AusstellungAachen zeigt „Jean-Baptiste Camille Corot - Ein Poet der Landschaft“

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Corot

Typisch für Camille Corot ist "Frühling in den Weiden" mit seiner zurückgenommenen Farbigkeit, dem fedrigen Blattwerk und den wie Miniaturen wirkenden Menschen.

Aachen – "Alles ist unentschieden, alles wogt, alles schimmert in Nebel und Licht", schrieb der Kritiker Théophile Gautier 1874 über das Spätwerk von Camille Corot (1796-1875). Und just aus dieser spannendsten Phase des französischen Künstlers zeigt das Aachener Suermondt-Ludwig-Museum nun 13 meisterhafte Gemälde.

Die Schau "Jean-Baptiste Camille Corot - Ein Poet der Landschaft" verdankt sich dem 50-jährigen Jubiläum der Partnerschaft der Karlsstadt mit Reims, dessen Musée des Beaux-Arts die Werke ausleiht. Fast allen ist die eher kühle Palette gemeinsam, ein fast monochromes Grau-Grün, das etwa die "Allee im Wald von Wagnonville" magisch schillern lässt.

Der gebürtige Pariser, der mit 26 den Tuchhandel zugunsten der Malerei aufgab, gilt als Hauptvertreter der Schule von Barbizon, war Lehrer von Camille Pissarro und wichtiger Vorläufer des Impressionismus. Auch er hatte das damals obligatorische Italien-Erlebnis: Rom mit seinem unvergleichlichen Licht und den Zeugnissen großer Geschichte.

Doch für die Barbizonmaler ist es passé, Landschaften mythologisch oder allegorisch aufzuladen. Sie fangen außerhalb ihrer Ateliers möglichst spontan Stimmungen ein, was kaum jemandem so subtil gelingt wie Corot. Mit Schemel und Schirm geht er ins Freie, und sein flüssig-zarter Strich bei dickem Farbauftrag gibt den Gemälden gleichermaßen Finesse wie Tiefe.

Rote Mütze als apartes Leuchtzeichen

Das Blattwerk der Bäume verschwimmt zu fedrigen, scheinbar schwerelosen Gebilden, und die Menschen schrumpfen zu anonymen Miniaturen. Wobei meist die rote Kappe einer Person das einzige Leuchtzeichen setzt. Die Natur ist hier der unangefochtene Hauptdarsteller - nicht als bedrohliche Macht, sondern als unzerstörbar wirkendes Idyll. Darin sind die "Wäscherinnen am Ufer" ebenso geborgen wie die Rastenden, die sich wie hingegossen der Muße hingeben. Zeit scheint hier ohnehin keine Rolle zu spielen.

"Ein Bach bei Beauvais" zeigt delikateste Schattenspiele, Honfleur badet im Zwielicht, während "Der Windstoß", der hier von rechts in den Bäume fährt, für einen der seltenen dramatischen Momente sorgt.

Dann wieder perfekte Balance: Mondlicht auf dem Wasser und in den Bäumen, ein Paar im Boot und ganz im Hintergrund ein schwach beleuchtetes Haus. "Der See, Nachtstimmung" heißt dieses vielleicht schönste Bild der kleinen, feinen Schau, für die das Kaminzimmer im Museum eigens taubenblau gestrichen wurde.

Bis 30. Dezember, Di-So 10-17 Uhr geöffnet. Wilhelmstraße 18, Aachen.

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