen links die Straße „Auf der Hardt“ hinauf (weißes „S“ auf rotem Grund). In Höhe des Gymnasiums halten wir uns an einer Gabelung links. Gegenüber einem Rastplatz mit Ausblick führt der „S“-Weg rechts in die Sackgasse „Talblick“. Vor dem ersten Haus auf der linken Seite biegen wir links auf einen Wiesenweg ab und wandern zu einem Sträßchen, dem wir nach rechts durch eine Rechtskurve ins Schulgelände des Bodelschwingh-Gymnasiums folgen.

Der Erlebnisweg führt zwischen den Gebäuden hindurch, durch eine Links-Rechts-Kurve auf einem Sträßchen in den Wald hinunter. Nach knapp 50m führt er links auf einen Treppensteig hinunter zum Eisenbahntunnelportal, auf dem Fußweg der Bahnbrücke über die Sieg und an der Siegtalstraße links zum Ausgangspunkt. Wegen Reparaturen an der Treppe ist zurzeit allerdings eine Umleitung ausgewiesen (siehe Karte).

Infos

Start/Ziel: Bahnhof Herchen, Stromberger Straße, 51570 Windeck-Herchen

Länge/Dauer: 8,9 km, ca. 3 Std.

Profil: Die Tour verläuft zu einem guten Teil auf schmalen Pfaden und Wegen und folgt dem Natursteig Sieg und dessen Erlebnisroute „Künstlerweg“, etwa zur Hälfte durch Wald und über freie Flächen, es gibt mehrere steile Anstiege und reizvolle Ausblicke, Gesamtsteigung: ca. 290m

Anfahrt: Mit Auto: Über A 3 bis AK Bonn/Siegburg, dort über die A 560 bis Autobahnende, dann links auf L 333 Rtg. Wissen durch Eitorf und Stromberg bis Herchen Bahnhof. Mit ÖPNV: Von Köln S 12 oder RE 9 bis Bf. Herchen.

Karte: Erlebniswege Sieg, 1 : 25 000, Publicpress-Verlag

GPS-Daten: zum Herunterladen auf Internet-Plattform gpsies.com unter Suchbegriff „Wandertag August 2018 Herchen-Appelhof“

Einkehrmöglichkeiten: Kurparkcafé (Fr-So, z.Zt. Betriebsferien), Siegtaler Hof (Di-So) in Herchen

Extra-Tipps:Hofladen auf dem Appelhof, Tel. 0 22 43/ 31 42, www.appelhof.de, geöffnet Mo–Fr 9.30 Uhr–12.30 Uhr und 14–18 Uhr, Sa 9–13 Uhr; Bootsverleih an Siegpromenade Herchen während der Saison Mo-Mi 14-18 Uhr, Do/Fr 14-19 Uhr, WE/feiertags 11-20 Uhr.

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