Akademie der Künste der WeltNeue Leiterin wird von Kölner Kulturgrößen empfangen

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Akademie der Künste der Welt

Im Kreise der neuen Kollegen: Madhusree Dutta (M.) mit Birgit Meyer, Yilmaz Dziewior, Louwrens Langevoort und Stefan Bachmann.

Köln – Was für ein Empfangskomitee für Madhusree Dutta, die neue künstlerische Leiterin der Akademie der Künste der Welt: Mit Birgit Meyer (Oper), Stefan Bachmann (Schauspiel), Louwrens Langevoort (Philharmonie) und Yilmaz Dziewior (Museum Ludwig) hatten sich im Filmforum des Museums die Chefs von vier Kölner Kultur-Flaggschiffen versammelt. "Es ist ein symbolisches Zeichen, aber auch ein politisches: Wir möchten diese Institution unterstützen", erklärte Hausherr Dziewior in seiner Begrüßung.

Denn diese war vor allem in den letzten Monaten arg gebeutelt worden. Zu der fortwährenden Frage nach Sinn und Zweck der Akademie kam eine Etatkürzung von einer Million auf 600.000 Euro. Was Madhusree Dutta zunächst überlegen ließ, ob sie die künstlerische Leitung überhaupt übernehmen solle. Sie sagte zu, ist seit einiger Zeit in Köln und hat mittlerweile auch ein erstes Programm vorgelegt.

Frage nach dem Sinn und Zweck

Doch als an diesem Abend nach anderthalb Stunden Moderatorin Regina Wyrwoll fragte, warum die Stadt die Akademie brauche, antwortete Stefan Bachmann offenherzig: "Ich finde es völlig in Ordnung, dass uns die Akademie in den fünf Jahren, die es sie gibt, die Beantwortung im vollen Umfang noch schuldig geblieben ist. Mir ist immer noch nicht so ganz plausibel, wofür sie überhaupt da ist. Aber ich hoffe darauf, dass uns die neue Leitung diese Antwort irgendwann geben kann."

Damit hatte Dutta an diesem Abend begonnen. Die Inderin spricht selber fünf Sprachen: "Das heißt nicht, dass ich ein Genie bin, jedes Kind bei uns spricht so viele Sprachen, einfach, weil wir es müssen", erklärt sie in Bezug auf ihr Heimatland mit seinen 22 (!) Amtssprachen. Diese Kommunizieren-Müssen will sie auch auf die Akademie übertragen, die eine "Mittlerrolle" übernehmen soll: "Wir brauchen nicht nur für Sprachen Übersetzer." Und Institutionen hätten die Möglichkeit, über eine ständige Wiederholung einen "Komfort mit dem Unbekannten zu schaffen".

Nichts Konkretes zur Zusammenarbeit

Inwiefern dies in Zusammenarbeit mit den anwesenden Intendanten und Direktoren geschehen könnte, wurde allerdings – nicht zuletzt dank des unausgegorenen Fragenkatalogs der Moderatorin – nicht konkretisiert.

Und so trug jeder das eine oder andere Multikultihäppchen bei, welche das sichtbar gut informierte Publikum nicht überraschen konnte. So berichtete Louwrens Langevoort vom internationalen Programm der Philharmonie, das in der aktuellen Woche etwa Finnen, Franzosen, Russen, Belgier, Kölner und "Afrikaner" versammele.

Auch bei ihrer aktueller Premiere "Gli Uccellatori" kämen die Künstler aus den unterschiedlichsten Ländern, erzählt Opernintendantin Birgit Meyer. Wobei sie sich etwa bei südkoreanischen Sängern frage: "Wie kommen die auf unsere Musik?" Doch wenn sie wie in "Rigoletto" zwei so großartige armenische Sänger erlebe, empfindet sie es als "großes Glück, wenn das so klappt und zusammenwächst".

Neue Perspektiven

Yilmaz Dziewior stellte noch einmal seinen Plan vor, "einen anderen Blick" auf die Sammlung des Museum Ludwig werfen zu lassen. "Neue Perspektiven zu schaffen, ist unsere Aufgabe." Und es sei auch nicht schlimm, "wenn dann mal weniger Zuschauer kommen". Die Frage einer Internationalität sieht Stefan Bachmann für das Schauspiel nicht per se gegeben. Die Hauptsprache sei zwar "klar und eindeutig Hochdeutsch" und Ziel des Stadttheaters "nicht austauschbar zu sein". Doch er stellte einen Projektabend in Aussicht "zu Deutschland und den Kolonien, zur Geschichte, die hinter den Zweiten Weltkrieg zurückreicht".

Den weißen Elefant im Raum brachte schließlich erst ein Zuschauer konkret ins Spiel, als er meinte, dass der Diskurs, den die Akademie in den letzten fünf Jahren angeschoben habe, finanziell unerwünscht zu sein scheine. Darauf konnten die Teilnehmer auf dem Podium naturgemäß nicht gut reagieren. Und die kulturpolitischer Sprecher eier Reihe von Parteien saßen zwar im Publikum, hielten sich aber mit öffentlichen Äußerungen zurück.

So ging dann ein gut gemeinter Abend ohne allzu großen Erkenntnisgewinn zu Ende.

Duttas erstes Programm

Ihren Anspruch, das Programm der Akademie mehr mit der Stadt zu vernetzen, setzt Madhusree Dutta gleich mit ihrem ersten Aufschlag um: Mit "Akademie X Ebertplatz" soll der zuletzt viel diskutierte Platz mit einem Performanceabend belebt werden (6.4., 19 Uhr).

Im Academy Space zeigen ab dem 19. April verschiedene internationale Künstler Arbeiten, für die sie sich mit dem "Global Positioning System", kurz GPS beschäftigt haben. Eine Diskussionsrunde beschäftigt sich mit "Künstlern als Historiker", bei einem zweitägigen Symposium geht es um "Rethinking Locality" - wobei die Akademie trotz anvisierter Vermittlerrolle selber keine Übersetzung liefert. Die grobe Übertragung "den Begriff des Ortes und der Nachbarschaft überdenken" könnte auf die Theorielastigkeit der Veranstaltung hindeuten. Komplettes Programm unter academycologne.org (HLL)

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