Da meckert ja der GaysbockPremiere im Scala-Theater: „Do laachs do dich kapott“

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gaysbock hennes

Verliebte Viecher: Gaysbock Hennes (Maximilian Wieler) und Hahn Hannes (Ralf Hubertus Borgatz)

Köln – „So eine Schei.. mache ich nicht!“ war Ralf Hubertus Borgartz’ Reaktion, als ihm sein Mann Arne Hoffmann vor ziemlich genau 20 Jahren vorschlug, sich doch bei Walter Bockmayer zu bewerben. „Und sehen Sie: Jetzt stehe ich immer noch hier!“ erzählt er lachend. Aber er hat auch allen Grund dazu: Das von ihm und Hoffmann seit vier Jahren geleitete Scala Theater brummt. In der letzten Spielzeit war es praktisch unmöglich, an Karten zu kommen. Und das neue Stück „Do laachs do dich kapott“ ist jetzt schon bis Weihnachten ausverkauft. Dabei war erst am Donnerstagabend Premiere!

Aber kein Wunder, dass die Fans dieses modernen Volkstheaters die Komödien-Katze im Sack kaufen! Denn Borgartz streichelt die Kölsche Seele derart gekonnt, dass selbst BM und SU (und vielleicht auch D) begeistert schnurren. Dreh- und Angelpunkt: Im Karneval oder jecken Sunnesching erprobtes Liedgut befeuert eine Geschichte mit grobgeschnitzten Charakteren, die der Chef des Hauses seinem Stammensemble auf die mal üppigen, mal durchtrainierten Leiber und Stimmbänder geschrieben hat.

Und wer den Titel gebenden Song noch im Ohr hat, weiß: Diesmal geht’s auf einen Campingplatz. Der liegt in der Eifel, genau gesagt in Sankt Kimmenich an der Fimmsch. Hier sprudelt eine angebliche Heilquelle, die Heiderose De Halsnitvoll (Elke Schlimbach), ihres Zeichens „ein hohes Tier“ bei der Stadt Köln, der resoluten Zeltplatz- und Hof-Besitzerin Griet Kleinapfel (Sophie Russel) und ihrem Vater (Arne Hoffmann) abspenstig machen will. Im Schlepptau der Kölschen Klünglerin reist Jan vom Pferd (Borgartz selbst), der, wie sich herausstellt, mal was mit Griet hatte. Die unbedarfte Touristin Sieglinde Ärmsau (Hilde Schmitz) halten alle plötzlich für die neue Trainerin des FC, der hier sein Trainingscamp aufgeschlagen hat.

Als würde es nicht reichlich Basis für Verwirrung geben, zieht Borgartz eine zweite Ebene ein und lässt die Tiere des Bauernhofes sich in ihrem eigenen Heckmeck verheddern – mittendrin der „Gaysbock“ namens Hennes (Maximilian Wieler). Und wie man es aus dem Scala kennt: Der Humor kuschelt eher unter der Gürtellinie als darüber, ohne allerdings ins Ordinäre abzugleiten. Dafür sorgt nicht zuletzt das gerüttelt Maß an Selbstironie, das dankenswerterweise Einstellungsvoraussetzung zu sein scheint.

Gut, dass bei diesem in zum Teil breitestem Kölsch dargebotenen Hin und Her musikalische Atempausen sind. Die laden mal zum Mitsingen ein, mal lassen sie einem nur den Mund offen stehen, so großartig sind sie gesungen. Elke Schlimbach fügt ihren zahlreichen Glanznummern der letzten Jahre mit „Bei uns doheim“ von den Fööss und Carolin Kebekus’ kölscher Version von Adeles „Hello““ zwei weitere Perlen hinzu. Und Neuzugang Maximilian Wieler veredelt Brings’ „Liebe gewinnt“ zur Musical-Hymne und peppt den „Höhnerhoff Rock“ mit einem Saxophon-Solo auf. Der meisten Nummern sind eher nostalgisch als aus der letzten Session und werden vom Ensemble gesungen. Der musikalischen Leiter Christian Wilke hat Klassiker wie „Dat Wasser von Kölle“ mit hübsch kniffeligen Arrangements verziert.

Gibt es da überhaupt was zu meckern – außer man ist eine Ziege?

Drei Stunden inkl. Pause. Do, Fr, Sa, jeweils 19.30 Uhr, So 17.30 Uhr. Karten bei KölnTicket (0221/2801) oder im Theater (0221/ 420 7593). Dort gibt es auch immer wieder Restkarten. 

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