Sascha Verhey legt als DJ Kapellmeister im Karneval auf. Für die Rundschau warf er einen Blick auf die Neuerscheinungen.
Karneval in KölnKarnevals-DJ analysiert die neuen Songs der Session - Das ist der klare Hit-Favorit

Druckluft bei einem Auftritt in der Philharmonie.
Copyright: Thomas Banneyer
So gut wie alles, was in Köln und im Kölner Karneval von Bedeutung ist, wurde schon unzählige Male besungen. Tausende Lieder gibt es über Dom, Rhing und Sunnesching, die Lust am Feiern und die Karnevals-Romanze. Eine zugegebenermaßen eher kleine Personengruppe ist dagegen noch kaum besungen: die Karnevals-DJs. Mit „fastelovenDJ“ widmen Lupo diesen nun einen durchaus stimmigen Song. Darüber freut sich auch Sascha Verhey, der in der Session als DJ Kapellmeister auflegt. Für die Rundschau analysiert er die Neuerscheinungen der Session.
Der große Favorit
Das größte Potenzial sieht Verhey in der „Karnevalsmaus“ der Brass-Band Druckluft. „Ein lustiger, cooler Song, der abgeht und tanzbar ist.“ Tatsächlich ist die „Karnevalsmaus“ die bisher mit Abstand meistgehörte kölsche Neuerscheinung auf dem Streaming-Portal Spotify. Das liegt zum einen daran, dass der Song bereits seit August auf dem Markt ist, davon abgesehen hat der Song aber offenbar einen Nerv getroffen. „Die Social-Media-Kampagne mit der Mauseohren-Bewegung war sehr geschickt, gefühlt hat jede Tanzgruppe ein Video mit dem Song gemacht.“

Sascha Verhey legt als DJ Kapellmeister im Karneval auf.
Copyright: Kay-Uwe Fischer
Viele Lieder mit Hit-Potenzial
Mit „Pappnas“ und „Papajei“ liefern die Musiker von Stadtrand gleich zwei Nummern mit Potenzial. „Stadtrand ist einfach eine tolle Band mit tollen Songs. Und mit Roman Lob haben sie einen richtig guten Sänger.“ Eingängig beim ersten Hören ist auch „C'est la vie“ von den Klüngelköpp. „Ein lustiger Song, der ganz typisch nach Klüngelköpp klingt.“ Kasalla singen in „Adios Amigos“ über den angesichts multipler Krisen nahenden Weltuntergang. „Die wissen einfach, was in der Session funktionieren wird.“ Im Vergleich zu vielen anderen Band hebe sich Kasalla immer wieder auch mit innovativen Texten ab. „Florian Peil ist einfach ein großartiger Komponist“, stellt Verhey fest. Auch Kempes Feinest und King Loui legen nach ihren Erfolgen im Vorjahr („Wenn et Leech usjeiht“, „Konfetti in der Hand“) jeweils zwei gute Nummern vor. „King Loui bringt frischen Wind in den Karneval und spricht noch einmal eine ganz andere Zielgruppe an“, sagt Verhey.
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Manche Lieder brauchen Zeit
Nicht immer kristallisiere sich der neue Hit schon im November heraus. „Manchen Nummern muss man Zeit geben“, sagt der DJ. Nicht selten komme es vor, dass ein Lied beim Sessionsauftakt kaum zündet, sich aber im Verlauf der Session zum Hit entwickelt. Eines der jüngeren Beispiele: „Oben unten“ von den Räubern aus der Session 2023/24. „Am Anfang habe ich das Lied nicht verstanden, dann wurde es plötzlich zum größten Ankommer der vergangenen Jahre.“
Hohe Qualität in der Breite
Die kölsche Musik-Szene wächst und wächst. Auch die Qualität nimmt in der Breite immer mehr zu. „Es gibt in diesem Jahr viele gute Nummern, die eigentlich ganz oben mitspielen sollten, nur wird die Konkurrenz immer größer“, glaubt Verhey. Seit Jahren produzieren etwa die Musiker von Fiasko solche Lieder, auch „Et Lävve kütt vürm Dud“ knüpft daran an. „Auch wenn Fiasko immer wieder abliefert, haben sie bislang leider noch nicht den ganz großen Hit geschafft“, sagt Verhey. In die gleiche Kategorie lässt sich auch die Band Auerbach („Kölle bes zum Schluss“) einsortieren. Überzeugend ist auch das Newcomer-Duo Stadtjeföhl mit der gefühlvollen Ballade „Heimwih“. Ein Blick lohnt sich immer auch abseits des Samplers „Karneval der Stars“. Wer ein bisschen sucht, findet hier viele versteckte Perlen. Als Beispiel nennt der DJ den Titel „Jlitzer“ von Bohei.
Eine neue Kategorie
„,Ne Jode‘ von Kasalla ist ein absoluter Kracher, den ich aber trotzdem niemals auf einer Party spielen kann“, sagt Sascha Verhey. In dem Lied verarbeitet die Band den Tod ihres Crewmitglieds Tom. „Ich kannte Tom auch. Als ich das Video zum Song zum ersten Mal gesehen habe, habe ich erstmal ein Tränchen verdrückt.“
Trends der Branche
„Die meisten Bands klingen in diesem Jahr sehr typisch nach sich selbst“, beobachtet Verhey. Daraus ließen sich unterschiedliche Schlüsse ableiten. Entweder trauen sich die Bands nichts Neues, oder sie haben ganz einfach ihren Stil gefunden. Cat Ballou liefert mit „Eau de Cologne“ wie in den vergangenen Jahren modernen Pop auf Hochdeutsch zum Mitwippen ab, Brings setzt mit „Der hellste Stään“ auf Polka-Rhythmen, Miljö gehen ihren Folk-Pop-Weg auch mit „Superheld“ fort und auch die Paveier klingen mit „Konfettirään“ eigentlich so, wie sie immer klingen. Das muss gar nichts Negatives bedeuten. „Viele Bands haben damit zumindest einen hohen Wiedererkennungswert“, sagt Verhey, der noch einen weiteren Trend beobachtet. „Einige Bands versuchen, mit immer schnelleren Melodien und Beats per Minute ihre Songs tanzbarer und vermeintlich moderner wirken zu lassen. Das funktioniert leider nicht immer.“
