Ex-Bayer-Profi Carsten RamelowDas Grün vom Rasen-Papst

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Carsten Ramelow (2.v.l.) begleitet die Bechener bei ihrem Naturrasen-Projekt. Der Vorstand ist überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Am Ostermontag stellt der SV Bechen das Projekt am Infostand von "Rund um Köln" vor. (Foto: Volkmann)

Carsten Ramelow (2.v.l.) begleitet die Bechener bei ihrem Naturrasen-Projekt. Der Vorstand ist überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Am Ostermontag stellt der SV Bechen das Projekt am Infostand von "Rund um Köln" vor. (Foto: Volkmann)

BECHEN – Vieles spricht dafür, dass der Agrar-Ingenieur Dr. Clemens Mehnert aus Mindelheim bei Augsburg bald eine bekannte Persönlichkeit in Bechen sein wird.

Mehnert ist der "Rasenpapst von Süddeutschland". Auf seiner Referenzliste steht die Hälfte aller aktuellen Fußballbundesligisten, darunter der FC Bayern mit seiner Allianz-Arena. "Auf ihn hört sogar Uli Hoeneß", titelte die "Augsburger Allgemeine". Demnächst steht vielleicht auch der kleine Kreisligist SV Bechen 1930 e.V. auf der Liste dieses Untergrund-Spezialisten.

Gegen den Trend

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Mit Mehnerts Wissen und seiner Begleitung will der Sportverein in den nächsten Wochen und Monaten den Ascheplatz in Neuensaal in einen Rasenplatz umwandeln. Richtig gelesen: Die Bechener planen einen Naturrasenplatz. Ganz gegen den Trend der Branche. Im Vorstand des Vereins sind alle von der Idee begeistert. Carsten Ramelow, der in Bechen lebende Ex-Profi von Bayer Leverkusen, unterstützt ebenfalls: "Ich bringe mich voll ein, weil ich weiß, wie toll es ist, auf Rasen zu spielen." Ramelow ist Pate des Projekts.

"Zuerst habe ich auch gedacht: Das kann nichts sein", erklärt Rudi Schumacher, der Vorsitzende des SV Bechen. Das Problem kenne man ja: Rasenplätze seien die Hälfte des Jahres unbespielbar. Nicht mit der Methode von Dr. Mehnert: Die Asche bleibt dabei auf dem Platz, das ist der Trick. Zusätzlich werden 500 bis 600 Tonnen Sand aufgetragen und mit der roten Erde zusammengemischt. Dann wird das Grün eingesät. Fertig ist der neue Rasen, erklärt der Vorsitzende. "Härter als ein herkömmlicher Rasenplatz, weicher als ein Hartplatz", sagt Vorstandsmitglied Thomas Nöthen. 100 Stunden im Monat kann auf dem Naturrasenplatz gespielt werden - ähnlich wie auf Asche. "Normaler" Naturrasen bietet 35 Stunden /Woche. Von der anfangs überlegten Idee, einen "Hybrid-Rasen" (eingeflochtene Halm in Kunstrasen) zu nehmen, habe der Verein Abstand zu nehmen.

Was noch fehlt, ist Wasser: Mit einer Beregnungsanlage muss der neue Platz ständig gewässert werden. "Ohne Brunnen geht das nicht", sagt Schumacher. Die pfiffigen Sportler engagierten einen Wünschelrutengänger, der prompt eine ergiebige Wasserader in Sportplatznähe fand. Mittlerweile haben die Sportler einen Brunnen gebaut, 7,4 Kubikmeter Wasser könnten pro Stunde auf den Platz gepumpt werden, genug fürs Bewässern. "Ohne Brunnen könnten wir nicht starten", sagt Schumacher, der Wasserkauf wäre zu kostspielig.

Der Verein hat die Methode von Dr. Mehnert mittlerweile umfassend geprüft und ist überzeugt. In Mannheim-Sandhofen besichtigten die Bechener einen Rasenplatz. "Das war im November. Da ist normalerweise nichts zu machen." Auf dem besonderen Grün schon: Das Platz habe tipptopp ausgesehen, mit saftigen Halmen und exklusiver Spielfläche. "Das hätten wir so nicht erwartet", sagt Thomas Nöthen. Auch beim FV 1922 Leutershausen und dem VfB Rauenberg, weiteren Referenzplätzen in Süddeutschland, machten sich die Bechener kundig. Der Vorsitzende telefonierte mit Professor Gert Bischoff, einem Landschaftsbau-Experten an der Universität Erfurt. Auch Bischoff bestätigte: Der Platzumbau kann gelingen. Höchstens bei Auftauwetter und Dauerfrost klappt das Spiel nicht: Denn dann würden beim Kick alle Halme abgesenst.

In den nächsten Wochen werden die Sportler in ihrem Dorf in die Offensive gehen: Noch fehlt Geld für das Projekt. Mit etwa 150 000 Euro einschließlich Brunnenbau, Beregnungssystem und eines Puffers sei das Projekt aber um vieles überschaubarer als eine Kunstrasenanlage für 400 000 Euro, sagt der Vorsitzende. "Und wir könnten theoretisch zurück, die Kunstrasenvereine nicht." Ein Pixelverkauf ist bereits auf einer eigens eingerichteten Internetseite gestartet. Es gibt ein Spendenkonto. Der Verkauf von Bandenwerbung wird intensiviert. In der Taverne Kalyva wollen die Gastronomen Dimi und Tony ein großes Fest für den Sportverein ausrichten. Die Raiffeisenbank Kürten-Odenthal unterstützt ebenfalls. Auch bei Firmen im Umkreis werben die Fußballer um Förderung.

"Wann es losgeht, hängt jetzt vom Geld ab", sagt der Vorsitzende. Schritt für Schritt wollen die Bechener voranmachen. Als nächstes werde die Beregnungsanlage gebaut. Spätestens im April sollen die Grassamen eingesät werden. Andernfalls werde die Zeit fürs Anwachsen zu knapp. Ansonsten werde der Platzbau auf das Frühjahr 2013 verschoben. Dass der Naturrasen kommt, stehe aber fest.

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