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Japanisches KulturinstitutKünstlerin irritiert mit Installation

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Eine Art Gedichtsetzt die Künstlerin aus ausrangierten Leuchtbuchstaben auf dem Terrassengeländer neu zusammen. (Foto: Belibasakis)

Eine Art Gedichtsetzt die Künstlerin aus ausrangierten Leuchtbuchstaben auf dem Terrassengeländer neu zusammen. (Foto: Belibasakis)

„Satter Rap im Gebüsch erkoren – sing von Nippon braver Wünscher.“ Oder „gib narkose verschütte propangas Wir verbrennen im Porsche neu.“ Sätze, zusammengesetzt aus unterschiedlichen Buchstaben wie eine Art Erpresserbrief, geben Spaziergängern am Aachener Weiher in diesen Wochen Rätsel auf. Die kryptischen Wörter zieren seit 9. Dezember die Fassade des Japanischen Kulturinstituts. Sie wechseln wöchentlich – und irritieren. „Entdeckt Japan den Dadaismus? Was will der Autor uns damit sagen?“, fragen sich Betrachter. „Und warum Porsche und nicht Skoda oder so?“ Bald zieht sich ein neues Buchstabenband quer übers Balkongeländer des Gebäudes neben dem Ostasiatischen Museum: „Geh vor ins Kino verwisch Spuren Grünspan Cremeproben Rabatte“.

Das Geheimnis um die Dada-Gedichte im Grünen kann Künstlerin Gabriele Horndasch lüften. Die Köln-Düsseldorfer Bildhauerin entwirft aus genau 53 Buchstaben verschiedener Leuchtschriften und einem Bindestrich die Anagramme. „Je nach Lust und Laune. Die Zeilen sind nicht vollkommen sinnlos! Es bereitet großes Vergnügen, immer wieder neue zu entwerfen“, sagt die 42-Jährige. Bezüge zu Großstadtverkehr und Park-Idylle dürfen hereininterpretiert werden. Allerdings setzt die begrenzte Zahl der Buchstaben enge Grenzen.

„Mir tut es immer leid, wenn ich sehe, wie Leuchtschriftzüge an Häuserfassaden verschwinden. Ich habe einige gesammelt“, erklärt sie, zum Beispiel rettete sie den Namen „Nippon-kan“ an einem Düsseldorfer Restaurant vor der Mülltonne und sicherte eine Bauspar-Werbung für ihren Verwirrung stiftenden Wörtersalat. „Ich wollte sie stilistisch wie eine Art Erpresserbrief zusammensetzen.“

In Kontakt mit dem Japanischen Kulturinstitut kam die Bildhauerin durch die japanische Künstlerin Maiko Sugano, die sich ebenfalls mit Zeichen beschäftigt. Im Kulturinstitut an der Universitätsstraße ist noch bis Mitte März die Ausstellung mit Entwürfen zur Fassaden-Poesie zu sehen. Weitere Informationen finden sich auf der Homepage der Künstlerin, von der auch die Zeile stammt: „Raub im Schatten wo Sperber vor Vergnügen großer Kirschen nippen“. Mal sehen, was demnächst noch am Weiher zu lesen sein wird.www.gabriele-horndasch.de

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