Kraftakt der Not-Fusion in halbem Jahr bewältigt

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SCHLEIDEN. Das Jahr 2002 war für die VR-Bank Nordeifel hammerhart. Praktisch über Nacht musste sie mit der Volksbank Gemünd-Kall einen dicken Brocken schlucken, nachdem der Vorstand der Gemünder / Kaller Bank sein Haus in die Beinahe-Katastrophe gesteuert hatte. Riskante und nicht ordnungsgemäße Vergabepraktiken hatten dort zu „faulen Krediten“ in Höhe von 15 Mio. Euro geführt. Da halfen nur noch insgesamt zehn Mio. Euro aus dem „Feuerwehrfonds“ der Sicherungseinrichtung - und die schnelle Hochzeit mit der VR-Bank Nordeifel.

Rund anderthalb Jahre hatten die früheren Genossenschaftsbanken Blankenheim und Schleiden benötigt, um zur VR-Bank zu verschmelzen. Die Fusion mit den Gemündern und Kallern musste in einem halben Jahr abgewickelt werden. Und das, obwohl der Blick in nicht ordnungsgemäße Bücher der Volksbank eine Überraschung nach der anderen zu Tage brachte. Da kam es vor, dass bei einer Kreditvergabe eine Sicherheit mit 1,4 Mio. Mark bewertet wurde, obwohl der Wert tatsächlich bei null lag. 240 Ordner wurden gefunden, die zwar in die Kreditakten gehört hätten, dort aber nicht waren.

„Wir sind keine Hasardeure“, entgegnete VR-Bank-Vorstand Bernd Altgen Befürchtungen, dass man in schwierigen Zeiten die eigene Bank durch die Fusion mit einem Problemfall aufs Spiel gesetzt habe. Mit enormem Engagement aller Mitarbeiter und mit Hilfe einer externen Beratungsgesellschaft seien alle Risiken sehr genau ausgelotet und abgesichert worden, um Schaden von der VR-Bank abzuhalten.

Dies sei gelungen: Obwohl insgesamt 11,4 Mio. Euro an Ausfallkrediten der Gemünder / Kaller abgeschrieben werden mussten, ist die Bilanz für 2002 okay und die Bank dank ihrer bereits Anfang der 90er Jahre eingeleiteten Umstrukturierung glänzend positioniert. Mit 23,8 Mio. Euro im eigenen Sparstrumpf zähle man sogar zu den eigenkapitalstärksten Banken im Rheinland.

Nicht nur organisatorisch wurde die Verschmelzung, bei der 48 Mitarbeiter der Volksbank integriert wurden, zum Kraftakt. Die Schieflage der Volksbank Gemünd-Kall fußte auch darin, dass Kreditnehmer - und hier auch gewerbliche Kunden im Raum Kall - in Schwierigkeiten geraten waren. Wobei fast die Hälfte der notleidenden Kredite außerhalb des eigentlichen Geschäftsgebietes vergeben worden waren. In den übrigen Fällen, so Altgen, habe eine intensive Betreuung der Kunden absoluten Vorrang gehabt. In einigen Fällen habe die Bank nicht mehr helfen können. Doch größer sei jenes Kontingent, das durch intensive Betreuung wieder Tritt gefasst habe, auch wenn noch nicht alle Sorgen ausgestanden seien.

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