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Hans Georg FranchyRetter in der alten Heimat

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Für sein Engagement dankte dem Drabenderhöher Hans Georg Franchy (re.) bereits der Bistritzer Bürgermeister. (Foto: privat)

Für sein Engagement dankte dem Drabenderhöher Hans Georg Franchy (re.) bereits der Bistritzer Bürgermeister. (Foto: privat)

DRABENDERHÖHE/BISTRITZ – Der Schock saß tief. Im Fernsehen verfolgte der Drabender-höher Dr. Hans Georg Franchy, wie die alte Kirche seines Heimatortes abbrannte. Ganz Rumänien schaute am 11. Juni 2008 auf die Stadt Bistritz in Nord-Siebenbürgen, wo die Feuerwehr vergeblich versuchte den 450 Jahre alten Kirchturm zu löschen.

Jetzt erstrahlt das Gotteshaus fast wieder in alter Pracht - nicht zuletzt des Helfers aus Drabenderhöhe. "Die Erschütterung wich schnell neuem Mut", erinnert sich der 66-jährige Franchy an den Tag des Feuers, der seinem Leben eine neue große Aufgabe geben sollte. Dem pensionierten Veterinär bei der Kreisverwaltung war klar: Er muss die Kirche wieder aufbauen, in der er konfirmiert und getraut worden ist.

Franchy und Familie gehörten zu den letzten Deutschen, die Siebenbürgen verließen. Im Jahre 1979 kamen sie in die Bundesrepublik und schließlich nach Drabenderhöhe. "Erst seit 2004 habe ich wieder eine stärkere Bindung zum Ort meiner Kindheit." Franchy schloss sich der Heimatortsgemeinschaft Bistritz an, deren Vorsitzender er wurde. Schon damals, vier Jahre vor dem Brand, engagierte sich die Gemeinschaft für die Kirche. "Von unseren Landsleuten kam ein Hilferuf: Unsere Kirche verfällt!", berichtet Franchy. Spenden wurden gesammelt, mehr als 70 000 Euro in Kirchdach und Orgel investiert. Auch der Staat Rumänien erkannte in diesen Jahren, welch historischen Wert die so genannte "Sachsen-Kirche" hat und ernannte sie zum Kulturdenkmal. Zündelnde Kinder, die ein Baugerüst am Kirchturm in Brand setzten, machten alle Mühe zunichte.

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Das Feuer griff auf das Kirchenschiff über und vernichtete das Dach. Die Flammen ließen sogar die Turmglocken schmelzen. Der Prachtbau mit den Renaissance-Elementen am Eingangsbereich, der Barockorgel und dem Holzgestühl aus vorreformatorischer Zeit war eine Ruine.

Heute sind nur noch gut 250 der 83 000 Stadteinwohner Deutsche, erklärt Franchy: "Wir wollen unser Kulturgut aber vernünftig hinterlassen - in der Gewissheit, dass diese deutsche Minderheit nicht überleben wird."

Franchy widmete sich ganz der Spendenakquise. Um zum Spenden zu überzeugen, rief er einzelne Projekte ins Leben. So sammelte er gezielt für neue Turmglocken, für Steinkonservierungsarbeiten oder für einen neuen kleinen Glockenturm, der die Vaterunserglocke beherbergen wird. "So wussten die Spender genau, dass ihr Geld für einen bestimmten Zweck verwendet wird und auch tatsächlich ankommt." Die Taktik ging auf: Rund 600 Spenden sind seit dem Feuer eingegangen. Damit hat die Heimatortsgemeinschaft Bistritz mehr als 300 000 Euro gesammelt.

Sein Engagement hat Franchy in Siebenbürgen zu einem geachteten Mann gemacht. Der Bistritzer Bürgermeister lobte ihn: "Durch ihre Aktivitäten zwingen Sie uns, auch selbst zu handeln." So haben auch Staat, Stadt und Bevölkerung Geld gesammelt. In drei Jahren soll die 4,5 Millionen Euro teure Sanierung vollendet sein. Am Wochenende 18. und 19. September wird der Kirchenretter Franchy geehrt: Die Stadt Bistritz wird ihn zum Ehrenbürger ernennen.

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