Von Köln-Ehrenfeld nach OdessaLive-Performance transportiert Zuhörer durch Raum und Zeit

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Zwei Männer gestikulieren sitzend, ein Mikrofon hängt zwischen ihnen.

Szene aus dem Hörspiel Haus/Doma/Lustdorf des Kollektivs Subbotnik

Das Subbotnik-Kollektiv macht Zuhörern zu Reisenden - Ziel ist der Badeort Lustdorf in der Ukraine.

Er habe selbst nicht gedacht, dass es im März noch so kalt sei, sagt Oleg Zhukov. Er ist Teil des Subbotnik-Kollektivs, das an diesem Freitagabend ein Perfomance-Hörspiel aufführt. Austragungsort dessen ist – und deshalb ist es auch so kalt – ein ehemaliges Autohaus an der Oskar-Jäger-Straße. Er habe an diesem Ort das Besondere gesehen, sagt Zhukov, der die Halle anlässlich einer Ausstellung das erste Mal besuchte. Hier fand er die optimale Bühne für das Arrangement „Haus/Doma/Lustdorf“, welches die Geschichte des ukrainischen Badeorts Lustdorf erzählt, der ein Ortsteil von Odessa ist – Zhukovs Heimatstadt.

Er selbst lebt seit 2003 als Autor und Schauspieler in Deutschland. Es dominieren an diesem Abend die Farben Blau und Rot; die umherstehenden Heizpilze brennen bläulich und glühen rot, die Kopfhörer des Publikums ebenfalls. Träger roter Kopfhörer bekommen das Hörspiel, bei dem sämtliche Geräusche live eingespielt werden, in Ukrainisch auf die Ohren. Für sie ist der Eintritt nach Lustdorf frei. Bei den blauen Kopfhörern wird auf Deutsch erzählt. Im Hintergrund hört man das Flimmern der Heizpilze, daneben gibt es Tee und Wodka gegen die Kälte. Knapp 40 Interessierte sind gekommen, die sich auf die Reise an einen unbekannten Ort in der Ukraine einlassen.

Abblätternder Lack im Autohaus in Köln-Ehrenfeld sorgt für besonderes Ambiente

Das besondere Ambiente des Ortes tut sein Übriges: Im Leerstand blättert der Lack, alte Schilder zeugen vom Zweck des Autohauses: Kundencenter, Direktabnahme. Es erinnert in seinem Verfall an die Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, in welcher das Stück des sechsköpfigen Kollektivs vorrangig spielt. Zu Klängen des elektronischen Theremins und einer Geige geht es um die Geschichte zweier Jungen, die einen heißen Sommertag in Lustdorf verbringen. Dazwischen gibt es Zeitsprünge in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und die Gegenwart.

Bilder und Videos aus Odessa im Jahr 2021 werden gezeigt. Das Prinzip der Silent Disco, bei der Musik nicht durch Boxen, sondern durch Kopfhörer gehört wird, lässt sich einwandfrei auf das Hörspiel übertragen. Einiger Feinjustierung der Kopfhörer bedarf es allerdings, bis die Lautstärke stimmt. Lustdorf ist der vierte Teil der „Haus/Doma“-Reihe, am Dienstag wird es noch einmal gespielt.

Haus/Doma/Lustdorf, Autohaus Dresen, Oskar-Jäger-Straße 97, Dienstag, 7. März, 20 Uhr, Karten kosten 12 (8) Euro www.orangerie-theater.de/programm

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