„Riesig ambitioniert“Jubiläumsausgabe von „KölnSkulptur“ öffnet am Sonntag

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KölnSkulptur

Die Pop Art lässt an der Riehler Straße grüßen: Das Werk „Triobites“ (2013/17) von Pedro Wirz, Steine, Bronze, Lack.

Köln – Es besteht berechtigter Grund zu der Annahme, dass der ein oder andere Besucher Eduardo Navarros Kunstwerk glatt übersieht. Kaum wahrnehmbar ist das Rasenstück mit 60 bronzenen Walnüssen, die da zwischen Laub und Kastanien wie zufällig hingestreut auf der Wiese liegen.

"Letters to Earth" nennt der Argentinier die so bescheiden auftretende Arbeit. Sie bereichert unter dem etwas umständlichen Titel "La Fin de Babylone. Mich wundert, dass ich so fröhlich bin" mit sieben weiteren Kunstwerken den Skulpturenpark Köln, der jetzt sein 20-jähriges Bestehen feiert. Kuratorin Chus Martinez hat dabei weder auf große Namen noch auf monumentale Überwältigung gesetzt. Stattdessen lädt sie Besucher "zu einer neuen Unterhaltung mit dem Park" ein.

Arbeit für Künstler „riesig ambitioniert“

Eine Reihe von Skulpturen ist für die Jubiläumsausgabe von "KölnSkulptur" ins Depot gewandert; markante "Ankerpositionen" von Joel Shapiro, James Lee Byars und Mark di Suevero aber sind in dem 25 000 Quadratmeter großen Areal verblieben - eine Herausforderung für die jeweiligen Kuratoren, die das Gelände im zweijährigen Turnus mit Neuzugängen bestücken.

Chus Martínez bespielt im wesentlichen die Mittelachse; auffallend viele Werke der von ihr eingeladenen internationalen Künstler zeichnen sich durch eine enge Beziehung zur Natur aus. Eduardo Navarro hat aus etwas Organischem etwas Künstliches gemacht; jede Bronze-Nuss aber birgt einen Samen in sich. "Riesig ambitioniert" sei diese Arbeit, so Martínez, für die der Künstler mittels einer Rasterzeichnung die genaue Position jeder der fest im Boden verankerten Nuss bestimmt hat.

Jan Kiefer bezieht sich in seinem Beitrag auf die alpine Tradition, Wanderer auf dem Gipfel mit einem Schluck Hochprozentigem zu belohnen. Er hat an acht Bäumen kreuzförmige Kästen angebracht, die Gebirgsschnaps verschiedener Regionen enthalten.

Man darf die Behälter öffnen und sich eine Probe genehmigen - sofern man sich denn traut, dies zu tun. "Die Idee von Selbstkontrolle und Sozialkontrolle ist Teil der Arbeit", erklärt der Künstler.

„Der Herbst ist eine Entdeckung“

Die Farben von Himmel und Erde vereint eine große blau-rote Schale aus Beton, die Andreas Büttner als Vogeltränke konzipiert hat. Dass sich die Oberfläche und die Farbigkeit durch klimatische Einflüsse verändern, ist hier ebenso einkalkuliert wie bei einem achtteiligen Ensemble wuchtiger archaischer Formen, die Solange Pessoa aus Speckstein geschnitzt hat. Es macht den Eindruck, als sei hier die Natur selbst am Werk gewesen.

Die Pop Art lässt grüßen bei den Arbeiten von Pedro Wirz und Claudia Comte. Wirz lässt bronzene Spiegeleier über Steine fließen und spielt dabei mit der Wahrnehmung und mit Materialkontrasten, während Comte mit ihren Kakteen aus Carrara-Marmor für den Hingucker der aktuellen Ausstellung sorgt. Als kritischen Kommentar zum Klimawandel will sie die Arbeit mit dem Titel "The Nordic Cactuses" verstanden wissen.

Ein einsames Dasein im Atelier hat über Jahre der Fuchs gefristet, den Lin May Saeed aus einem Styroporblock geschnitzt hat.

Jetzt kommt "Thalaed" auf grüner Wiese zu angemessener Geltung, ebenso wie Teresa Solars an einem Hang platzierte Skulptur, die an eine Nacktschnecke denken lässt.

Die zunehmende Laubfärbung wird manche der Skulpturen in einem ganz besonderen Licht erscheinen lassen. "Der Herbst ist eine Entdeckung ", findet Chus Martínez.

Eröffnung am Sonntag, 11 Uhr, Eingang Riehler Straße, geöffnet Oktober bis März, 10.30-17 Uhr, April bis September bis 19 Uhr, Eintritt frei. Internet: www.skulpturenparkkoeln.de

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